"Tanj'Afrique" Transregionale Verflechtungen einer boomenden Metropole
Der Beitrag untersucht die Verbindungen der nordmarokkanischen Metropole Tanger mit dem subsaharischen Afrika. In den letzten anderthalb Jahrzehnten erlebte die Stadt einen deutlichen Entwicklungsschub, der sich unter anderem in der Etablierung eines Welthafens für den Containerverkehr niederschlug. Zeitgleich forcierte die marokkanische Regierung den Austausch mit Ländern südlich der Sahara, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet. Tanger wurde zu einem wichtigen Umschlaghafen für maritime Handelsströme ins westliche und zentrale Afrika und zog internationale Unternehmen an, die auch afrikanische Märkte bedienen. Zunehmend wird die 2006 eröffnete Tanger-Dakar-Straße für den Handel genutzt, während die Tanger-Halbinsel sich zu einem Knotenpunkt transsaharischer Migration entwickelte. Vermarktungsbemühungen positionieren die Stadt strategisch an der Schnittstelle zwischen Europa und Afrika. Der Beitrag nimmt damit eine lokale Perspektive auf regionale Verflechtungen ein, die sonst zumeist auf nationaler Ebene betrachtet werden; zugleich rückt er transregionale Austauschbeziehungen in den Mittelpunkt, die angesichts vorherrschender Abgrenzungen von Weltregionen lange Zeit vernachlässigt wurden. Aufgrund der immer dichteren Kontakte lässt sich von einem Verflechtungsraum "Tanj'Afrique" sprechen; konzeptionell erlaubt die Bezeichnung – angelehnt an ähnliche Wortkombinationen – ebenso ungleichgewichtige Süd-Süd-Verhältnisse herauszuarbeiten.