„Großexperiment“ und Erfahrungsschock. Zu einer Forschungsinitiative über das Zusammenwachsen der Deutschen
In: Der Wandel nach der Wende, S. 11-27
1195 Ergebnisse
Sortierung:
In: Der Wandel nach der Wende, S. 11-27
In: Institutionenwandel, S. 94-118
In: Institutionenwandel, S. 94-118
"Wenn man gesellschaftliche Zustände, gegenwärtige wie vergangene oder vermutet zukünftige, behandelt, sollten die begrifflichen Mittel auf die Blickrichtung, der sie folgen, zurückbezogen werden." In einer solchen reflexiv-wissenssoziologischen Weise wird vom Autor das Potential der "Institutionenanalyse" eingeführt. Dabei erscheint die Institutionenkategorie aktuell und anachronistisch zugleich. Zwar kann die Institutionentheorie einer "Perspektive der Betroffenheit" folgen, jedoch muß sich gerade dann davor hüten, die Wahrnehmung durch geschichtsphilosophische Selbstsicherheiten oder normative Wünschbarkeiten einzuengen. Ausgehend von diesen Überlegungen werden folgende Themen diskutiert: "Institutionen", Begriffsvermeidung und Begriffskonjunktur; Neue Ängste und alte Institutionen; Institutionen als symbolische Ordnungen; die Verflüssigung von Symbolen; das Verschwinden der Institutionen oder die versteckte Macht; "Symbolische Politik"? Man könnte manche der hier diskutierten Denkfiguren als diskursive Modeerscheinungen abtun, so der Autor abschließend. "Aber modische Intellektuellen-Debatten haben Symptomcharakter." In ihnen zeigt sich etwas vom Selbst- und Weltverständnis zumindest der Bildungsschichten und intellektuellen Meinungsführer in den westlichen Gesellschaften. (ICD2)
In: Modernität und Barbarei: soziologische Zeitdiagnose am Ende des 20. Jahrhunderts, S. 290-305
Der Beitrag kommentiert die Überlegungen von C. Offe "Moderne 'Barbarei': der Naturzustand im Kleinformat?" im vorliegenden Sammelband. Der Autor sieht in Offes Ausführungen ein eindimensionales Bild der positiven Wirkung moderner, politischer Institutionen als "Filter" des Gewaltpotentials moderner Gesellschaften. Diese stellen nicht allein Garanten der Zivilität dar, sondern haben gleichzeitig ihren Charakter als höchst gefährliche Zwangsapparaturen nicht verloren, deren Handeln selber unter bestimmten Umständen bereits Zivilitätsmaßstäben widersprechen kann. (ICE)
In: Macht der Öffentlichkeit - Öffentlichkeit der Macht, S. 181-211
Im vorliegenden Beitrag diskutiert der Autor den komplexen Problemzusammenhang der "Öffentlichkeit" der Institutionen und entfaltet ihn aus einer Theorie und Analyse institutioneller Mechanismen. Institutionen bringen idealtypisch Ordnungen durch die symbolische Repräsentation einer "Leitidee" zur Darstellung, und so wirken sie handlungsleitend und motivbildend als "kulturelle Vermittlungsinstanzen zwischen Sozialstruktur und Sinnproduktion." In institutionenanalytischer Perspektive lassen sich historische Veränderungen des Verhältnisses von Institutionen und Öffentlichkeit aufweisen, die mit spezifischen Differenzsetzungen von "öffentlich", "privat" und "geheim" einhergehen. Ihnen liegen Machtbalancen zugrunde, die durch ihre Asymmetrien die institutionellen Geltungsgründe absichern und die dabei selbst durch öffentliche Inszenierungen Legitimität erfordern. In ihrer symbolischen Repräsentation schafft sich Herrschaft zum Zwecke der Selbst-Stabilisierung ihre eigene "theatralisierte" Öffentlichkeit. An die Stelle der demonstrativen Zurschaustellung und Bestätigung von Privilegien und nicht kritisierbaren Dogmen und Verhaltensritualen treten jedoch zunehmend Kommunikationsprozesse, die die Institutionen nicht verschwinden, sondern ihrerseits reflexiv werden lassen. (ICE)
