"Die Entwicklung der Familie in Deutschland seit den 1960er-Jahren ist durch die Gleichzeitigkeit von ausgeprägtem Wandel und bemerkenswerter Beständigkeit gekennzeichnet. Zahlreiche Analysen, die auf die stattfindenden Veränderungen gerichtet sind, vermitteln den Eindruck, die Familie löse sich auf oder verändere ihren Charakter grundlegend. Dieser Eindruck vergeht nach einem Blick auf einige der vom Wandel bislang wenig tangierten Merkmale der Familie." (Textauszug)
In: Family, ties and care: family transformation in a plural modernity ; the Freiberger survey about familiy transformation in an international comparison, S. 225-239
In: Familie, Bindungen und Fürsorge: familiärer Wandel in einer vielfältigen Moderne ; Freiberger Studie zum familiären Wandel im Weltvergleich, S. 251-266
Der Verfasser arbeitet die Vielfalt der Lebensformen von Familien in Europa insbesondere im Lebensverlauf heraus, betont aber gleichzeitig die Konstanz der Geschlechterrollen als ein spezifisches Merkmal dieser Entwicklung. Pluralität ist für ihn ein spezifisches Kennzeichen dieser Entwicklung von familiären Lebensformen in Europa bei teilweiser Angleichung der ökonomischen Bedingungen familiären Lebens. Auch wenn die Gemeinsamkeiten deutlich überwiegen, gibt es doch kulturelle Besonderheiten der einzelnen Länder. Indikatoren zur Analyse des Wandels in der Familie finden sich für den Verfasser auf der Strukturdimension, der Entwicklungsdimension, im Verhältnis von Familie und Gesellschaft und in der subjektiven Konstruktion von Familie und Lebensführung. Megatrends des Wandels sind in der veränderten Partnerschaftsentwicklung, den steigenden Scheidungsraten, den sinkenden Geburtsraten, dem Aufschub der Familiengründung, dem Übergang zur Gleichberechtigung, der Veränderung der intergenerationalen Beziehungen und der Stärkung der Individualrechte der Familienmitglieder zu sehen. Ausmaß, Tempo und Beginn des Wandels der Familie in Europa sind in den letzten Jahrzehnten regional und milieuspezifisch unterschiedlich verlaufen. (ICE2)
"Deutschland hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielschichtig. Verbreitet wird zur Erklärung auf ungünstige materielle Verhältnisse und auf unzureichende infrastrukturelle Gegebenheiten verwiesen. Dagegen wird in diesem Beitrag argumentiert, dass nicht nur strukturelle, sondern vor allem kulturelle Faktoren bedeutsam sind. Im Zuge des Wandels der Elternrollen und der sozialen Neukonstruktion von Kindheit wird Elternschaft in Deutschland, und hier besonders in den alten Bundesländern, zunehmend als Elternpflicht empfunden und mehr als anderswo als Belastung und als schwer zu bewältigende Aufgabe erlebt. Im Sinne einer kritischen Bestandsaufnahme der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zitiert der Aufsatz zahlreiche sozialwissenschaftliche empirische Befunde, die die These der Überforderung der Eltern durch ihre Erziehungsaufgaben stützen. Der Beitrag schließt mit dem Versuch, einige politische Implikationen zu skizzieren, die sich aus der dargestellten Befundlage ableiten lassen." (Autorenreferat)
"Deutschland hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit. Die Ursachen dieser Entwicklung sind vielschichtig. Verbreitet wird zur Erklärung auf ungünstige materielle Verhältnisse und auf unzureichende infrastrukturelle Gegebenheiten verwiesen. Dagegen wird in diesem Beitrag argumentiert, dass nicht nur strukturelle, sondern vor allem kulturelle Faktoren bedeutsam sind. Im Zuge des Wandels der Elternrollen und der sozialen Neukonstruktion von Kindheit wird Elternschaft in Deutschland, und hier besonders in den alten Bundesländern, zunehmend als Elternpflicht empfunden und mehr als anderswo als Belastung und als schwer zu bewältigende Aufgabe erlebt. Im Sinne einer kritischen Bestandsaufnahme der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zitiert der Aufsatz zahlreiche sozialwissenschaftliche empirische Befunde, die die These der Überforderung der Eltern durch ihre Erziehungsaufgaben stützen. Der Beitrag schließt mit dem Versuch, einige politische Implikationen zu skizzieren, die sich aus der dargestellten Befundlage ableiten lassen." (Autorenreferat).
