Entfremdete Körper: Rassismus als Leichenschändung
In: Postcolonial studies Bd. 4
In: Postcolonial studies Bd. 4
Der wissenschaftliche Rassismus untermauerte seine Theorien durch eine ungeheure Knochensammlung, deren Beschaffung im 19. Jahrhundert eine regelrechte Skelettomanie auslöste. Die Jagd nach den Gebeinen der anderen missachtete jede Pietät. Sie störte die Totenruhe, raubte Leichen und schändete die Körper Verstorbener, deren Überreste zur Konstruktion typischer Rassenkörper dienten. Sie sollten Devianz gegenüber der weißen Norm demonstrieren - ihre öffentliche Zurschaustellung visualisierte und popularisierte die Rassentheorien und erlaubte den Betrachtern die Akkumulation rassistischen symbolischen Kapitals. Die Beiträge des Bandes untersuchen diesen Prozess an den Beispielen von Angelo Soliman, Sarah Baartman, El Negro und Truganini.
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 53, Heft 11, S. 73-80
ISSN: 0006-4416
Die fehlende Perspektive des afrikanischen Kontinents, so der Verfasser, sieht Watson durch die mangelnde Intelligenz seiner schwarzen Bewohner begründet, die durch "alle" Analysen nachgewiesen worden wäre. Seine Unterstellung enthält zwei Prämissen, die ihren Urheber als rassistischen Hardliner ausweisen. Die eine mutmaßt, "dass die intellektuellen Kapazitäten" von Menschen, deren "Evolution geographisch getrennt" verlief, nicht "identisch" sein könnten. Die andere plädiert dafür herauszufinden, "wie Gene unsere intellektuellen Fähigkeiten beeinflussen" und "nachzuweisen", dass Natur im Gegensatz zur Erziehung eine verhältnismäßige Bedeutung zukommt. Beide Positionen stimmen mit den Einlassungen von Philippe Rushton überein, mit dem Watson die Überzeugung teilt, dass Rassen keine soziale, sondern eine natürliche Tatsache sind. Rushton besteht nach wie vor auf der unterschiedlichen Intelligenz der Rassen. Als Erklärung dafür verweist er auf ihre unterschiedliche Schädelkapazität. Sie führt er darauf zurück, dass jene Teile der Menschheit, die in grauer Vorzeit Afrika verlassen haben, durch ökologischen Druck höheren kognitiven Anforderungen ausgesetzt gewesen wären. Dadurch hätten sie entsprechend größere Gehirnkapazitäten und ein geringeres Niveau der Sexualhormone entwickelt. Während für Rushton die Rassenfrage im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht kreist Watsons Rassismus um das Zentrum der Eugenik. In Cold Spring Harbor konnte er damit an noch nicht weit zurückliegende Überlegungen anknüpfen, die selbst eine lange Tradition haben. (ICF2)
In: Einsichten. Soziologische Themen
In: Einsichten. Themen der Soziologie
Dass die Rassismusanalyse sich nicht mit »dem Rassismus«, sondern mit unterschiedlichen »Rassismen« beschäftigt, ist mittlerweile ein methodischer Gemeinplatz. Rassismus muss in seinen spezifischen sozialhistorischen Ausprägungen und konkreten Verbindungen mit anderen Formen sozialer Diskriminierung untersucht werden. Dieser Band diskutiert die dazu entwickelten Ansätze und die damit verbundenen Probleme in drei zentralen Kontexten: kategorial im Hinblick auf zentrale Begriffe der Rassismusforschung, historisch im Zusammenhang mit den Formen rassistisch bestimmter Inklusion und Exklusion und politisch in Bezug auf Methoden und Funktionen rassistischer Vergesellschaftung.