In: Politikwissenschaft als Kritische Theorie: Festschrift für Kurt Lenk, S. 257-285
Das Stichwort vom "Ende der Geschichte" wurde angesichts der Veränderungen in Mittel- und Osteuropa wieder ins Spiel gebracht. Es war eine Reaktion auf die Auflösung der Bipolarität der Supermächte gekoppelt mit der Behauptung, daß es zu den parlamentarischen und kapitalistischen Demokratien westlichen Typs prinzipiell keine Alternative mehr gäbe (Fukuyama). Der vorliegende Beitrag untersucht die Vorgeschichte des Konzepts und prüft seine Triftigkeit angesichts der gegenwärtigen globalen Lage. Schon Gehlen kam im Fahrwasser von Hegel mit seinem Begriff der "kulturellen Kristallisation" zur gleichen Diagnose, d.h. einem Zustand, der eintritt, wenn auf "irgendeinem kulturellen Gebiet (...) die darin angelegten Möglichkeiten in ihren grundsätzlichen Beständen alle entwickelt sind." Alle Gedankenfiguren dieses Typs und andere postmoderner Deutungen kulminieren nach Meinung des Autors in der These vom Verschwinden des Subjekts bzw. Ende der Persönlichkeit, d.h. dem Verlust autonomer, handlungsfähiger Subjektivität. (ICE)
In: Die Eigenart der Institutionen: zum Profil politischer Institutionentheorie, S. 47-84
Vorgelegt wird ein Beitrag zu einer soziologisch orientierte Theorie der Institutionen. Der Autor fragt in kritischer Absicht nach den institutionellen Mechanismen in sozialen Ordnungen und stellt dabei insbesondere auf die symbolische Leistung ab. Institutionen stabilisieren soziale Ordnungen, so das Hauptargument, indem sie Ordnungsprinzipien symbolisch darstellen. Wertungs- und Normierungsstilisierungen werden auf diese Weise verbindlich gemacht. Mit ihren Symbolisierungssystemen schaffen Institutionen Synthesen zwischen den personellen und sozialstrukturellen Voraussetzungen eines Ordnungsarrangements einerseits, seinem grundlegenden Normenbestand und den daraus sich ergebenden Kommunikationsformen und Verhaltenserwartungen andererseits. Als Schlüsselbegriffe für die Institutionenanalyse werden die Begriffe "Symbolität", "Transzendenzen" und "Leitidee" erörtert. Das Institutionelle an einer Ordnung ist die symbolische Verkörperung ihrer Geltungsansprüche. Symbolische Verweisungszusammenhänge begründen erst die "Wirklichkeit" von Sozialordnungen, indem sie die Transzendierungsmöglichkeiten des Alltäglichen zum Ausdruck bringen. Sie sind kulturell strukturierte Verselbständigungen, die unsere Lebenszusammenhänge in Form von faktischen und normativen Geltungsbehauptungen bestimmen. "Leitideen" (Hauriou, Gehlen) bringen die Kontinuität der Institution zum Ausdruck. Sie symbolisieren jeweils durchgesetzte Ordnungsarrangements, und zwar als fiktionale Synthesen. Sie leisten eine Heraushebung aus einer Vielzahl oftmals unvereinbarer Orientierungsmöglichkeiten, die in ihnen verdeckt wirksam bleiben. Auf der Grundlage dieser Schlüsselbegriffe diskutiert der Autor abschließend den Zusammenhang von Institutionen und Macht: Institutionen erzeugen Macht, indem sie das Machthandeln zugleich tabuisieren und selbst als "reine Geltung" auftreten. (ICD)
In: Lebensverhältnisse und soziale Konflikte im neuen Europa: Verhandlungen des 26. Deutschen Soziologentages in Düsseldorf 1992, S. 251-254