Verschiedene Bewegungstypen korrespondieren eng mit den jeweiligen Gesellschaftsformen, in denen sie auftreten. Aber - und das ist die Ausgangsthese dieses Beitrags - trotz ihrer vielfältigen, von historischen, politischen, sozialen und kulturellen Rahmenbedingungen geprägten Erscheinungsformen sind soziale Bewegungen durch Grundmuster ihrer Abläufe und ihrer Strukturen gekennzeichnet. Ziel dieser Arbeit ist es, einen Beitrag zur Herausarbeitung und systematischen Erfassung dieser Grundmuster zu leisten. Das hier vorgestellte analytische Konzept sozialer Bewegungen bietet Ansatzpunkte, die eine Umsetzung der theoretisch abgeleiteten Dimensionen in die empirische Bewegungsforschung erleichtern helfen. (RW2)
Die "Partnerschaft mit zwei Haushalten" ist eine moderne Lebensform, deren Verbreitung generell in Verbindung mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Entwicklungen zu sehen ist. Aus individualisierungstheoretischer Perspektive ist die Entstehung dieser Lebensform im Zusammenhang mit einer gestiegenen Optionsvielfalt und einem Verbindlichkeitsverlust traditioneller Lebensmodelle zu sehen. Die Partnerschaft mit zwei Haushalten erscheint als "individualisierte Partnerschaft par excellence" und als an die individualisierte Gesellschaft am besten angepasster Typus. Der vorliegende Beitrag zeigt an Hand der Daten des Familien-Surveys 2000 Folgendes: Partnerschaften mit zwei Haushalten werden vorwiegend von jungen, ledigen und kinderlosen Personen gebildet. Für viele der jüngeren Befragten stellen sie die erste feste Partnerschaft dar, weshalb in der jüngeren Altersgruppe auch nur selten Erfahrungen mit anderen Lebensformen existieren. Die Partnerschaftsdauer ist im Vergleich zu anderen Lebensformen relativ kurz. Dieser größeren Gruppe steht eine kleinere entgegen, die diametral definiert werden kann: Es handelt sich um ältere Personen, die häufig bereits Erfahrungen mit einer Ehe oder anderen Lebensformen gemacht haben, und auch der Anteil der Eltern ist hier höher. Während von den jüngeren Personen in einer Partnerschaft mit zwei Haushalten mindestens ein Drittel bald zusammenziehen möchte, ist dieser Anteil in der älteren Gruppe wesentlich geringer. (ICA2)
Der Beitrag untersucht anhand quantitativer und qualitativer Daten die Gründe für die Inanspruchnanhme des Erziehungsurlaubs durch Frauen und die Folgen für Berufsverläufe, Berufsorientierungen und die innerfamiliale Arbeitsteilung. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß der Erziehungsurlaub eine traditionelle geschlechtstypische Arbeitsteilung weit eher stabilisiert als zu ihrer Veränderung beiträgt - "von Wandel also keine Spur". Eine wesentliche Ursache für dieses Beharrungsvermögen traditioneller Arbeitsteilung im Falle einer Familiengründung sehen sie in der ungebrochenen Wirksamkeit des Leitbildes und Normenkomplexes "gute Mutter" als "Dasein für andere". Ein Wandel ist nur denkbar, wenn sowohl kulturelle Leitbilder sich verändern als auch die strukturellen Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer umgestaltet würden. (pre)
Der Beitrag untersucht anhand quantitativer und qualitativer Daten die Gründe für die Inanspruchnanhme des Erziehungsurlaubs durch Frauen und die Folgen für Berufsverläufe, Berufsorientierungen und die innerfamiliale Arbeitsteilung. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß der Erziehungsurlaub eine traditionelle geschlechtstypische Arbeitsteilung weit eher stabilisiert als zu ihrer Veränderung beiträgt - "von Wandel also keine Spur". Eine wesentliche Ursache für dieses Beharrungsvermögen traditioneller Arbeitsteilung im Falle einer Familiengründung sehen sie in der ungebrochenen Wirksamkeit des Leitbildes und Normenkomplexes "gute Mutter" als "Dasein für andere". Ein Wandel ist nur denkbar, wenn sowohl kulturelle Leitbilder sich verändern als auch die strukturellen Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen und Männer umgestaltet würden. (pre).
"Am Beispiel der heute 40- bis 45jährigen wird für die Bundesrepublik gezeigt, daß neben der demographischen Entwicklung an sich der Wandel der privaten Lebensführung in den nächsten Jahrzehnten die Struktur der Pflegeleistungen für ältere Menschen deutlich beeinflussen wird. Anhand von demographischen Projektionen wird dargestellt, wie sich das Potential der Töchter und Ehefrauen, die bisher den Hauptteil der privaten Pflegeleistungen erbringen, aufgrund familiendemographischer Entwicklungen verändern wird. Als Folge gestiegener Scheidungszahlen, eines geänderten generativen Verhaltens, geringerer Heiratsneigung etc. ergibt sich bis zum Jahr 2025 ein deutliches Defizit an Pflegepersonen in der Töchter- und Partnerinnengeneration. Es ist davon auszugehen, daß aufgrund dieser strukturellen Veränderungen die häusliche private Pflege im bisherigen Umfang und in der jetzigen Form nicht mehr wie bislang vor allem von Frauen erbracht werden kann. Insbesondere die Männer sind daher gefordert, stärker ihren Beitrag zu leisten. Langfristig muß sich die Altenhilfe jedoch weiter in Richtung professioneller Angebote entwickeln." (Autorenreferat)