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"Der Artikel behandelt das Verhältnis von Geschlecht und Sozialpolitik vor und in den prägenden Phasen der europäischen Wohlfahrtsstaaten. Er analysiert die der Abtreibungs- und Verhütungspolitik zugrunde liegenden Motive, wie sie in den parlamentarischen Debatten der Zeit deutlich werden. Die französische Politik war ein Teil des französischen Pronatalismus, dieser wiederum Bestandteil des französischen Republikanismus, des hegemonialen politischen Diskurses, der die moderne französische Demokratie begründete. Die schwedische Politik war anfangs eine moralische Reaktion gegen das moderne städtische Leben. Später wurde sie Bestandteil der wohlfahrtsstaatlichen Reformen, die durch den Geist des 'social engineering' und das Vertrauen in die medizinische Wissenschaft als Leitlinie für soziale Maßnahmen geprägt waren. In beiden Ländern wurde in der Abtreibungs- und Verhütungspolitik das weibliche Geschlecht 'naturalisiert' und das männliche sozialisiert. Frauen betrachtete man als Wesen, die durch ihre Fähigkeit zur Reproduktion bestimmt oder verpflichtet waren, sich dieser zu unterwerfen. Nur Männern wurde eine Sexualität jenseits der Reproduktion zugesprochen, aber die Politik versuchte ihnen zu vermitteln, dass sie Sexualität auf eine bestimmte Weise zu nutzen hatten. Die an Männer gerichtete Politik hatte generellen Charakter und enthielt Anreize; die an Frauen gerichtete war individuell und repressiv. Die Autorin interpretiert dies als Resultat einer unterschiedlichen Sicht auf die Geschlechter als Staatsbürger. Die schwedische und französische Abtreibungs- und Verhütungspolitik des frühen 20. Jahrhunderts produzierte und reproduzierte diesen Unterschied: Männer waren Staatsbürger, Frauen waren Mütter." (Autorenreferat)