The recent decades more than anything else have revealed the ambivalence not only of the articulated expectations about the digital public sphere but also of the 'real' development itself. This thematic issue of Media and Communication highlights some of the criticalities and specificities of the evolution of the public sphere during this period where digital communication ecosystems are becoming increasingly central. The different articles offer a polyphonic perspective and thus contribute significantly to the debate on the transformations of the public sphere, which—in the time of the Covid-19 pandemic—dramatically affect the very essence of our democracy.
Der Brexit, die Wahl Donald Trumps, die Zugewinne des Front National in Frankreich, der AfD in Deutschland und Geert Wilders in den Niederlanden: Der Populismus erlebt derzeit einen Höhenflug. Was sind die Ursachen und die Effekte dieser Erfolgswellen? Nach Ansicht von Norbert Berthold, Universität Würzburg, spricht einiges dafür, dass die Globalisierung populistische Entwicklungen begünstigt. Wichtiger scheinen allerdings der technische Fortschritt, da er die einfache Arbeit benachteilige, und die Migrationsströme in reiche Länder zu sein. Zudem spielen auch kulturelle Elemente, Informationslücken, Vorurteile und Stereotypen eine wichtige Rolle. Adalbert Winkler, Frankfurt School of Finance & Management, sieht unter anderem die Ursachen für das Erstarken populistischer Strömungen darin, dass die Finanz-, Euro- und Flüchtlingskrise die Zahl der Menschen, die abgehängt sind oder sich abgehängt fühlen, erheblich haben steigen lassen und die etablierten Parteien überfordert sind, diese Krisen zu bekämpfen. Sascha O. Becker, Thiemo Fetzer und Dennis Novy, University of Warwick, kommen nach der Analyse von Daten aus 380 Landkreisen Großbritanniens zu dem Schluss, dass Faktoren, wie Demographie, Bildung und Wirtschaftsstruktur, einen deutlich größeren Einfluss auf die Brexit-Entscheidung der britischen Wähler hatten als Faktoren, die eine direkte Verbindung zur EU beinhalten. Für Marianne Kneuer, Universität Hildesheim, waren die Krisen sicher ein trigger, aber nicht die Ursache für das derzeitige Phänomen von Populismus. Hier seien tieferliegende strukturelle Gründe verantwortlich: zum einen die wirtschaftlichen Unsicherheiten, wie wachsende Ungleichheit, das Gefühl, ein Globalisierungsverlierer zu sein, Angst vor sozialem Abstieg, zum andern politische Gründe, da die repräsentative Demokratie in einer tiefen Vertrauenskrise stecke und Populisten von den funktionalen Defiziten, die in den Parteien und den Parteienlandschaften über die Jahre Eingang gefunden haben, profit
Wie lassen sich Zäsuren der Weltgeschichte, der Weltpolitik und Einschnitte für die Weltgesellschaft fassen? Und stellen die Jahre 1989, 2001 und 2011 solche Zäsuren dar? Diesen Fragen widmet sich dieser Band aus der Sicht und im «Trialog» dreier Disziplinen: der Geschichtswissenschaft, der Politikwissenschaft und der Soziologie. Dabei kommen die einzelnen Beiträge zu ähnlichen, wenn auch nicht gänzlich übereinstimmenden Ergebnissen.
