Nota de la traducción: el siguiente texto fue escrito por Joseph Jurt expresamente como introducción para su libro Naciones literarias. Una sociología histórica del campo literario (Villa María, Eduvim, 2014, Colección Entreculturas), compilación de artículos traducida y publicada por el Programa de Historia y Antropología del IDACOR (CONICET/ UNC). Finalmente no integró esa edición, pero por su riqueza e interés lo compartimos aquí. Presenta una síntesis de los problemas analíticos abordados en el libro en torno a la noción de campo literario y sus relaciones con los campos político, científico y artístico, así como sobre la lógica del campo de la recepción.Abstract This article was originally written by Joseph Jurt expressly as an introduction to Naciones literatias. Una sociología histórica del campo literario (Literary Nations. A historical sociology of the literary field), a compilation of texts translated and published by IDACOR (CONICET / UNC) Program of History and Anthropology in its book series Entreculturas (Villa Maria, Eduvim, 2014). Finally this text did not integrate the book, but for its richness and interest we decided to share it in the RMA. It presents a synthesis of the analytical issues addressed in the book about the notion of literary field and its relations with the political, scientific and artistic fields, as well as the logic of the fields of reception.
Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekommene deutsche Reich. Die Globalisierung dient andererseits der allgemeinen Charakterisierung supranationaler Verflechtungen: internationale Wirtschaftsbeziehungen, transnationale soziale und politische Interessen, die der Gründung vieler Bewegungen, Parteien und Organisationen beigeholfen haben, sowie der Zuwachs der wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit, der von einer "Gelehrtenrepublik" träumen lässt. Die Neugier für die Welt und die anderen Nationen sowie der Stolz über eigene nationale Errungenschaften kommen besonders in dem kulturellen Phänomen der Weltausstellungen hervor. In dem Bild einer modernen und internationalen Gesellschaft spielt Deutschland eine große Rolle. Für die westeuropäischen Gelehrten ist es das Land, das mit seinen dynamischen Hochschulen den Ton in der Wissenschaft gibt. Es ergibt sich ein komplexes Bild. Ein solches Bild ist ein Konstrukt, der eine implizite Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Anderen und der eigenen Kultur voraussetzt. Aus diesem Grund darf eine eingehende Analyse Fremdbilder, die zugleich Selbstbilder sind ("Auto-heteroimage"), nicht nur ideengeschichtlich die Aussage der Akteure betrachten. Vielmehr soll sie mit deren intellektueller und institutioneller Umwelt vertraut machen. Mein Beitrag konzentriert sich auf solcher Bilderkonstruktion von Historikern, die den Nachbarländern, Belgien, Frankreich und den Niederlanden gehören. Im Vordergrund stehen die reflexiven Wahrnehmungen führender Historiker, die die Modernisierung des Faches Geschichte in den jeweiligen Ländern vorangetrieben haben: Der französische Historiker Ernest Lavisse, der Belgier Henri Pirenne und der Niederländer Petrus Johannes Blok. Ihre Aussagen werden mit denen ihrer Schüler und Kollegen vervollständigt und nuanciert und selbstverständlich kontextualisiert. Es handelt sich meistens um Mediävisten und Historiker der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die für die Internationalisierung des Faches gesorgt haben. Aus dem geschichtswissenchaftlichen Diskurs der Zeitspanne zwischen dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem Ersten Weltkrieg 1914-18 kommen m. E. drei Hauptbilder Deutschlands hervor: Deutschland als Land der Wissenschaft, die These der 'zwei' Deutschland und das 'junge' Deutschland. In dem Vortrag wende ich mich den zwei Ersteren zu. Noch eine Bemerkung zur Logik der Bilderkonstruktion. Sie hängt von vielen Quellen ab, die aus geschichtlichen Übertragungen, zeitgenössischen Berichten und Klischees entstehen. Oft ist diese Konstruktion mit eigener Erfahrung gebunden. Die Logik der Bilderkonstruktion ist dynamisch: die Wahrnehmung des Anderen ist höchst kontextabhängig und ändert sich mit der Zeit. In den Verhältnissen zwischen zwei Ländern kommen historische Ereignisse sowie der Grad der Betroffenheit einer Generation oder einer Person durch geschichtliche Erfahrung (wie etwa ein Krieg) und deren ideologische Orientierung in Frage. Die Bilderkonstruktion setzt eine Beziehung voraus: Sie entsteht im Vergleich zwischen dem eigenen Bild und dem des Anderen. Dadurch enthält sie eine Selbstreflexivität, die allerdings meistens unthematisiert bleibt. Oft ist das Bild zweideutig: zum Beispiel, viele Darstellungen französischen Autoren über Deutschland sind durch eine Hass/Liebe oder Faszination/Abwehr Verhältnis gekennzeichnet. Schließlich ist die Logik der Bilderkonstruktion pragmatisch oder intentional: Das entstandene Bild soll einen Wirkungseffekt (auf den Leserkreis oder auf den Publikum) haben. Variabilität, Selbstreflexivität, Zweideutigkeit, Intentionalität und Pluralität bilden heuristische Kategorien, die dazu dienen können, die Verschiedenartigkeit Fremd- und Selbstbilder zu thematisieren. Diese Kategorien verstehen sich nicht als rein deduktiv; sie ergeben sich aus dem Prozess theoretischer und empirischer Lektüre sowie aus der Praxis eines konstanten Vergleichs von Texten aus unterschiedlichen nationalen Kulturen. Die Logik der Bilderkonstruktion führt zum Schluss, dass es kein einheitliches Bild des Anderen in einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit gibt. Es kann höchstens von dominanten Bildern gesprochen werden.
Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekommene deutsche Reich. Die Globalisierung dient andererseits der allgemeinen Charakterisierung supranationaler Verflechtungen: internationale Wirtschaftsbeziehungen, transnationale soziale und politische Interessen, die der Gründung vieler Bewegungen, Parteien und Organisationen beigeholfen haben, sowie der Zuwachs der wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit, der von einer "Gelehrtenrepublik" träumen lässt. Die Neugier für die Welt und die anderen Nationen sowie der Stolz über eigene nationale Errungenschaften kommen besonders in dem kulturellen Phänomen der Weltausstellungen hervor. In dem Bild einer modernen und internationalen Gesellschaft spielt Deutschland eine große Rolle. Für die westeuropäischen Gelehrten ist es das Land, das mit seinen dynamischen Hochschulen den Ton in der Wissenschaft gibt. Es ergibt sich ein komplexes Bild. Ein solches Bild ist ein Konstrukt, der eine implizite Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Anderen und der eigenen Kultur voraussetzt. Aus diesem Grund darf eine eingehende Analyse Fremdbilder, die zugleich Selbstbilder sind ("Auto-heteroimage"), nicht nur ideengeschichtlich die Aussage der Akteure betrachten. Vielmehr soll sie mit deren intellektueller und institutioneller Umwelt vertraut machen. Mein Beitrag konzentriert sich auf solcher Bilderkonstruktion von Historikern, die den Nachbarländern, Belgien, Frankreich und den Niederlanden gehören. Im Vordergrund stehen die reflexiven Wahrnehmungen führender Historiker, die die Modernisierung des Faches Geschichte in den jeweiligen Ländern vorangetrieben haben: Der französische Historiker Ernest Lavisse, der Belgier Henri Pirenne und der Niederländer Petrus Johannes Blok. Ihre Aussagen werden mit denen ihrer Schüler und Kollegen vervollständigt und nuanciert und selbstverständlich kontextualisiert. Es handelt sich meistens um Mediävisten und Historiker der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, die für die Internationalisierung des Faches gesorgt haben. Aus dem geschichtswissenchaftlichen Diskurs der Zeitspanne zwischen dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und dem Ersten Weltkrieg 1914-18 kommen m. E. drei Hauptbilder Deutschlands hervor: Deutschland als Land der Wissenschaft, die These der 'zwei' Deutschland und das 'junge' Deutschland. In dem Vortrag wende ich mich den zwei Ersteren zu. Noch eine Bemerkung zur Logik der Bilderkonstruktion. Sie hängt von vielen Quellen ab, die aus geschichtlichen Übertragungen, zeitgenössischen Berichten und Klischees entstehen. Oft ist diese Konstruktion mit eigener Erfahrung gebunden. Die Logik der Bilderkonstruktion ist dynamisch: die Wahrnehmung des Anderen ist höchst kontextabhängig und ändert sich mit der Zeit. In den Verhältnissen zwischen zwei Ländern kommen historische Ereignisse sowie der Grad der Betroffenheit einer Generation oder einer Person durch geschichtliche Erfahrung (wie etwa ein Krieg) und deren ideologische Orientierung in Frage. Die Bilderkonstruktion setzt eine Beziehung voraus: Sie entsteht im Vergleich zwischen dem eigenen Bild und dem des Anderen. Dadurch enthält sie eine Selbstreflexivität, die allerdings meistens unthematisiert bleibt. Oft ist das Bild zweideutig: zum Beispiel, viele Darstellungen französischen Autoren über Deutschland sind durch eine Hass/Liebe oder Faszination/Abwehr Verhältnis gekennzeichnet. Schließlich ist die Logik der Bilderkonstruktion pragmatisch oder intentional: Das entstandene Bild soll einen Wirkungseffekt (auf den Leserkreis oder auf den Publikum) haben. Variabilität, Selbstreflexivität, Zweideutigkeit, Intentionalität und Pluralität bilden heuristische Kategorien, die dazu dienen können, die Verschiedenartigkeit Fremd- und Selbstbilder zu thematisieren. Diese Kategorien verstehen sich nicht als rein deduktiv; sie ergeben sich aus dem Prozess theoretischer und empirischer Lektüre sowie aus der Praxis eines konstanten Vergleichs von Texten aus unterschiedlichen nationalen Kulturen. Die Logik der Bilderkonstruktion führt zum Schluss, dass es kein einheitliches Bild des Anderen in einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit gibt. Es kann höchstens von dominanten Bildern gesprochen werden.