Religion: ein Demokratisierungslotse?
In: Staat und Demokratie in Asien: zur politischen Transformation einer Weltregion, S. 29-36
Als Leitfaden des Beitrags dient eine Doppelfrage: Ist Religion ein Schrittmacher auf dem Weg zur Demokratisierung oder wirkt sie am Ende nicht eher als Bremsklotz? Bejahendenfalls: Hilft sie dem Demokratisierungsprozess mehr direkt oder mehr indirekt? Der Autor zeigt zunächst, dass in Asien sämtliche theoretisch denkbaren Kombinationsformen zwischen Staat und Religion vorhanden sind, nämlich (1) die Suprematie der "Kirche" gegenüber dem Staat ("Gelbmützen" in Tibet, "Gurus" im theokratischen Militärstaat der Sikhs des 18. Jahrhunderts) - sowie gerade umgekehrt (2) die Vorherrschaft des Staats gegenüber der Religion (mandarinäres China), darüber hinaus aber auch (3) das Nebeneinander verschiedner Buddhismen (4) die Trennung (Staat und Shinto-Gemeinschaften in Japan der Jahre nach 1945) sowie (5) die "Untrennbarkeit" von Religion und staatlichem Leben, wie sie für islamische Staaten zumindest theoretisch gefordert wird. Der Autor interpretiert diese Vielfalt als eine gleitende Skala auch für die anderen asiatischen Varianten des Verhältnisses von Staat und Religion. (ICA2)