Kritischer Rationalismus, soziale Marktwirtschaft und Demokratie
In: Moral und Politik aus der Sicht des Kritischen Rationalismus, S. 255-280
Der Beitrag untersucht das Verhältnis des Kritischen Rationalismus zur politischen Philosophie der freien bzw. offenen Gesellschaft. Im Zentrum der Ausführungen steht eine Explikation des Begriffs der "freien Marktwirtschaft", ein "Losungswort, das auf die beste aller möglichen Welten zu verweisen scheint." Zunächst wird jedoch gezeigt, daß der Poppersche Fallibilismus sich aus den Kernaussagen der Wiener Schule der Ökonomie herleitet: Entscheidungen werden in der Regel unter unvollständigen und immer mit Unsicherheiten behafteten Informationen gefällt. Informations- und Transaktionskosten sowie die Kosten des Versuchs, eine noch bessere Problemlösung zu finden, müssen bei jeder Nutzenmaximierung berücksichtigt werden. Meistens müssen wir uns mit "dem Nächstbesten" begnügen (bounded rationality). Dieser pragmatische Inkrementalismus ist auch konstitutiv für das Verständnis der Marktwirtschaft bzw. der Kritik der sozialistischen Planwirtschaft. In die Wettbewerbswirtschaft ist dieser Ansatz mit dem Mechanismus der "invisible hand" und der flexiblen und opportunen Anpassung an neue Lagen eingebaut. (ICE)