Anlässlich der Bundestagswahl vom 26. September 2021 widmet sich dieses Zeitgespräch den Herausforderungen für die zukünftige Bundesregierung. Das Themenspektrum ist ähnlich vielfältig wie es die Vorstellungen der Parteien sind. Neben den Themen Digitalisierung, Dekarbonisierung sowie Aus- und Fortbildung von Fachkräften steht die Finanzpolitik im Fokus. Auch Gleichberechtigung spielt eine zentrale, im Wahlkampf häufig vernachlässigte Rolle. Welche Schritte sollte die nächste Bundesregierung tun, um den anstehenden Herausforderungen zu begegnen? Die inhaltlichen Unterschiede der Wahlprogramme von FDP und Grünen sowie mögliche Kompromisslinien werden aufgezeigt. Schließlich wird erörtert, welche Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität ergriffen werden sollten, um den Strukturwandel - hervorgerufen durch Digitalisierung und Energiewende - zu gestalten. ; On the occasion of the federal election on 26 September 2021, this Zeitgespräch is dedicated to the challenges for the future federal government. The range of topics is as diverse as the parties' ideas. In addition to discussing the topics of digitalisation, decarbonisation, and education and training of skilled workers, the contributions also focus on financial policy. Equality also plays a central role, often neglected in the election campaign. What steps should the next federal government take to meet the challenges ahead? The differences in the election programmes of the FDP and the Greens as well as possible lines of compromise are discussed. Finally, the contributions consider which measures should be taken to increase productivity in order to shape the structural change - caused by digitalisation and the energy transition.
Gemäß dem 'Circular Gap Report 2020' wird weltweit nur 8,6 % des Materials zirkulär genutzt. Die Tendenz ist sinkend: Zwei Jahre früher waren es noch 9,1%. Die Weltwirtschaft benötigte im Jahr 2019 insgesamt 100,6 Gigatonnen Material (de Wit et al., 2020). Trotz großer politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aufmerksamkeit rund um die Thematik einer dringend benötigten nachhaltigeren Wirtschaft zeigt sich, dass wir mit der Materialzirkularität insgesamt nicht auf Kurs sind. Wie kann die Materialzirkularität aus der Perspektive von Designer:innen – als Akteur:innen, die gemäß Literatur 'over 80 % of all product-related environmental impacts' verantworten – verbessert werden? (Graedel et al., 1995)
As expressed by a plethora of news headlines and articles in academic journals over the last two or three years, a new consensus on Chinese foreign policy seems to have emerged: According to this view, China is said to have reneged upon its previous "smile diplomacy" or "charm offensive" and to have become more "assertive", "aggressive", "nationalist", "triumphalist" or "belligerent". This judgment is based e.g. on China's recent behaviour in territorial conflicts with its neighbours, its military modernization programme or its often rude, condescending treatment of foreign dignitaries by Chinese diplomats. This article rejects the notion of a "new" and "more assertive" Chinese foreign policy, as displayed in Chinese rhetoric and diplomacy, since 2009. It contends that most of the literature fails to differentiate between four dimensions of Chinese foreign policy ('imperial' foreign policy, the ongoing forces of interdependence, unconventional foreign relations 'in the shadow of the empire', 'guerilla' foreign relations). Thus, Chinese foreign relations are far more decentralized and contradictory than the authoritarian character of its political system implies. Therefore, its foreign policy is "new" in a sense, but it is still too early to call it "assertive".
