Welche Rolle spielen Geschlechterdifferenzierungen in Professionalisierungsprozessen? Wie werden diese Differenzierungen in Geschlechterhierarchien übersetzt? Diese Fragen werden für die zahnmedizinische Profession in Deutschland analysiert. Ein komplexes Forschungsdesign gibt Einblicke in das verwobene Bedingungsgefüge professioneller Entwicklungen, in dem unterschiedliche Akteure mit jeweils spezifischen Interessen agieren, die sich nicht uneingeschränkt auf die Logik der Geschlechterdifferenz reduzieren lassen. Die These der Gleichsetzung von Geschlechterdifferenz und Geschlechterhierarchie bedarf nach diesen Ergebnissen ebenso einer Differenzierung wie die weitverbreitete Vorstellung, weibliche Geschlechtssymbolik führe zwangsweise zur Deprofessionalisierung
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In dem Beitrag wird gezeigt, daß sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz historisch betrachtet eng mit der Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit und den damit verbundenen patriarchalen Geschlechterstrukturen und Arbeitsbedingungen verknüpft sind. Vor diesem Hintergrund wird sexuelle Belästigung als soziales Problem und als Barriere für gleiche Berufschancen für Frauen betrachtet. Anhand von amerikanischen Studien werden Ursachen und begünstigende Faktoren für sexuelle Belästigung herausgearbeitet. Mit Hilfe von Organisationstheorien bzw. einem organisationsbezogenen Modell wird die Sexualisierung scheinbar geschlechtsneutraler Arbeitsstrukturen aufgezeigt und so sexuelle Belästigung in relevanten Dimensionen erfaßt. Die wichtigsten soziokulturell bedingten Aspekte, die sexuelle Belästigung beeinflussen, werden untersucht. Die strukturellen Auswirkungen der sexuellen Belästigung werden als Barriere für Chancengleichheit gesehen. Auf zwei Ebenen werden schließlich Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung gefordert: durch Förderung des Problembewußtseins sowie durch berufliche Gleichstellungspolitik. (ICA)
"Seit Foucaults (1977) Entschlüsselung der 'Biomacht' als zentralem Regulativ moderner Gesellschaften wurde die diskursive Konstruktion des Körpers von zahlreichen Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick genommen. Der Körper, bevorzugter Austragungsort postmoderner Theoriebildung, fungiert als 'Text', als Schauplatz der Dekonstruktion vertrauter Gewissheiten und Begriffe oder als ein hochkomplexes Informationssystem. Diese Entwicklungen werden kontrovers diskutiert. So finden wir einerseits kritische Metaphern vom 'Verschwinden der Körper', von der 'Entkörperung' und ähnlichem, andererseits aber Versprechungen in neue Einsichten von bisher ungeahnter Tragweite, die an die Versuche der Dekonstruktion, an die Entschlüsselung des 'Bio-Logos' und die artifiziellen Substitutionsmöglichkeiten des Körpers geknüpft sind. Diese Ungewissheiten über den Körper als die Schlüsselkategorie feministischer Theorien stellen zugleich die Kategorie Geschlecht zur Disposition. Die Heftigkeit, mit der die Kontroversen insbesondere um die Arbeiten Judith Butlers (1991a,1995) ausgetragen werden, verweist darauf, dass die Reformulierungen des Körpers einen neuralgischen Knoten feministischer Theoriebildung tangieren. Galten der Körper und die Körperlichkeit in den 70er Jahren als stabile Bezugspunkte und als viel versprechender Gegenentwurf zu einem cartesianischen Geist-Körper Modell, so erweist sich die Suche nach gemeinsamen Bezugspunkten feministischer Theorien nun als weitaus widersprüchlicher und komplexer. Mit der Ausdifferenzierung feministischer Theorien stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis zwischen Frauen- und Geschlechterforschung und Frauengesundheitsforschung neu. Die Frauengesundheitsbewegung und -forschung entwickelte sich synchron mit