In: Wissenschaft im geteilten Deutschland: Restauration oder Neubeginn nach 1945?, S. 26-44
Vor dem Hintergrund seiner Annahme, daß bei der Auflösung einer Diktatur gerade auch manche Quelle ihrer Ermöglichung und Legitimation deutlich werde, untersucht der Autor die Rolle westdeutscher Soziologen vor und nach dem Ende des Nationalsozialismus sowie die Phasen der Etablierung der westdeutschen Nachkriegssoziologie. Er geht unter der Prämisse, daß erst 1968 ein realer Bruch mit den eingeübten Formen der organisierten Soziologie-Repräsentanz sich vollzogen hätte, auf personelle Kontinuitätslinien vor und nach dem Ende des Nationalsozialismus ein. Er kommt zu dem Schluß, daß es nicht wenige Karriere-Kontinuitäten gab, aber keine Kontinuität der Soziologie. Dies macht er an der Wiederbegründungsphase der Soziologie in Westdeutschland und der Rolle der Deutschen Gesellschaft für Soziologie deutlich. Er wirft den Nachkriegssoziologen in diesem Zusammenhang eine "kollegial abgesicherte Vergangenheitsverdrängung" vor. (ICC)
In: Die Modernisierung moderner Gesellschaften: Verhandlungen des 25. Deutschen Soziologentages in Frankfurt am Main 1990, S. 212-227
Nach einem Jahrhundertresümee kommt der Autor zu der Ansicht: "Posthistorische und postmoderne Grundmotive sind kulturhistorische. Das sitzt tiefer als alle ins Graue oder Bunte gehenden Einfärbungen." Er formuliert dann vier gesellschaftstheoretische Kernargumente der Postmoderne: 1. Die Verabschiedung der Realität durch Simulation; 2. Die Relativierung, zumeist aber Verabschiedung der Aufklärung; 3. Die Verabschiedung der 'großen Erzählungen' (Lyotard); 4. Die Verabschiedung der Einheit der Vernunft. Alle zentralen Gedankenfiguren postmoderner Deutungen der Moderne kulminieren in der These vom Verschwinden des Subjekts. Dem Schlüsselmotiv des historischen Stillstands entspricht die entscheidende "Konstruktion eines Pluralismus der Vergleichgültigung". Weitere Thesen sind: 1. Die Tatsache der Massengesellschaft ist von den Intellektuellen nicht wirklich verarbeitet. 2. Der Streit um die Postmoderne ist ein Diskurs über Kultur. 3. "Die Bedingung aller Lebensstilverflüssigungen ist in der Superstabilität kapitalistischer Wohlfahrtsgesellschaften begründet". (psz)
In: Die Rationalität politischer Institutionen: interdisziplinäre Perspektiven, S. 115-144
Der Beitrag stellt die Institutionenlehre von A. Gehlen dar und zeigt Wege zu einer kritisch orientierten Theorie der Institutionen auf. Der Autor zeichnet die verschiedenen Schritte bei Gehlen nach, die bis zur endgültigen Formulierung seiner Theorie der Institution unternommen werden und macht auch die verschiedenen Einflüsse deutlich, die von Gehlen mit verarbeitet worden sind. Anschließend wird dargelegt, welche zeitkritische Position Gehlen aufgrund seiner institutionalistischen Perspektive einnimmt. Nach einer zusammenfassenden Beurteilung der Institutionslehre Gehlens schlägt der Autor im Hinblick auf einen Erkenntnisfortschritt bei der Analyse von Institutionen vor, nicht wie bei Gehlen den Entlastungsaspekt, sondern den Belastungsaspekt von Institutionen in den Vordergrund zu rücken. (PF)
In: Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung; Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland, S. 80-127