Die Gewährleistung einer zeitgemäßen Gesundheitsversorgung und die diskriminierungsfreie Teilhabe der Bevölkerung daran gehören zu den zentralen politischen Zielen in Deutschland. Dabei sind sich Vertreter von Leistungserbringern, Kostenträgern, Politik und Wissenschaft weitgehend einig, dass in diesem Zusammenhang eine funktionierende Patientensteuerung notwendig ist, um die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems langfristig zu erhalten, auch wenn insbesondere Patienten Vorbehalte gegen die stärkere Anwendung von versorgungssteuernden Managed-Care-Instrumenten haben. Daher stellt sich die Frage, welche Faktoren im deutschen Kontext die Umsetzung solcher Strukturen befördern können und welche Faktoren diese derzeit noch verhindern. Die vorliegende Dissertationsschrift zeigt Möglichkeiten solcher Patientensteuerung im Rahmen der Integrierten Versorgung auf, wobei Ansätze im Einflussbereich von Ärzten und Krankenkassen, aber insbesondere auch in dem von Patienten beleuchtet werden. ; Providing up-to-date health care and the non-discriminatory access of the population are central political goals in Germany. Healthcare providers, health insurers, politicians and scientists largely agree that, in this context, functioning patient processing is necessary in order to maintain the existing health system on the long run, even if patients in particular have reservations about the greater use of managed care tools. The question therefore arises as to which factors in the German context can promote the implementation of such structures and which factors are currently still preventing them. This thesis shows possibilities of patient processing within the framework of integrated healthcare, whereby approaches in the sphere of influence of doctors and health insurance companies, but especially in that of patients, are examined.
Welche Sicht haben Lehrer*innen an zwei ausgesuchten Schulen auf den Notfall-Fernunterricht, der aufgrund der politischen Maßnahmen während der Corona-Pandemie nötig wurde? Mithilfe von Diskursiven Interviews wurden Lehrer*innen befragt, die tagtäglich mit den entstehenden Herausforderungen konfrontiert sind. Das Ziel des Beitrags ist es, die sozialen Deutungsmuster der Lehrer*innen im Zusammenhang mit eben diesen Herausforderungen zu rekonstruieren. Im Ergebnis zeigte sich, dass dabei besonders die Frage der digitalen Reproduzierbarkeit des Sozialen sowie pragmatische Muster die Deutungen der Lehrer*innen bestimmen. (DIPF/Orig.)
"C3P" versucht als Kulturzentrum physische und soziale Barrieren zu überwinden und ein neues Image in den Köpfen der Menschen zu implantieren. Paris und Vorort sollen so wieder näher zusammen gebracht werden. Aus einer Barriere wird ein Ort der Begegnung, der Interaktion und letztendlich ein Ort der Gemeinschaft. Es entsteht ein flexibel nutzbarer Raum, der von den AnwohnerInnen angeeignet werden kann und dadurch zum Leben erweckt wird.:Vorwort Geschichte SOZIALE BARRIERE 1. KOLONIALGESCHICHTE FRANKREICHS a. Erste Kolonialperiode b. Zweite Kolonialperiode und Industrialisierung c. Einfluss der kolonialen Vergangenheit d. Postkolonialismus e. Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit 2. BANLIEUES PARISIENNES a. Banlieues Begriffseinordnung b. Entstehung der Banlieues und Industrialisierung c. Abstieg der Banlieues und Deindustrialisierung d. Globales Problem e. Politique de la Ville - die Antwort auf die Aufstände und Unruhen in den Banlieues f. Rassismus und Stigmata PHYSISCHE BARRIERE 3. HIDDEN BARRIERS a. ehemalige Stadtmauern b. Eisenbahn Petite Ceinture c. Périphérique - Hidden Barrier d. Périphérique im Fokus Aktuelle Entwicklungen 4. STADTENTWICKLUNGSKONZEPTGRAND PARIS 5. ORT 6. STÄDTEBAULICHE ANALYSE a. Verortung b. Kartografische Ortanalyse c. Statistische Ortsanalyse d. Städtebauliche Analyse e. Fraktale Metropole f. Interview (Fraktale Metropole) Entwurf / Zukunftsstrategie 7. ENTWURFSANSÄTZE / KONZEPT a. Städtebauliches Konzept b. Soziales Konzept - Akzeptanz der Architektur c. Gebäudekonzept 8. ENTWURF 9. NACHHALTIGKEIT a. Soziale Nachhaltigkeit b. Nutzungsneutralität und Flexibilität c. Hybridbau d. Tragwerk & Konstruktion e. Fassadenschnitt Gebäudetechnik 10. MODELL 11. FREMDWORTVERZEICHNIS 12. QUELLEN & ABBILDUNGENDANKSAGUNG
