Inhaltsverzeichnis: Volker Rittberger: Einführung: Grundprobleme der Konfliktbeilegung und Friedenskonsolidierung mit besonderer Berücksichtigung der Konfliktherde auf dem afrikanischen Kontinent (5-11); Jochen Hippler: Thesen zu Post-Conflict Peacebuilding und militärischer Intervention (12-18); Andreas Mehler: Vorher = Nachher? Die schwierigen Aufgaben von "post-conflict peacebuilding" in Afrika (19-26); Wolf-Christian Paes: Darfur: Konfliktlinien und Lösungsstrategien (27-34).
Am 23. September 2005 wurde von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST) in Kooperation mit den Evangelischen Akademien in Deutschland e.V. (EAD) in Berlin ein erster Workshop zum Verhältnis von "Religion und Konflikt" durchgeführt, der von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) gefördert wurde. Beteiligt waren rund 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Politikwissenschaft, Soziologie, Religionswissenschaft und Theologie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Religion und Konflikt beschäftigen. Unter den Teilnehmern bestand Übereinstimmung darin, dass die deutsche Friedens- und Konfliktforschung den Zusammenhang zwischen religiösen Motiven und Konflikteskalationen bzw. -deeskalationen bisher nur unzureichend behandelt und vornehmlich den eskalierenden Einfluss untersucht, obwohl das Thema in hohem Maße aktuell ist. Am 12. und 13. Mai 2006 fand ein zweiter, ebenfalls von der DSF geförderten Workshop in der Evangelischen Akademie Loccum statt. Das Thema des Workshops lautete "Wissenschaftliche Leitlinien zur Analyse konflikteskalierender und -deeskalierender Wirkungen von Religionen im Rahmen eines Forschungsverbundes". Die Diskussion fand in einem erweiterten Kreis statt, der etwa zur Hälfte aus Teilnehmern des ersten Workshops und zur Hälfte aus neuen Personen bestand, die zum einen weitere Disziplinen wie die Rechtswissenschaft und zum anderen in Konfliktländern tätige kirchliche Akteure vertraten. Der vorliegende Beitrag fasst die Diskussionen und zentralen Ergebnisse dieses zweiten Workshops zusammen. (ICD2)
"Die Hoffnungen auf die Befriedung lang anhaltender Kriege haben sich nicht erfüllt. Im Gegenteil - das Kriegsgeschehen ist nach dem Ende des Ost-West-Konflikts weltweit u.a. durch die Fragmentierung und Privatisierung der Gewalt komplexer geworden. Dies gilt auch für Konflikte, die lange Zeit nur von Regionalspezialisten erforscht wurden. Kolumbien ist 'Schauplatz' des ältesten Krieges in Lateinamerika. Im Kontext der Debatte um die 'neuen' Kriege, Kriegsökonomien und Staatszerfall ist der Krieg in dem Andenstaat auf ein breiteres Interesse gestoßen, weil er zahlreiche Charakteristika aufweist, die in den genannten Forschungszweigen thematisiert werden. Dazu zählen die spezielle Verbindung von kriegsförderlich wirkenden strukturellen Rahmenbedingungen und Akteurskonstellationen, wie die vor allem auf dem Drogenanbau und -handel basierende Kriegsökonomie, ein hybrides politisches System und defizitäre staatliche Strukturen. Obwohl sich der vorliegende Beitrag vor allem mit der politischen Gewalt beschäftigt, weil sie eine zentrale Rolle hinsichtlich der stagnierenden Transformation des politischen Systems und der staatlichen Rahmenbedingungen spielt, zeichnet sich der kolumbianische Konflikt durch die symbiotische Verbindung verschiedener Gewaltformen aus, deren Entstehen durch staatliche und private Akteure hervorgerufen bzw. gefördert wurde. Die vorliegende Publikation zeigt auf, dass es zwar keinen 'Königsweg' zum Frieden in Kolumbien gibt, dass sich aber durchaus auf verschiedenen Ebenen Ansatzpunkte herausarbeiten lassen, die zur Verringerung und Einhegung der Gewalt beitragen könnten. Auf der Mikroebene geht es darum, bestehende zivile Ansätze zu stärken und auf der nationalstaatlichen Ebene um eine Konsolidierung und Ausdehnung von Reformprozessen, die den Rahmen für einen gesellschaftlichen Dialog über Demokratisierung, Rechtsstaatlichkeit, Aussöhnung und Gerechtigkeit darstellen. Eine Politik der Gewaltreduzierung müsste aber auch die Rolle externer Akteure und insbesondere deren Verstrickung in Schattenglobalisierung und Kriegsökonomien reflektieren. Ein solchermaßen integriertes Vorgehen könnte einen Beitrag zur Eindämmung der politischen Gewalt leisten, die über deren Formwandel hinausgeht." (Autorenreferat)