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 51, Heft 3, S. 345-354
ISSN: 0006-4416
In: Zeitschrift marxistische Erneuerung, Band 17, Heft 66, S. 132-143
ISSN: 0940-0648
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 51, Heft 7, S. 870-878
ISSN: 0006-4416
In: Hegemoniale Weltpolitik und Krise des Staates, S. 95-104
Der Beitrag erörtert den Gesellschaftsvertrag hinsichtlich seiner Ausführungen zum Umgang mit den unterschiedlichen Rassen, so dass hier vom Rassenvertrag die Rede ist. In einem historischen Rückblick zur Ausgestaltung der Herrenvolk-Demokratie, die von politischem Rassismus geprägt ist, werden folgende Punkte betrachtet: (1) der Klassenvertrag während der englischen Revolution, (2) das Denkmodell von T. Hobbes, (3) die Vertragspartner bei J. Locke, (4) die Reichweite des Rassenvertrags bei J.-J. Rousseau, (5) die gesellschaftliche Einordnung der amerikanischen Ureinwohner im Zuge der nordamerikanischen Revolution, (6) die Handhabung der Sklaverei auf Haiti seitens Frankreichs im Zuge der Französischen Revolution, (7) die Rassenideologie der europäischen Kolonialmächte in Afrika sowie (8) die rassistische Staatsbildung in Australien. (ICG)
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 51, Heft 3, S. 345-353
ISSN: 0006-4416
Als im Dezember 2005 rassistische Unruhen am Strand von Sydney Schlagzeilen machten, hatte der Begriff "Rasse" in den australischen Medien Hochkonjunktur. "Rassengewalt" und "Rassenkrieg" wurden für die wachsende Angst vor "Rassenunruhen" verantwortlich gemacht. Stimmen, die diese Begriffswahl kritisierten, waren in der Minderheit. Unter denen, die die Kategorie "Rasse" in diesem Zusammenhang für unangemessen hielten, war auch der Historiker Keith Windschuttle. Unter der Schlagzeile "Es ist kein Rassenkrieg, es ist ein clash of cultures" machte er die Politik des Multikulturalismus für die Auseinandersetzungen verantwortlich. Der vorliegende Beitrag setzt sich mit diesem Autor auseinander, weil Windschuttle den "postmodernen Kulturrelativismus" wiederholt für die "Retribalisierung" der Gesellschaft gescholten und linke Intellektuelle bezichtigt hatte, eine die australische Identität zerstörende Strategie des Multikulturalismus und der Selbstbestimmung der Aborigines ausgeheckt und mit Hilfe willfähriger Labor-Politiker durchgesetzt zu haben. Windschuttles Argumentation zeigt insgesamt, dass die Stärkung des australischen Nationalbewusstseins nicht ohne Rückgriff auf rassistische Argumente möglich ist. Den Nachkommen derer, die historisch unter der Herrschaft des Rassenrassismus als "schmutzige, geile, primitive oder zurückgebliebene" Wesen ausgeschlossen, verfolgt und gedemütigt wurden, erklärt heute der Kulturrassismus, das sei nicht in diskriminierender Absicht geschehen, sondern Ausdruck der Verteidigung eines entwickelten Wertesystems gewesen, von dem sie letztendlich auch selbst profitierten. (ICA2)
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, Band 51, Heft 7, S. 870-878
ISSN: 0006-4416
Der Autor kommentiert die politischen Entwicklungen auf der Marshall-Insel Bikini, wo am 1. Juli 1946 der erste von insgesamt 23 Atomwaffenversuchen stattfand. Er problematiert die Vertreibung und Versklavung der Inselbewohner, die er als "Plünderung im Paradies" bezeichnet. Er diskutiert ferner die Folgen eines ökologischen Imperialismus, die bis in die heutige Zeit reichen, denn Ende der 1980er Jahre wurden neue Pläne zur Verwertung des verstrahlten Atolls entwickelt, die u.a. zu einem "Nukleartourismus" und zu einer sexistischen Ausbeutung der Inselbevölkerung führten. (ICI)
In: Zeitschrift marxistische Erneuerung, Band 16, Heft 63, S. 157-169
ISSN: 0940-0648
In: Grenzenlose Vorurteile: Antisemitismus, Nationalismus und ethnische Konflikte in verschiedenen Kulturen, S. 17-40
Der Verfasser setzt sich mit der historischen Kontinuität des Rassismus auseinander. Als besonders erschreckend werden antisemitische und antiaufklärerische Verdikte aus dem 19. Jahrhundert vorgestellt, so von Achim von Arnim und Johann Gottlieb Fichte. Die Legitimation sozialer Differenz durch der Natur zugeschriebene Ungleichheit hat jedoch eine längere Geschichte, wie der Verfasser am Beispiel der griechischen Antike zeigt. Opfer im weiteren Sinne rassistischen Denkens sind nicht nur Juden, sondern auch andere Völker ("Neger", Barbaren), Unterschichten und niedere Klassen (Sklaven) und Frauen. Gemeinsam ist diesen ideologischen Zuschreibungen der Umgang mit der Frage, inwieweit jemand ein Mensch sei. Antisemitismus, Sexismus, Nationalismus und Klassendünkel bedienen sich der Argumentationsmuster, die der Rassenbegriff als Leitbegriff rassistischer Diskriminierung bereitstellt. (ICE2)
In: Zeitschrift marxistische Erneuerung, Band 13, Heft 52, S. 108-120
ISSN: 0940-0648