Fördermittelfinanzierte Gründungsunterstützungsangebote waren in den EU-Förderperioden 2007-2013 und 2014-2020 ein wichtiges Element der Hochschulgründungsförderung im Land Brandenburg. Aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, reduzierte sich das Fördervolumen in der gleichen Zeit jedoch stetig. Für die EU-Förderperiode 2021-2027 steht eine weitere Reduzierung der Fördermittel bereits fest. In der Folge wird es, ohne Anpassungen der etablierten Förderstrukturen, zur weiteren Reduzierung oder Erosion der Gründungsunterstützungsangebote an Brandenburger Hochschulen kommen. Die vorliegende Arbeit befasst sich daher u.a. mit der Frage, wie ein theoretisches Referenzmodell zur fördermittelfinanzierten Hochschulgründungsberatung gestaltet sein kann, um den reduzierten Fördersätzen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Angebotsvielfalt gerecht zu werden. Zur Beantwortung dieser Frage wird als Untersuchungsobjekt das Förderprojekt BIEM Startup Navigator herangezogen. Das Gründungsberatungsprojekt BIEM Startup Navigator wurde von 2010 bis 2014 an sechs Brandenburger Hochschulen durchgeführt. Mit Hilfe der Modelle und Prämissen der Prinzipal-Agent-Theorie wird zunächst ein theoretischer Rahmen aufgespannt, auf dessen Grundlage die empirische Untersuchung erfolgt. Anhand der Prinzipal-Agent-Theorie werden die beteiligten Organisationen, Individuen und Institutionen aufgezeigt. Weiterhin werden die wesentlichen Problemfelder und Lösungsansätze der Prinzipal-Agent-Theorie für die Untersuchung des BIEM Startup Navigators diskutiert. Im Untersuchungsverlauf werden u.a. die Konzepte zur Durchführung des Förderprojekts an sechs Hochschulstandorten, die Daten von 610 Teilnehmenden und 288 Gründungen analysiert, um so sachlogische Zusammenhänge und Wechselwirkungen identifizieren und beschreiben zu können. Es werden unterschiedliche theoretische Annahmen zu den Bereichen Projekteffektivität bzw. Projekteffizienz, Kostenverteilung und zur konzeptionellen Ausgestaltung in Form von 24 Arbeitshypothesen ...
In der vorliegenden Master-Thesis beschäftigt sich der Autor mit dem Menschenrecht auf Bildung (MRaB). Mit dem Fokus auf Deutschland wird der Frage nach möglichen Hindernissen auf dem Weg zu einem MRaB für alle nachgegangen. Dabei handelt es sich explizit um keine ausschließlich juristische Arbeit. Vielmehr werden verschiedene – u.a. soziologische, politische, gesellschaftliche und rechtliche – Perspektiven eingenommen. Ausgehend von einer bereits sehr breiten und tiefen Forschungslandschaft zu der Bildungsthematik erfolgt eine starke Orientierung an der – noch etwas weniger stark beleuchteten – menschenrechtlichen Perspektive. Aus diesem Grund liegt der erste Schwerpunkt auf einer zweigleisigen Vorstellung des MRaB. Eingangs steht die Entstehung und Verankerung des MRaB im Vordergrund, bevor eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den wesentlichen Erklärungen und anderen rechtlichen Festschreibungen erfolgt. Dem ersten Gleisstrang folgend, wird zunächst die Geschichte der Menschenrechtsentwicklung skizziert. Als Ergebnis steht dabei die hier verkürzte Definition für Menschenrechte als universelle Individualrechte, die bedingungslos jedem allein schon aufgrund seines Menschseins zustehen. Darauf aufbauend wird der Blick auf das MRaB und dessen völkerrechtliche Verankerung gelegt. Hier wird dem Pfad von der Ebene der Vereinten Nationen (VN) über das – im vorliegenden Fall einschlägige – regionale Menschenrechtsschutzsystem der Europäischen Union mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) hin zu dem Hineinwirken in nationales – in diesem Fall deutsches – Recht gefolgt. Anschließend werden die aktuellen Regelungen zur Umsetzung und Kontrolle der Menschen-rechte im Allgemeinen und des MRaB im Speziellen einer näheren Betrachtung unterzogen. Daran schließt sich die inhaltliche Vorstellung des MRaB mit einer konkreten Auseinander-setzung mit den wesentlichen Rechtsvorschriften an. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und abschließend für den ersten Schwerpunkt werden mit dem "MRaB als Mittel zum Zweck" und dem "MRaB als Selbstzweck" zwei Wesenskerne des MRaB herausgearbeitet und beschrieben. Als zweiter Schwerpunkt folgt die Vorstellung der derzeitigen Lage bei der Umsetzung des MRaB in Deutschland. Dabei wird eine Konzentration auf die Bildungschancen und deren Verteilung vorgenommen. Mit einigen prägnanten Beispielen erfolgt dazu eine kurze Skizzierung des "problematischen" Status Quo. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden einige Erklärungsversuche zur Herausarbeitung möglicher Hindernisse auf dem Weg zu einem MRaB für alle in Deutschland unternommen. Diese Ansätze folgen jeweils einer spezifischen – u.a. politischen, soziologischen oder rechtlichen – Perspektive. Dabei wird zunächst jeweils ein problematischer Aspekt näher beleuchtet und dann schließlich in einer These zusammengefasst. Exemplarisch sei hier die Vermutung genannt, dass einige Gruppen – auch auf VN-Ebene – eine deutlich schlechtere politische Lobby haben als andere. Anschließend werden einige dieser Thesen diskutiert und Verbindungslinien zwischen diesen beschrieben. Um exemplarisch eine der dadurch gewonnen zentralen Erkenntnisse zu nennen, sei auf die Feststellung verwiesen, dass eine vollständige und gleiche Umsetzung des MRaB wohl schon aus Gründen der konkreten menschenrechtlichen Festschreibungen und darin enthaltenen Besonderheiten kaum möglich ist. Der Autor nimmt aber nichtsdestotrotz die deutsche Politik in die Pflicht und sieht auch in diesem Feld noch großen Nachholbedarf. Zudem werden Ideen für weitere Lösungsansätze – auch unter Berücksichtigung der derzeitigen besonderen Lage durch die Corona-Pandemie – zu den in den Thesen aufgegriffenen Problematiken andiskutiert und Ausblicke auf mögliche Forschungsperspektiven gegeben. ; In this master's thesis, the author deals with the Human Right to Education (HRtE). With the focus on Germany, the question of possible obstacles on the way to an HRtE for everyone is investigated. Explicitly, this thesis does not exclusively deal with legal aspects. Rather different – including sociological, political, social and legal – perspectives are taken. Starting from an already very broad and deep research landscape on the educational topic, there is a strong orientation towards the – still less strongly illuminated – human rights perspective. For this reason, the first focus is on a dualistic presentation of the HRtE. Initially, the focus is on the creation and anchoring of the HRtE, before the essential declarations and other legal assignments are examined. Following the first track, the history of human rights development is outlined. This results in the abbreviated definition of human rights as universal individual rights that are unconditionally available to everyone simply on the basis of being human. Based on this, the focus is on the HRtE and how it is anchored in international law. Here the path is followed from the level of the United Nations (UN) via the relevant regional human rights protection system of the European Union with the European Convention on Human Rights to the influence on national – in this case German – law. The current regulations for the implementation and control of human rights in general and the HRtE in particular are then examined more closely. This is followed by the presentation of the content of the HRtE with a concrete discussion of the essential legal provisions. Building on these findings and closing the first focus, two essentials of the HRtE are elaborated and described with the "HRtE as a means to an end" and the "HRtE as an end in itself". The second focus is the presentation of the current situation concerning the implementation of the HRtE in Germany. Thereby, the focus is on the educational opportunities and their distribution. A brief outline of the "problematic" status quo is provided with a few concise examples. Based on these findings, some attempts to explain possible obstacles on the way to an HRtE for everyone in Germany are made. These approaches each follow a specific – including political, sociological or legal – perspective. First of all, one problematic aspect is examined in more detail and then finally summarized in one statement. One example is the assumption that some groups – also at the UN level – have a much weaker political lobby than others. Then some of these statements are discussed and the connecting lines between them are described. As an example, one of the obtained findings refers to the statement that a complete and identical implementation of the HRtE is hardly possible for reasons of the specific human rights assignments and their corresponding particularities. Nonetheless, the author makes German politics responsible and sees a lot of catching up to do in this field as well. In addition to that, further solutions – also taking into account the current special situation caused by the corona pandemic – are discussed for the problems addressed in the statements and outlooks on possible research perspectives are given.