"Der erdnahe Raum wird zunehmend von Raumfahrt treibenden Staaten für vielfältige zivile, kommerzielle aber auch für militärische Zwecke genutzt. Insbesondere für global agierende Streitkräfte wie z.B. die der USA oder für die Verifikation von Rüstungskontrolle sind Weltraumanwendungen wie Kommunikation, Fernerkundung oder Navigation unverzichtbar. Bisher ist der Weltraum 'frei von Waffen' geblieben, die Ziele im All oder direkt auf der Erde bedrohen könnten. Heutige Satelliten haben lediglich 'passive Funktionen', d.h. sie sind nicht in der Lage, gezielt gegnerische Satelliten 'auszuschalten'. Die USA und Russland sind nach über fünfzigjähriger Rüstungskonkurrenz im All militärisch führend, haben es trotz einiger Versuche jedoch vermieden, Weltraumwaffen (WRW) stationierungsreif einzusetzen. WRW sind Objekte, die sich im Weltraum befinden oder in den Weltraum wirken und Satelliten beschädigen oder zerstören. In den USA gibt es eine anhaltende Debatte bezüglich der nächsten Schritte zur Einführung von WRW. In den US-Streitkräften werden institutionelle, organisatorische und budgetäre Weichen für eine verstärkte Integration des Weltraums in die Kriegführung der USA gestellt. Die Europäische Union wird den erdnahen Raum zukünftig verstärkt sicherheitspolitisch nutzen. Russland verfügt im Prinzip über ein veraltetes auf der Erde stationiertes ASAT-System. China werden Aktivitäten auf dem Gebiet WRW nachgesagt. Drei Gründe sprechen gegen eine Bewaffnung des Weltraums: Zum einen sind WRW teuer und ineffizient. Um große Bereiche des Weltraums zu schützen, benötigt man viele Systeme, die gestartet, manövriert und gewartet werden müssen. Darüber hinaus müssen funktionsfähige WRW getestet werden. Waffentests oder der reale Einsatz gegen Satelliten im Weltraum erhöhen die Menge an 'Weltraumschrott' dramatisch. Zum dritten haben die USA am meisten zu verlieren, wenn sich weitere Staaten zur Stationierung von WRW entschließen. Eine Weltraumbewaffnung könnte militärische Schritte weiterer Akteure provozieren, die bisher nicht an WRW interessiert sind - ein 'Wettrüsten im Weltraum' wäre die wahrscheinliche Konsequenz. Solch eine 'Konkurrenz im All' würde enorme Ressourcen binden und Rivalitäten in den Weltraum tragen. Ein verschärftes Klima des Misstrauens in den internationalen Beziehungen wäre die Folge. Die internationale Staatengemeinschaft sollte völkerrechtlich verbindliche Schritte unternehmen, um den Status der Waffenfreiheit des Weltraums zu erhalten. Ziel sollte die Schaffung eines verbindlichen, verifizierbaren Verbotsregimes für alle Arten von WRW sein. Auf dem Weg dorthin sind diverse vertrauensbildende Maßnahmen ebenso denkbar wie erste institutionelle und technische Schritte wie die Verbesserung der 'Space Surveillance' oder die Schaffung einer UN-Weltraumagentur. Die UN und die EU sollten auf dem Sektor der Rüstungskontrolle gestaltend tätig werden und Schritte zur Stärkung des Weltraumvertrages einleiten, zumal dieser im Jahr 2007 vierzig Jahre alt wird." (Textauszug)
"Dieses Forschungsprojekt sollte ein deutliches Desiderat der deutschsprachigen Forschung beheben - nämlich die Geschichte der Kriegsberichterstattung näher zu untersuchen. Mit dem Vergleich der Situation zu Beginn und zu Ende des 20. Jahrhunderts sollten zudem langfristige Trends, strukturelle Konstanten und Variablen erkennbar werden, die helfen können, gegenwärtige und zukünftige Kriegsberichterstattung besser einzuschätzen und sie gegebenenfalls auch zu verändern. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Kriegsberichterstattung am Anfang und Ende des 20. Jahrhunderts auffällige Gemeinsamkeiten aufweist. Technische Innovationen haben zwar dafür gesorgt, dass nicht nur die Herstellung und Verarbeitung von Fotos und Filmen um einiges vereinfacht und beschleunigt worden ist. Das daraus resultierende Problem aber, dass den Berichterstattern immer weniger Zeit zur Verarbeitung ihrer Erlebnisse und Informationen bleibt, kannten Reporter im Südafrikanischen Krieg genauso wie jene hundert Jahre später im Irak-Krieg. Kritische Diskurse über die vermeintlich negativen Auswirkungen sind kein neues Phänomen. Die Motivation der Kriegsberichterstatter ist in wesentlichen Punkten unverändert geblieben: Abenteuerlust, der Wunsch nach Anerkennung und die Hoffnung, Karriere zu machen. Dagegen hat sich das kommunizierte Selbstbild stark verändert. Um 1900 war das Bild des Augenzeugen vorherrschend, der dem Publikum zu Hause das spannende Geschehen auf dem Kriegsschauplatz möglichst interessant zu schildern suchte. Nicht wenige waren kriegsbegeistert. Nach den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts verstehen sich Berichterstatter heute eher als Aufklärer, als journalistische Agenten der 'Wahrheit'. Davon zeugen nicht zuletzt die zahllosen Selbstzeugnisse der Journalisten, in denen der Umgang mit den besonderen Umständen eines Krieges seit jeher einen wichtigen Platz einnimmt. Die somit betriebene Personalisierung der Kriegsberichterstattung macht einen wesentlichen Teil ihrer Glaubwürdigkeit aus. Sie nutzt den Medien so sehr wie den Kriegsparteien. Es gibt also deutliche Kontinuitäten in der Kriegsberichterstattung der letzten hundert Jahre und - insbesondere im Selbstbild der Journalisten - vergleichsweise wenige, wenn auch nicht unwichtige, Veränderungen. Letztere scheinen zumeist Folgen der Erfahrungen aus den verheerenden Kriegen des 20. Jahrhunderts zu sein. Es ist eine dringende Empfehlung dieses Projektes, genauer zu untersuchen, welchen Einfluss die beiden Weltkriege auf die Veränderungen hatten, die hier zwischen dem Beginn und dem Ende des 20. Jahrhunderts ausgemacht werden konnten." (Textauszug)
"Im Mittelpunkt des Projektes stand die Auseinandersetzung mit der Frage, welche Rolle externe wirtschaftliche Akteure bei der Entstehung, für das Andauern und für die Beendigung von bewaffneten Konflikten in Kriegsökonomien in Subsahara-Afrika haben. In Anlehnung an Philippe Le Billon wurde eine Bürgerkriegsökonomie als ein System zur Produktion, Mobilisierung und Verteilung von Ressourcen zur Aufrechterhaltung von Gewalt definiert. Im Gegensatz zur Kriegswirtschaft in modernen Industriegesellschaften in Europa und Nordamerika, die bei der Beschaffung von militärischen Ausrüstungsgegenständen weitgehend unabhängig vom Weltmarkt sind und die bei der Versorgung der Streitkräfte auf einen zentralistisch-bürokratischen Verwaltungsapparat zurückgreifen, spielen in vielen Staaten der so genannten Dritten Welt externe ökonomische Faktoren eine wichtige Rolle. Die folgenden Konflikte wurden im Rahmen von Fallstudien untersucht (in Klammern jeweils der Untersuchungszeitraum): Angola (1992-2002); Côte d'Ivoire (2002 - heute); Demokratische Republik Kongo (DRK) (1998 - heute); Guinea (2000-2001); Liberia (1997-2004); Nigeria/ Niger Delta (2003 - heute); Sierra Leone (1991-2002); Somalia (1988 - heute); Sudan/ Südsudan (1989 - heute). Dabei wurde in allen Fällen ein gemeinsamer Analyserahmen zugrunde gelegt, der sich an den folgenden Leitfragen orientierte: 1. Welche Bedeutung haben Rohstoffe als Konfliktgegenstand und externe Finanzierungsquelle für die Fortführung kriegerischer Aktivitäten in Bürgerkriegsökonomien in Subsahara-Afrika? 2. Welche Bedeutung haben externe Akteure für die Fortführung kriegerischer Aktivitäten in Bürgerkriegsökonomien in Subsahara-Afrika? 3. Welche Optionen zur Beeinflussung des Verhaltens externer Akteure bestehen und wie sind sie einzuschätzen? Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass international vermarktbare Rohstoffe ein wesentlicher Faktor für die Kriegsfinanzierung in Afrika sind. Die Zusammenhänge zwischen Rohstoffen und Konflikten sind jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich und häufig nicht von anderen Konfliktursachen zu trennen. Die Analyse der Fallstudien zeigt deutlich, dass auch Auseinandersetzungen, die in der Öffentlichkeit primär als Ressourcenkonflikte wahrgenommen werden (Angola, DRK, Sierra Leone, Sudan) durch eine komplexe Mischung von Faktoren bestimmt werden und nicht auf die Ausbeutung von Bodenschätzen reduziert werden sollten." (Textauszug)