Die politische Radikalisierung der Geschlechterdifferenz im Kontext von "konservativer Revolution" und Nationalsozialismus: Mathilde Ludendorff und der "Völkische Feminismus"
In: Sehnsucht nach Schicksal und Tiefe: der Geist der konservativen Revolution, S. 105-127
Die "Konservative Revolution" ist kein "männerbündisches Unternehmen", auch wenn sie häufig so beschrieben wird. Wenigen Frauen "gelang" der Zutritt in den Kreis der "Völkischen" in der Weimarer Republik. Die Autorin erläutert die nicht verallgemeinerbaren, aber zentralen Kennzeichen der völkischen Position mit Antisemitismus, Rassismus, "deutschgläubiger Bewegung" etc. Für viele aktuelle feministische ForscherInnen ist es unstrittig, daß Männer die Rassenideologie und den Antisemitismus der 1930er und 1940er Jahre entwickelten und in der Politik umsetzten. Die Autorin zeigt allerdings am Beispiel von Mathilde Ludendorff auf, daß es eine Form von geschlechtsspezifischer Rassenideologie und Antisemitismus gab, welche Beteiligung und Verantwortung von Frauen an der Entwicklung des Nationalsozialismus zur Diskussion bringen soll. Sie beschreibt im Überblick die Biographie von Mathilde Ludendorff, die zu den Pionieren des Frauenstudiums gehörte und eine der ersten Ärztinnen in Deutschland war. Zusammen mit ihrem dritten Mann trat sie als Gründerin einer nach ihr benannten "Weltanschauungsgemeinde" hervor. Bisher dominiert in den politischen Entwürfen der Neuen Rechten jedoch das Männliche. Insgesamt entfalten die Zuschreibungen von Weiblichkeit ihre "antiemanzipatorische Wirkung" aktuell und konkret in politischen Programmen wie dem der NPD oder dem der "Republikaner" in Deutschland, heißt ein Fazit. (rk)