Der Problemzusammenhang zwischen Sozialstruktur und politischer Ordnung gehört in den vergleichenden Sozialwissenschaften zu den klassischen Forschungsgebieten. Doch während westliche Gesellschaften häufig Gegenstand der Untersuchung waren, liegen zu Japan nur wenige ältere Studien vor. Dies gründet vor allem in der Popularität empirisch meist nicht überprüfbarer theoretischer Ansätze, die eine Einzigartigkeit und Homogenität der japanischen Gesellschaft behaupten und die Vergleichbarkeit mit westlichen Gesellschaften grundsätzlich verneinen .
This article is devoted to the direct contacts and political exchanges that Willy Brandt maintained with the Soviet General Secretaries Leonid Brezhnev and Mikhail Gorbachev both as Federal Chancellor and as Chairman and Honorary Chairman of the SPD. It describes the topics they discussed, how they built up trust, and how they possibly influenced each other's thoughts and actions. Particular attention is paid to the question of how the actors viewed each other. Both relationships were special in their own way. However, there can be no question of a "male friendship" between Brandt and Brezhnev. Particularly in the last phase of his life, the former chancellor made decidedly negative comments about the former Kremlin ruler. The relationship between Brandt and Gorbachev was characterized not least by intellectual exchange. It remains questionable, however, whether this really turned the last CPSU leader into a Social Democrat. As extraordinary as these two personal relationships were, their significance for the development of (West) German-Soviet relations between 1970 and 1992 should not be overestimated. ; Der Beitrag widmet sich den direkten Kontakten und dem politischen Austausch, den Willy Brandt als Bundeskanzler sowie als Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der SPD mit den sowjetischen Generalsekretären Leonid Breschnew und Michail Gorbatschow pflegte. Dargestellt wird, welche Themen sie jeweils miteinander erörterten, wie sie Vertrauen zueinander aufbauten und sich womöglich in ihrem Denken und Handeln beeinflussten. Besonderes Augenmerk ist auf die Frage gerichtet, wie die Akteure sich wechselseitig einschätzten. Beide Beziehungen waren auf ihre Art besonders. Von einer "Männerfreundschaft" zwischen Brandt und Breschnew kann aber nicht die Rede sein. Vor allem in der letzten Phase seines Lebens äußerte sich der Altkanzler ausgesprochen negativ über den einstigen Kremlherrscher. Die Beziehung zwischen Brandt und Gorbatschow zeichnete sich nicht zuletzt durch intellektuellen Austausch aus. Fraglich bleibt ...
Die praktische Bedeutung von Güte- und Zertifizierungszeichen im Alltag ist enorm. Das rasant wachsende Angebot von Produkten und Dienstleistungen und deren ständige Verfügbarkeit, veranlasst Kunden und Betroffene immer häufiger nach verlässlichen und informierenden Prüfungskennzeichen Dritter zu suchen. Dies betrifft insbesondere die Qualität der Ware oder Dienstleistung, aber auch den unabhängigen Hinweis auf bestimmte Eigenschaften zur Herstellung, Nachhaltigkeit oder den Umgang mit Arbeitnehmern. Abhilfe konnten bisher nur Anbieter von entsprechenden Kennzeichen über Individual- oder Kollektivmarken schaffen. Seit dem 1. Oktober 2017 ist mit der Unionsgewährleistungsmarke und ihren speziellen Ausgestaltungen ein dritter Markentyp der Unionsmarkenverordnung in Kraft getreten. Der europäische Gesetzgeber hat sich somit durchgerungen, den Güte- und Garantiezeichen einen eigenen gesetzlichen Regelungsrahmen zu geben. Das späte Handeln des Gesetzgebers und die beträchtlichen Unterschiede der Unionsgewährleistungsmarke mit den bestehenden Instrumenten der Unionsindividual- und Unionskollektivmarke geben Anlass für eine intensivere Untersuchung. Gegenstand der Arbeit ist die Unionsgewährleistungsmarke mit ihrem rechtsdogmatischen Umfeld, ihrem Ursprung und Werdegang bis hin zur Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Kommission im Rahmen der Markenrechtsreform und einem Ausblick auf ihre spätere Rechtsanwendung. ; The practical importance of quality and certification marks in everyday life is enormous. The rapidly growing range of products or services and their constant availability is causing customers and those affected to look more and more frequently for reliable and informative third-party certification marks. This concerns in particular the quality of the goods or services, but also the independent indication of certain characteristics regarding production, sustainability or the treatment of workers. Until now, providers of corresponding trademarks could meet this demand via individual or collective marks only. Since 1 October 2017, a third type of trade mark of the European Union Trade Mark Regulation has come into force with the European Union certification mark and its special specification. The European legislator has thus decided to give the quality and guarantee marks their own legal regulatory framework. The late action of the legislator and the considerable differences between the European Union certification mark and the existing instruments of the European Union individual and collective mark give rise to a more intensive investigation. The subject of the work is the European Union certification mark with its legal dogmatic environment, its origin and development up to its publication in the Official Journal of the European Commission and an outlook on its later legal application.
