Christine Schweitzer: Introduction - Civilian peacekeeping. A barely tapped ressource (7-16); Rolf Carrière: The world needs 'another peacekeeping' (17-24); Tim Wallis: Best practices for unarmed civilian peacekeeping (25-34); Rachel Julians: Peacekeeping with nonviolence: protection strategies for sustainable peace (35-42); Christine Schweitzer: Humanitarian protection as an additional function of humanitarian, development and peace projects - or rather a task requiring experts? (43-52); Christine Schweitzer: The responsibility to protect: towards an expanded role for global civil society (53-64).
Nach der herrschenden, "politisch korrekten" und mainstream-konformen Darstellung entführten am 11. September 2001 19 islamistische Terroristen, die dem von den Taliban unterstützten Al Qaida-Netzwerk angehörten, vier Passagiermaschinen. Zwei der Flugzeuge steuerten sie ins World Trade Center, das dritte in das Pentagon; das vierte Flugzeug stürzte in der Nähe von Shanksville, Pennsylvania, ab. Noch am Abend der Anschläge diente dieses Narrativ Präsident Bush und seinem Kriegskabinett, ohne Beweise und vor Aufnahme von polizeilichen Ermittlungen, zur Kriegsbegründung gegen Al Qaida und das Afghanistan der Taliban. Aufgrund zahlreicher Ungereimtheiten und Auslassungen in dem nach rund drei Jahren vorgelegten offiziellen Untersuchungsbericht sowie aufgrund erheblicher Intransparenz und eines beträchtlichen behördlichen Obstruktionismus bei der amtlichen Aufklärung sahen sich linientreue Politiker und Leitmedien - in den USA schon bald, mit geringer Verzögerung dann auch welt-weit - mit zunehmender Skepsis konfrontiert. Diese Skepsis hat sich als Truth Movement in diversen Zweigen organisiert und betreibt eine unabhängige Aufklärung der Terroranschläge. Für diese Graswurzelbewegung sind noch längst nicht alle Fragen zu 9/11 beantwortet: Vor allem neigt man zu einer alternativen Interpretation des Gesamtgeschehens. Sie reicht von der Annahme, dass der Krieg gegen das Afghanistan der Taliban längst beschlossen und vorbereitet war und die Anschläge lediglich den Vorwand für den Kriegsbeginn lieferten, bis zur Unterstellung einer gezielten Herbeiführung dieser Anschläge durch US-Behörden. Wie immer man das Geschehen deutet, jede Deutung ist eine politisch-mediale Konstruktion, die nachweislich die "Wahrnehmung" von Fakten durchdringt. Befeuert wird dieser Konstruktionismus durch die mehr oder weniger hintergründige Dynamik konkurrierender Interessen. In der Auseinandersetzung um die Wahrheit von 9/11 spielen auf Seiten der Elite von Anfang an die scheinbar passgenaue Einordnung des Geschehens in den etablierten Rahmen des Anti-Terror- und Anti-Al Qaida-Diskurses und die umgehende Erweiterung dieses Rahmens um die Kriegsoption eine wichtige kommunikationsstrategische Rolle. Darüber hinaus wird insbesondere auf dieser Seite "mit harten Bandagen" gekämpft. Über gleichwertige "Bandagen" verfügt das Truth Movement kaum. Auch konnte man sich bisher augenscheinlich nicht auf ein schlüssiges Framing verständigen. Ein gravierendes Problem besteht schließlich in Informationskontamination, in einer Vermischung oder Kombination von fundierter kritischer Information zur offiziellen 9/11-Lesart mit unglaubwürdigen oder emotional geächteten Thesen. Die offensichtlichen kommunikationsstrategischen Asymmetrien zwischen den Kontrahenten begünstigen zweifelsohne die herrschende Meinung zu 9/11; für eine wahrheitsgetreue Aufklärung des Geschehens aber sind sie irrelevant. Der Autor teilt die Truther-Auffassung, dass das letzte Wort zu 9/11 noch längst nicht gesprochen ist, und plädiert mit vermutlich der Mehrheit der Skeptiker- und Truther-Szene für eine unabhängige, strikt evidenz-basierte und rechtskonforme Klärung des 9/11-Geschehens im Wege einer ergebnisoffenen Neuverhandlung des Fragen-komplexes im Rahmen des Strafverfolgungs-Ansatzes. Im Hinblick auf den auch dabei unvermeidlichen Konstruktionismus wird vorgeschlagen, sich an Brunswiks kognitionspsychologischem Modell der Verarbeitung probabilistischer Information zu orientieren, das in besonderer Weise erlaubt, informationelle Komplexität und Unsicherheit in Rechnung zu stellen. Um die Interessen- und Wertgeladenheit des Fragenkomplexes zu explizieren und einer diskursiven Bearbeitung zu erschließen, wird ein Rückgriff auf elementare Konzepte und Prinzipien der Theorie der Entscheidung unter Unsicherheit empfohlen.
