Reaktive Aufmerksamkeit: Videoüberwachung in Berliner Shopping Mails
In: Bild - Raum - Kontrolle: Videoüberwachung als Zeichen gesellschaftlichen Wandels, S. 156-173
Der Beitrag untersucht, ob und wie private Akteure, Shopping-Mall-Betreiber, eine Überwachungsinfrastruktur entwickeln und so Bausteine zu einer Überwachungsgesellschaft liefern. Neben einer Bestandsaufnahme von insgesamt 62 Berliner Einkaufszentren wurden zur Datenerhebung heuristische Experimente zur Einschätzung der Aufmerksamkeit der Video-Überwachungssysteme (VÜ), Experteninterviews mit Managern von Shopping Malls, Leitern von Kontrollräumen und dem Sicherheitspersonal sowie kurze Arbeitsplatzbeobachtungen durchgeführt. Unter Berücksichtigung dieses Materials werden zwei Aspekte vertieft: Zunächst wird gezeigt, wie Überwachung als Verräumlichungsprozess arbeitet. Darunter werden die Einzelaktivitäten verschiedener Shopping-Mall-Betreiber verstanden, die an ausgewählten städtischen Standorten Shopping Malls mit Systemen der VÜ ausgestattet haben. Gefragt wird, ob es Anzeichen dafür gibt, dass sich ein Beobachtungs- und Kontrollnetzwerk entwickelt, und was diese Entwicklung für eine sich formierende Überwachungsgesellschaft bedeutet. Daran schließt eine Analyse der Überwachungspraxis in Shopping Malls an um zu klären, ob und wie sie in die Handlungen des Konsumenten/Besuchers eingreift. Die Ergebnisse zeigen Folgendes: Der Fokus der Überwachung in der Überwachungsgesellschaft ändert sich und bildet neue Schwerpunkte. Neben der Kontrolle und Sanktionierung abweichenden Verhaltens und der Optimierung des Betriebsablaufs könnte die Zukunft der VÜ und weiterer Überwachungstechnologien durch die Funktion gekennzeichnet sein, die "Leichtigkeit" des Konsumierens zu beschleunigen. (ICA2)