Die Ermittlung des anwendbaren Rechts bei Persönlichkeitsverletzungen über das Internet ist eine ungeklärte Streitfrage des IPR. De lege lata existieren bereits diskussionswürdige Ansätze; sie sind in ihren vielfältigen Varianten allerdings nur noch schwer überschaubar. Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe, die Meinungsströmungen in eine Systematik zu bringen und um weitere Aspekte zu ergänzen, insbesondere um solche der parallel im Internationalen Verfahrensrecht geführten Diskussion. Neben der lex lata wird auf der Ebene der lex ferenda der Entschließungsentwurf des Europäischen Parlaments für eine Kollisionsnorm für Mediendelikte einer kritischen Betrachtung unterzogen mit dem Ziel, rechtspolitische Empfehlungen für eine entsprechende europäische Anknüpfungsregel zu formulieren.
In einer Studie hat das Umweltbundesamt (UBA) die Konsequenzen eines Tempolimits auf Autobahnen für die Treibhausgasemissionen im deutschen Verkehrssektor berechnet. Dabei wurde gezeigt, dass ein generelles Tempolimit von 130 km/h die Emissionen um 1,9 Mio. t CO2-Äquivalente pro Jahr reduzieren würde. Für Tempolimits von 120 und 100 km/h ergäben sich entsprechend 2,6 und 5,4 Mio. t. Das UBA schließt daraus, dass ein generelles Tempolimit "ohne nennenswerte Mehrkosten" zu den Klimaschutzzielen im Verkehrssektor beitragen kann. Der Autor zeigt hingegen, dass die mit den niedrigeren Geschwindigkeiten einhergehenden längeren Fahrzeiten zu erheblichen Mehrkosten führen. Werden diese näherungsweise berücksichtigt, ergeben sich für die vom UBA betrachteten Tempolimits Vermeidungskosten zwischen 716 und 1.382 EUR je t CO2-Äquivalent, was verglichen mit alternativen Klimaschutzmaßnahmen hoch ist. Selbst wenn man die mögliche Reduktion der Verkehrstoten berücksichtigt, führen generelle Tempolimits zwischen 100 und 130 km/h zu Wohlfahrtverlusten. Der Autor empfiehlt, dass die Verkehrspolitik Maßnahmen priorisieren sollte, bei denen Ökonomie und Klimaschutz im Einklang stehen, wie es bei einem einheitlichen CO2-Preis, variablen Tempolimits sowie zeit- und ortsabhängigen Straßennutzungsgebühren der Fall wäre. ; The German Environment Agency (UBA) recently calculated the impact of a universal speed limit on Germany highways on carbon emissions in a prominent study. Thereby, it was shown that a universal speed limit of 130 km/h reduces emissions by 1.9 Mio. t CO2-equivalents per year. Speed limits of 120 and 100 km/h lead to reductions of 2.6 and 5.4 Mio. t. The UBA concludes from these numbers that a universal speed limit can contribute to emission targets in the traffic sector at "negligible additional costs". In contrast, the author shows that increasing times of travel resulting from reduced speed lead to substantial additional costs. Taking into account these costs, he calculates that the speed limits considered by the UBA yield abatement costs ranging from 716 to 1382 EUR per ton CO2-equivalent which is rather high compared to alternative climate protection measures. Even if the reduction of traffic fatalities is taken into account, universal speed limits between 100 and 130 km/h can be shown to lead to welfare losses. The author concludes that transport policy should focus on measures which yield emission reductions at acceptable costs. Promising alternatives are a general carbon price for all sectors, variable speed limits and road tolls depending on position and time.