In: Rassenmythos und Sozialwissenschaften in Deutschland: ein verdrängtes Kapitel sozialwissenschaftlicher Wirkungsgeschichte, S. 80-127
Die drei Hauptvertreter der frühen Soziologie, von denen einer selbst Jude war (Georg Simmel), kommen in methodisch sehr unterschiedlicher Weise zu dem übereinstimmenden Ergebnis, daß der okzidentale Rationalisierungsprozeß und seine wirtschaftliche Ausprägung, der moderne Kapitalismus, mit dem Schicksal der Juden in besonderer Weise verknüpft ist. Die Verbindung von "Fremdheit" und "Rationalität" kennzeichnet das Judentum für diese drei Autoren in gleicher Weise, womit sie auch das zeitgenössische Selbst- und Fremdbild der Juden reproduzieren. Zusammenfassend wird festgestellt, daß gerade das Beispiel Sombarts, aber auch die viel diffizilere und gründlichere historisch-soziologische Arbeit Max Webers zeigt, daß Antisemitismus nicht die einzige Quelle für Vorurteile über Juden ist. Der Antisemitismus ist nur die aggressiv besetzte und pseudosystematische Verdichtung vieler längst schon im Umlauf befindlicher Klischees. Auch erweist sich, daß nicht nur rassistische Theorien zu unhaltbaren Schlußfolgerungen über ethnische Gruppen führen, sondern saß sich (wie der Fall Werner Sombarts zeigt) sehr ähnliche Effekte auch aus anderen Deutungen kollektiver "Wesensmerkmale" oder "Eigenschaften" ergeben können. Sombart war, wie auch Weber, überzeugt, daß Rassentheorien (noch) keine wissenschaftliche Basis für soziologische Aussagen sein konnten. Die antisemitischen Rassenvorurteile erweisen sich als nur ein Fall eines emotional kurzgeschlossenen Denkens, allerdings als ein paradigmatischer, d. h. mit einer langen Leidensgeschichte in einer solchen Weise verbunden, daß er von grundsätzlicher Bedeutung ist. (TR)
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, S. 92-115
ISSN: 0023-2653
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 36, Heft 4, S. 799-811
ISSN: 0023-2653
Mit dem Erscheinen der "Gesammelten Schriften" von Helmuth Plessner, der zu den Begründern der philosophischen Anthropologie gehört, ist es möglich geworden, sein anthropologisch-sozialtheoretisches Lebenswerk im Kontext seiner Entstehungsbedingungen zu erfassen. Bestimmend für Plessners Denken war das Spannungsverhältnis von "westlichem Geist" und deutscher Philosophie, wobei er der von ihm ausgearbeiteten Anthropologie "die Funktion eines beständigen Korrektivs und zugleich Stimulans der menschlichen Freiheit" zuweist. Wichtige frühe Arbeiten belegen den methodischen Ausgangspunkt der Plessnerschen Philosophie bei I. Kant. Deutlich wird in der Werkausgabe auch der politische Ausgangspunkt seiner anthropologischen Argumentation, der sein "Bild vom Menschen" prägte, ja, er spricht sogar vom "Primat des Politischen für die Wesenserkenntnis des Menschen". Mittelbar werden dabei Aspekte der Geschichte des deutschen Bürgertums sichtbar und deren Teilhabe am Verfall der politischen Kultur in Deutschland. Gerade das Versagen des Bürgertums vor dem Faschismus hat er in kühl-distanzierter Weise aus seinem Exil in Goningen analysiert. Plessner hat immer den Zusammenhang zwischen "anthropologischer Grundlagenforschung und der Krise der bürgerlichen Welt" gesehen. Neben einer kurzen inhaltlichen Skizzierung von Plessners anthropologischem Hauptwerk werden auch editorische Mängel an der Werkausgabe aufgezeigt (Fehlen eines Registers, wenig sorgfältige Neuausgabe Bd. IV etc.). (HM)