der Frauenbewegung und -forschung, bisweilen erwies sie sich gar als richtungsweisend. Gordon und Thorne betrachten z.B. das in viele Sprachen übersetzte Buch 'Our Bodies, Our Selves' (The Boston Women's Health Book Collective 1973) ex post als wegweisend: - 'Our Bodies' exemplifies feminism's subversive theoretical influence in its insistance that body and sexual norms are politically constructed - (1996: 323). So eindeutige Impulse sind derzeit kaum auszumachen. Zwar erfasst die Frauengesundheitsforschung insgesamt ein facettenreiches Forschungsfeld, doch bleiben die Arbeiten empirisch orientiert. Neuere feministische Theoriekonzepte werden nur in wenigen Untersuchungen explizit aufgegriffen und systematisch für die Frauengesundheitsforschung nutzbar gemacht. Auf der Ebene der Empirie finden wir allerdings zahlreiche Belege für Verknüpfungen, so z.B. die Differenzierungen zwischen und innerhalb der Genusgruppen (vgl. z.B. Hunt/ Annandale 1999; Klesse et al. 1992). Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in der umgekehrten Perspektive wider: die Biologie, das medizinische Versorgungssystem und seine Deutungsmuster werden in feministischen Konzepten verhandelt, ohne jedoch die Ergebnisse und Ansätze der Frauengesundheitsforschung zu reflektieren. Mit dem Infragestellen des einst gemeinsamen Bezugssystems Körper und Geschlecht geht ein Abkoppelungsprozess zwischen der Frauen- und Geschlechterforschung und der Frauengesundheitsforschung einher, der sich bisher allerdings weitgehend unbeachtet vollzieht und in den Körperdebatten nicht verhandelt wird. Ziel dieser Arbeit ist es, diesen Prozess und die dahinter liegenden theoretischen Implikationen in den Blick zu rücken und die Potenziale und Grenzen der jeweiligen Perspektiven auf Körper und Geschlecht zu untersuchen. Welche Implikationen haben die neueren feministischen Körperdiskurse für die Frauengesundheitsforschung als einem Feld, das in doppelter Weise dem Kategoriensystem 'Körper' und 'Geschlecht' verpflichtet ist? Welche Bezugspunkte stehen zur Verfügung? Wie werden diese theoretisch und empirisch konzipiert? In einem Perspektivenwechsel soll ebenso heraus gearbeitet werden, welche Erklärungsangebote die gesundh
"In welchem Verhältnis stehen die Arbeitssysteme und die Fähigkeiten und Interessen der beschäftigten Wissenschaftler/innen (Arbeitskraftpotentiale) in außerhochschulischen Forschungseinrichtungen? Welche Spannungsverhältnisse zeichnen sich ab, und welchen Einfluss haben diese auf geschlechtsdifferente Karriere- und Teilhabechancen? Diese Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung 'Karrieren und Barrieren im Wissenschaftsbetrieb: Geschlechterdifferenz als Ergebnis von Arbeitssystemen und Aushandlungsprozessen in Organisationen', die als vergleichender Fallstudienansatz in drei ausgewählten Instituten der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) konzipiert ist. Auf Basis einer bisher erfolgten Teilauswertung der Materialien lässt sich eine partielle Inkompatibilität der Arbeitssysteme mit den Interessen und Fähigkeiten der Wissenschaftler/innen feststellen. Die analysierten Dimensionen Karriereaspiration, Handlungsmuster und Aushandlungsmöglichkeiten weisen zwar für sich betrachtet weitgehend geschlechtsunspezifische Ausprägungen auf, dennoch ist Geschlecht keineswegs bedeutungslos. Erst im Zusammenspiel unterschiedlicher Einflussfaktoren entfaltet sich die mögliche Wirkungsmacht der Geschlechterdifferenz. Insbesondere die unzureichende Definitionsmacht der Individuen über das Verhältnis der beruflichen und der lebensweltlichen Sphären scheint nach den bisherigen Ergebnissen differenzkonstruierend zu sein, da den Strukturen des Wissenschaftssystems eine 'männlich' normierte Sichtweise eingelagert ist." (Autorenreferat)