In Rekurs auf die kybernetische Vorstellung autonomer Selbststeuerung von Systemen sowie auf die Idee indirekter Beeinflussung in Rousseaus "negativer Erziehung" werden im Beitrag zwei Diskursstränge diskutiert, an die die Steuerungslogik von Schulinspektionen anknüpft. Der Text ermöglicht so eine reflexive Befragung des Modells "Neue Steuerung" im Schulsystem, insbesondere des Aspekts des "Neuen". (DIPF/Orig.) ; This article argues that school inspections, which are understood as instruments within a new model of governing schools, can be related to cybernetic and pedagogical notions of autonomy through self-monitoring. These notions refer to processes of datafication and insight. By exploring both the cybernetic program and the concept of "negative education" by Rousseau, a reflexive inquiry of the new model of School Governance is provided. The article reflects on aspects of the "new" governing model, which are little-noticed in recent discussions. (DIPF/Orig.)
Fotografien von P.H./S.G./M.S.V./H.H./M.C./S.S./E.P/J.A.& K.S. – erzählt von K.S. Ein kritischer Blick auf Obdach- und Wohnungslosigkeit in der Stadt bleibt zumeist nicht mehr als das: ein Blick auf obdach- und wohnungslose Menschen, dem entweder ein individualisierendes Sprechen über 'ihre' Situation oder eine institutionelle 'Analyse' struktureller Gegebenheiten des Sozialstaats, des Wohnungsmarkts etc. folgt. Beide Blicke bewegen sich in der eigenen comfort zone, ohne dabei die eigene Sichtweise zu hinterfragen. Dies gilt sowohl für Begegnungen der Thematik mit der deutschsprachigen Stadtforschung als auch im Alltag. Der Magazinbeitrag möchte in Form eines Fotoessays Blicke umkehren und erlernte Sichtweisen irritieren. Dazu greift der Beitrag Fotografien auf, die von zwölf Menschen in Situation der Obdach- und Wohnungslosigkeit in Hamburg und Rio de Janeiro gemacht wurden und diskutiert dabei visuelle Zugänge in der Forschungspraxis sowie deren akademische Verwertung. ; A critical look at homelessness in the city usually remains nothing more than that: a look at homeless people, followed either by an individualizing talk about "their" situation or an institutional "analysis" of the structural conditions of the welfare state, the housing market, etc. Both views move in their own comfort zone without questioning their own point of view. This applies both to encounters between the topic and German-language urban research and to everyday life. The magazine article wants to reverse views and irritate learned points of view in the form of a photo essay. To this end, the article takes up photographs taken by 12 people in situations of homelessness in Hamburg and Rio de Janeiro as part of the dissertation project "Ordinary Homeless Cities? Geographies of Homelessness in Rio de Janeiro and Hamburg" and discusses visual approaches in research practice as well as their academic exploitation. As part of this visual methodology, reflexive photographs were used to produce images of people in situations of homelessness that refer less to their supposed homeless identity than to power relations in everyday urban life. Some of the photographs have already been exhibited several times in the form of travelling exhibitions in both cities. With the focus on the visual material, which shows strategic, physical, emotional, historical, political and social knowledge of people in situations of homelessness about cities, the question arises to what extent exhibitions of such photographs can serve as contact zones (Pratt 1996), which in the sense of meaningful encounters (Valentine 2008) do not represent an illustration, but rather initiate reflection beyond differences and give impulses to rethink established ideas about homelessness as well as to change perspectives. To what extent can the visual expectations of a seeing/reading audience be broken in an academic journal?