Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat eine dritte Ad-hoc-Stellungnahme zur COVID-19-Pandemie veröffentlicht. Das Papier mit dem Titel "Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden" behandelt die psychologischen, sozialen, rechtlichen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekte der Pandemie und beschreibt Strategien, die zu einer schrittweisen Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität beitragen können. ; The German National Academy of Sciences Leopoldina has published a third ad-hoc-statement on the COVID-19 pandemic. The paper entitled "Coronavirus Pandemic - Sustainable Ways to Overcome the Crisis" deals with the psychological, social, legal, educational, and economic aspects of the pandemic and describes strategies that may contribute to a gradual return to normality.
Weshalb "Sicherheit im Wandel"? Wir leben in einer Periode fundamentaler Veränderungen, die gleichzeitig und in hohem Tempo ablaufen. Sie verändern unsere Gesellschaften von Grund auf und stellen die Politik vor Herausforderungen, für die nur sehr bedingt auf historische Erfahrungen zurückgegriffen werden kann. Dazu zählen: * die Globalisierung der Wirtschaft * die digitale Revolution * die globale Migration * der demografische Wandel * die Revolution der Geschlechter- und Familienbeziehungen * der Klimawandel als Symptom der ökologischen Krise. - Jedes dieser Phänomene ist schon für sich eine große Gestaltungsaufgabe. Sie verstärken sich gegenseitig, wie etwa Klimawandel und Migration oder digitale Revolution und Globalisierung. Wenn wir diese Herausforderungen klug angehen, bieten sie Chancen für eine bessere Zukunft. Zugleich bergen sie das Potenzial erheblicher sozialer und politischer Turbulenzen. Permanenter Wandel ist ein Wesensmerkmal der Moderne. Arbeitswelt und Lebenswelt sind in ständiger Veränderung, überkommene Bindungen und Gewissheiten lösen sich auf, das Neue verdrängt das Alte. Diese Dynamik hat sich seit dem Ende der bipolaren Welt und dem Eintritt in eine neue Phase der Globalisierung noch verstärkt. Die letzten 30 Jahre waren eine Periode beschleunigter Diskontinuität. Das gilt für Ökonomie, Technik, Kultur ebenso wie für die persönlichen Biografien. Das wieder stärker werdende Bedürfnis nach Sicherheit, Beständigkeit und Zugehörigkeit ist das Echo auf diesen Prozess. Es braucht offenkundig einen gewissen "Sicherheitskorridor", um sich auf das Risiko von Veränderungen einzulassen. Nur wer sich halbwegs sicher fühlt, wird in Globalisierung und digitaler Revolution eher eine Chance als eine Bedrohung sehen. Sicherheit ist für die Kommission kein Selbstzweck. Ein grundständiges Maß an Sicherheit ist Bedingung für die freie Entfaltung eines jeden. Die "Freiheit von Furcht" ist die Mutter aller Freiheit. Ausgangspunkt der Kommission war deshalb die Frage, welche Rückversicherungen unsere plurale Gesellschaft braucht, um technischen, sozialen und kulturellen Veränderungen selbstbewusst statt ängstlich zu begegnen. ; Gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung.
Zum Inhaltsverzeichnis von Soziale Systeme, 22 (1-2) Dieser Beitrag fragt nach der Funktion des Deutschen Ethikrats (ER) und beantwortet diese Frage aus einer verfahrenssoziologischen Perspektive. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es dem ER als Verfahren gelingt, Perspektivendifferenzen einer funktional differenzierten Gesellschaft zu entdramatisieren, indem sich hier funktionale Äquivalente einer Konsens- und Verständigungspraxis etablieren. Anstatt die fehlenden Ressourcen des ER zur Anbahnung von Entscheidungen zu beklagen, arbeiten unsere Analysen von Wortprotokollen des ER vielmehr drei latente Verfahrensfunktionen heraus. Als Verfahren nutzt der ER die Inkommensurabilität unterschiedlicher Perspektiven geradezu als Ressource, wenn er vorführt, dass sich Wissen zur Fundierung einer Entscheidung eben nicht auf lediglich einen guten Grund gründen lässt (1). Darüber hinaus stellt die epistemische Politik des ER die Differenz unterschiedlicher sachlicher Perspektiven in ihrem Konflikt aus (2). Im ER wird dabei eine Form ethischer Rede sichtbar, die sich nicht als interaktionsnah gebaute moralische Achtung realisiert, sondern als verfahrensgebundene ethische Expertenkommunikation (3).