Das Video startet mit der Verleihung des Gero Erdmann-Preis für vergleichende Area-Forschung 2016 durch Prof. Marianne Kneuer (Preisträger: Dr. Johannes Gerschewski, Dr. Dorothea Keudel-Kaiser). Danach folgt die Podiumsdiskussion. Moderation: Dr. Rolf Frankenberger (Universität Tübingen), Dr. Steffen Kailitz (HAIT, Dresden) Diskussionsteilnehmer: Prof. Ursula Birsl (Universität Marburg), Prof. Michael Minkenberg (Universität Frankfurt/ Oder), Prof. Daniel Stockemer (University of Ottawa) und Prof. Adrian Vatter (Universität Bern)
Prof. Dr. Marianne Kneuer von der Universität Hildesheim widmet sich in ihrem Vortrag den Effekten internetvermittelter Kommunikation auf die Qualität von Demokratie. Sie erläutert zunächst den Verlauf wissenschaftlicher und öffentlicher Diskurse zwischen den Polen Netzoptimismus und Netzpessimismus. Die Diskursstränge orientierten sich jeweils an den neuesten technologischen Entwicklungen wie beispielsweise den Web 2.0-Anwendungen in den 2000er-Jahren. Aus netzoptimistischer Sicht wird das Internet häufig als Heilmittel angesehen, das die ermüdeten Politikprozesse in repräsentativen Demokratien revitalisieren könnte. Diese Annahme überprüft Frau Prof. Kneuer anhand der drei demokratietheoretischen Prüfkategorien Transparenz, Diskurs und Deliberation sowie Partizipation. Ihre empirische Analyse basiert auf aktuellen Daten zur politischen Online-Beteiligung in Deutschland. Zunächst erläutert Frau Prof. Kneuer die Voraussetzungen für mögliche demokratische Qualitätsverbesserungen durch das Internet. Dazu den Voraussetzungen zählt sie Infrastruktur und Internetzugang einerseits sowie Nutzungskompetenz und tatsächliche politische Nutzung durch die Bürger andererseits. Gerade im Hinblick auf den letzten Punkt bestehe jedoch eine digitale Spaltung der Gesellschaft, die sich entlang von sozioökonomischen, demographischen und bildungsbezogenen Charakteristika manifestiere. Die Referentin wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Untersuchung von Formaten der Online-Beteiligung eine konzeptionelle Herausforderung für die Politikwissenschaft darstelle, da bewährte Kategorien wie "Partizipation" neu definiert werden müssten. So stelle sich beispielsweise die Frage, ob das Klicken eines "Gefällt mir"-Buttons bereits als politisch-partizipative Aktivität gewertet werden sollte. Prof. Kneuers empirische Untersuchung setzt am wohl wichtigsten Punkt an, der Nachfrage nach politischen Internetangeboten durch die Bürger. In der ersten Prüfkategorie Transparenz bzw. Information zeigt sich, dass weniger als ein Drittel der deutschen Bürger regelmäßig das Internet nutzt, um sich über Politik zu informieren, wobei Jüngere dies überdurchschnittlich häufig tun. Die zweite Dimension Diskurs und Deliberation ist ebenso unterentwickelt. Nur fünf Prozent der Bundesbürger führten politische Gespräche im Internet. Trotz der Netzwerkeffekte im Web scheine sich keine aktive politische Deliberationskultur herauszubilden. In der dritten Kategorie Partizipation gebe es eine Diskrepanz zwischen größeren Nutzerzahlen bei niedrigschwelligen Angeboten wie Online-Petitionen und einer geringen Nachfrage bei anspruchsvollen Nutzungsformen wie Bürgerhaushalten. Diese Befunde zeichneten ein ernüchterndes Bild der politischen Internetnutzung durch deutsche Bürger. Die partizipatorischen Zugewinne durch das Web treten bestenfalls neben die klassischen Beteiligungsformen offline. Der Nutzungshabitus jüngerer Internetnutzer ziele dabei vor allem auf symbolische Inputs ab, z. B. durch Online-Petitionen, weniger auf die Beeinflussung politischer Prozesse. Vor allem die bereits Engagierten nutzen das Internet für politische Zwecke. Das Internet könnte bereits bestehende Kluften und demokratische Defizite daher sogar verstärken. Im Ausblick plädiert Frau Kneuer für Formate, die On- und Offline-Instrumente im Rahmen klar definierter Prozeduren und Ziele verknüpfen. Dies sollte unter Vermeidung dysfunktionaler Nebeneffekte ergänzend zu den Institutionen und Regeln repräsentativer Demokratie erfolgen. Besonders die lokale Ebene bietet ein Laboratorium für derartige Arrangements.