Das Arbeitspapier diskutiert verschiedene Konzepte konstruktiver gewaltfreier Alternativen zu militärischer Gewalt. Diese Konzepte stehen nicht gegeneinander, sondern befassen sich mit unterschiedlichen Problemen und Bedrohungen. Zivile Konfliktbearbeitung ist das umfassendste unter ihnen. Sie umfasst alle Ansätze und Verfahren, Konflikte gewaltlos zu bearbeiten bzw. zu transformieren. Ziviles Peacekeeping ist eine Methode, konkreten Bedrohungen durch Gewalttäter entgegenzutreten. Bei gewaltfreiem Widerstand geht es darum, gesellschaftlichen Wandel durch gewaltfreie Mittel zu bewirken bzw. einen Zustand, der als Unrecht wahrgenommen wird, zu verändern. Soziale Verteidigung ist ein Konzept des Widerstands gegen einen militärischen Angriff oder gegen einen Putsch. Im ersten Kapitel geht es um militärische Interventionen und deren Begründungen. Daran schließt sich im zweiten Kapitel die Frage an, welche Funktionen, die Militär heute ausübt, ersetzt werden können und sollten. Das dritte Kapitel warnt vor den Gefahren, die daraus resultieren, dass zivile Konfliktbearbeitung in verschiedenster Weise missverstanden oder instrumentalisiert kann. Das beiden letzten Kapitel stellen zwei konstruktive Alternativen näher vor, die in der Literatur bislang weniger berücksichtigt werden: Ziviles Peacekeeping und gewaltfreien Widerstand einschließlich sozialer Verteidigung.
Dieses Papier diskutiert auf der Basis von Beispielen von sieben Friedensbewegungen der letzten 110 Jahre, welchen Einfluss Bewegungen auf die Verhinderung oder die Beendigung von Kriegen gehabt haben, in die ihre eigene Regierung verwickelt war. Diese Beispiele sind: Norwegen - Schweden 1905; die Anti-Vietnamkrieg-Bewegung in den 1960er und frühen 1970er Jahren; die Bewegung gegen die Unterstützung der Contras in Nicaragua in den 1980er Jahren; die Friedensbewegung gegen atomare Aufrüstung der 1980er Jahre; der Fall der Frauen in Weiß in Liberia 2002-2003; die Bewegung gegen den Irakkrieg 1991; die Bewegung gegen den Irakkrieg 2003. Das Hauptergebnis des Vergleichs ist, dass einen Krieg zu verhindern oder zu stoppen wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe ist, die sich eine soziale Bewegung setzen kann. Mit der Ausnahme des frühen skandinavischen Falls, der ein Fall einer erfolgreichen Verhinderung von Krieg ist, beeinflussten einige der Bewegungen sowohl den Verlauf wie das eventuelle Ende des Konfliktes, aber keiner von ihnen kann zugeschrieben werden, dass sie die allein Ausschlaggebenden waren. Abgesehen davon konnte eine langfristige Wirkung der Bewegungen auf die öffentliche Meinung und auf verstärktes Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit im Hinblick auf Fragen von Krieg und Frieden und "humanitäre Interventionen" festgestellt werden, was das Verhalten von Regierungen in späteren Krisen beeinflusste.