Dieser Beitrag stellt den aktuellen Stand der Friedenspädagogik vor und fasst den Stand der wissenschaftlichen Forschung zusammen. Um den wachsenden globalen Aufgaben gerecht zu werden, fordert der Autor den Aufbau eines Kompetenzzentrums zur Friedensbildung.
Bei der Friedenserziehung geht es zum einen um die Förderung friedensorientierter und gewaltfreier Lernprozesse. Zum anderen ist Friedenspädagogik aber auch ein umfassendes, internationales Projekt mit dem anspruchsvollen Ziel, einen substantiellen Beitrag zur Etablierung einer Kultur des Friedens in den jeweiligen Gesellschaften und weltweit zu leisten. Die Friedens- und Konfliktforschung nimmt mit ihren zentralen Begrifflichkeiten wie Frieden, Konflikt und Gewalt eine herausragende Stellung als Bezugswissenschaft ein. Defizite bestehen bei der Förderung friedenspädagogischer Projekte in der Bundesrepublik Deutschland. (GB)
"Vom Fußball für das Leben lernen" - so kann das Hauptziel des Projektes "WM Schulen: Fair Play for Fair Life" überschrieben werden. In ganz Deutschland beteiligen sich 204 Schulen an diesem wohl einzigartigen Projekt. Sie bekamen per Losentscheid ein FIFA-Land als Patenland zugeteilt. Schülerinnen und Schüler sind bis zur Fußballweltmeisterschaft Botschafter für ihr jeweiliges Patenland, sie vertreten es in der Öffentlichkeit und auf dem grünen Rasen. Gleichzeitig will das Projekt bei den beteiligten Schulen das Interesse an der Umsetzung und der Aneignung des Konzeptes "Straßenfußball für Toleranz" wecken und auch die Beschäftigung mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit, weltweiter Verständigung, Gewalt und Rassismus fördern. So lernen die in das Projekt involvierten Schülerinnen und Schüler im Unterricht und in Projekten alles über die Themen "Fair Play" und "Fair Life" in der Einen Welt. Uli Jäger, hauptamtlicher Mitarbeiter und Geschäftsführer des Instituts für Friedenspädagogik Tübingen e.V., beschreibt in seinem Beitrag die Konzeption, die einzelnen Methoden des Projektes und vermittelt erste Einblicke in die konkrete Arbeit in und an den Schulen. Verf.-Referat.
Am Beginn des neuen Jahrtausends, das nach Auffassung der Vereinten Nationen mit einer Dekade des Friedens und der Gewaltfreiheit beginnen soll, erinnert der Autor an friedenspädagogische Prämissen zur Überwindung von Gewalt. Dies geschieht vor dem Hintergrund der vermeintlichen 'Kosovo-Logik' und dem Dilemma 'humanitärer Interventionen'. Im Kontext Globalen Lernens plädiert er für die Förderung und Stärkung ziviler Konfliktbearbeitung. (DIPF/Orig.)
Die drohende Klima-Katastrophe, wachsende soziale Ungleichheiten im Weltmaßstab, Migrationsbewegungen, die Eskalation ethno-politischer Konflikte, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen - diese und andere Probleme werden je nach Definition zu den durch menschliches Handeln verursachten globalen Gefährdungen gezählt. Durch sie wird nicht nur das Überleben der Menschen in einzelnen Staaten bedroht, sondern sogar das der Mehrheit der Menschen in unterschiedlichen Regionen und Kontinenten der Erde und der ihnen nachfolgenden Generationen. An respektablen politischen Erklärungen, wie solche "Menschheitsprobleme" mit gemeinsamen Anstrengungen anzugehen sind, mangelt es nicht. Ihnen ist gemeinsam, daß der Bildung eine zentrale Rolle für die Überwindung der bestehenden und drohenden Gefahrenpotentiale zugeschrieben wird. (DIPF/Orig.)
"Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes scheint die Bereitschaft von Staaten und Gesellschaften zur 'Intervention' in Konflikt- und Kriegsregionen zu wachsen. In rascher Folge beschloß der UNO-Sicherheitsrat zu Beginn der neunziger Jahre seine Zustimmung zur Entsendung von Militärverbänden beispielsweise ins irakische Kurdistan, in die Kriegsgebiete des ehemaligen Jugoslawien oder nach Somalia. Den dort von Krieg, Verfolgung und Hunger bedrohten Menschen sollte geholfen und die humanitären Hilfsmaßnahmen abgesichert werden. Vor diesem Hintergrund hat eine Diskussion darüber begonnen, - unter welchen Bedingungen das in der UNO-Charta verankerte Prinzip der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten eines Staates als überholt gelten kann, - welche Formen von (militärischen) Interventionen heute einerseits als legitim, ethisch gerechtfertigt oder friedenspolitisch sinnvoll betrachtet werden können, - ob und inwieweit andererseits humanitär begründete Interventionen (macht-)politisch mißbraucht werden. Diese Diskussion wird überlagert von prinzipiellen Überlegungen über den neuen Stellenwert von staatlichen und gesellschaftlichen Interventionen in einer zunehmend interdependenten, mit globalen Herausforderungen konfrontierten 'Gesellschaftswelt' (vgl. hierzu den Beitrag von Marion Hörmann in diesem Heft, S. 175 ff.). Auf keine der damit aufgeworfenen Fragen kann heute eine abschließende Antwort geboten werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema ist jedoch friedenspolitisch und -pädagogisch von großer Bedeutung, denn: Einerseits sind heute die politisch und militärisch Verantwortlichen mehr als je zuvor bereit zu einer deutschen Beteiligung an militärischen Interventionen; andererseits engagieren sich immer mehr Menschen mit zivilen Projekten und humanitärer Hilfe in zahlreichen Konfliktregionen." (Autorenreferat)
Covid-19 und die individuellen, gesellschaftlichen und politischen Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie stellen die Friedenspädagogik vor neue strukturelle ("Bildungskrise"), thematische ("Friedensbedrohungen") und methodische ("Digitalisierung") Herausforderungen. Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrungen muss es der Friedenspädagogik gelingen, die Attraktivität des Friedens für (junge) Menschen neu sichtbar zu machen und damit einen Beitrag zur notwendigen (Konflikt-)Transformation zu leisten. (DIPF/Orig.) ; Covid-19 and the individual, social and political measures taken to deal with the pandemic confront the peace education with new structural ("educational crisis"), thematic ("threats to peace") and methodological ("digitalization") challenges. Against the background of its many years of experience, peace education must manage to visualize the attractiveness of peace to (young) people in a new way and thus contribute to the necessary (conflict) transformation. (DIPF/Orig.)