'Kulturelle Unterschiede werden immer häufiger für Krisen, Konflikte und Kriege verantwortlich gemacht. Die dazugehörigen Erklärungsschemata weisen stets darauf hin, dass kulturelle und religiöse Differenzen die Hauptursache für Auseinandersetzungen sind. Dies schürt weltweit das Misstrauen gegenüber allem Fremden, produziert Angst, Wut und Ohnmacht. Um einerseits verschiedene Kulturen als Chance und nicht als Risiko zu begreifen und andererseits Misstrauen und Ohnmachtsgefühlen entgegenzuwirken, werden in diesem Artikel verschiedene Definitionen von und Theorien über Kultur vorgestellt. Dadurch soll die Substanz kultureller Konfliktpotenziale sichtbar gemacht werden, damit kulturelle Differenzen nicht mehr als gegeben und unveränderbar gelten. In diesem Zusammenhang wird argumentiert, dass die Beteiligten selbst aktiv Mitverantwortung bei einer interkulturellen Konfliktbehandlung oder bei der Gestaltung gemeinsamer Werte im Begegnungsraum der Kulturen übernehmen.' (Autorenreferat)
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Band 47, Heft 4, S. 554-567
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 400-404
"In dem Vortrag wird ein wichtiger und in der politischen Soziologie bislang nur unzureichend behandelter Gegensatz innerhalb des politischen Feldes betrachtet und konzeptualisiert, der die Interaktionen im politischen Feld sowie die Beziehungen, die politische Akteure zu sozialen Statusgruppen unterhalten, strukturiert. Gedacht als ein Beitrag zu einer konflikttheoretischen Neuorientierung der politischen Soziologie wird der als zentral gekennzeichnete Gegensatz zwischen 'professionals' und Managern in der Politik in einen gesellschaftstheoretischen Erklärungsansatz eingebettet und auf seine Implikationen für weitere Hypothesen und empirische Analysen untersucht. Die Konfliktlogik des politischen Feldes wird in Verbindung gebracht mit dem Widerstreit zwischen 'professionals' und Managern, der für Großunternehmen eine immer größere Bedeutung erlangt und Wirkungen zeitigt beispielsweise als Streit um die mehr oder weniger demokratische Bestimmung der Organisationsziele, um die mehr oder weniger umweltsensible Steuerung der unternehmerischen Aktivitäten oder um die mehr oder weniger an der Zweck-Mittel-Rationalität ausgerichteten Regelung der organisationsinternen Kommunikation und Arbeitsteilung. Im politischen Feld muß der Gegensatz zwischen 'professionals' und Managern als Gegensatz zwischen Programmpolitikern und Organisationspolitikern gekennzeichnet werden; in diese Unterscheidung werden sowohl die regelsetzenden und programmverwirklichenden Intentionen von politischen Entscheidern als auch die Implikationen des politischen Wettbewerbs zwischen Parteien um die (temporäre) Ausübung der Regierungsmacht in Demokratien integriert. Ausgehend von der Diskussion spezifischer Handlungsvoraussetzungen für das Geltendmachen von organisationspolitischen und programmpolitischen Imperativen bei politischen Akteuren und den damit einhergehenden angemessenen Kooptierungsstrategien und -partnern lassen sich die Handlungsautonomie und die Steuerungskompetenz von politischen Akteuren besser interpretieren und genauer bestimmen." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 876-894
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Märkte und Politik, Abteilung Marktprozesse und Steuerung, Band 2009-10
"This paper considers incentives for information acquisition ahead of conflicts. We characterize the (unique) equilibrium of the all-pay auction between two players with one-sided asymmetric information. The type of one player is common knowledge. The type of the other player is drawn from a continuous distribution and is private information of this player. We then use our results to study information acquisition prior to an all-pay auction. Depending on the cost of information, only one player may invest in information. If the decision to acquire information is observable for the opponent, but not the information received, one-sided asymmetric information can occur endogenously in equilibrium. Moreover, compared with the first best, information acquisition is excessive. In contrast, with open or covert information acquisition, the cut-off values for equilibrium information acquisition are as in the first best." (author's abstract)
"Plurale Gesellschaften im Allgemeinen und multi-ethnische im besonderen haben ein Integrationsproblem, da mehrere Gruppenloyalitäten miteinander konkurrieren, kollektive Wertesysteme eine je eigene Suprematie beanspruchen und im Namen von kollektiven Werten Forderungen nach privilegiertem Zugang zu politischer Macht oder ökonomischen Ressourcen angemeldet werden. Vielvölkerstaaten mit kompakt siedelnden Gruppen verkörpern eine spezifische Form dieses Integrationsproblems, und zwar weil kompakte Siedlung meist mit hoher Kommunikationsdichte, Ressourcenbündelung und subnationalen Identitäten, d.h. politischer Mobilisierungsfähigkeit, einhergeht. Unter welchen Voraussetzungen kann Föderalismus zur Deeskalation, Einhegung, Diffusion und Verregelung von ethnischen Konflikten beitragen? Wodurch werden gewaltfreie, lösungsorientierte, kooperative Formen der Konfliktbearbeitung gefördert? Das Konfliktregelungspotential wird daran gemessen, ob Konflikte in bestehenden Institutionen oder als Kampf um die Institutionen an sich ausgetragen werden, ob legitime, neutrale und autoritative Institutionen der Konfliktregelung existieren und institutionelle Arrangements flexibel und fähig sind, ethnisch-territoriale Kohäsion zu fragmentieren. In vier vergleichenden Fallstudien zu Russland, Indien, Nigeria und Spanien werden diese Indikatoren angewandt. (...)" (Autorenreferat)
'Der Jugoslawienkonflikt schien alte Interessengegensätze der Großmächte auf dem Balkan wieder zu beleben. Der Streit um das Vorgehen in Jugoslawien drohte sogar, den europäischen Einigungsprozeß wie auch die Ost-West-Annäherung nach der Wende zu stören. So sah es zeitweise aus, als ob jede Kriegspartei unter den europäischen Ländern ihre Schutzmacht habe. Deutschland und die USA schienen auf Kroatien und Bosnien, England und Frankreich und Rußland auf Serbien fixiert zu sein. Diese Fronten wurden durch die gemeinsamen Friedensbemühungen, insbesondere mit dem Abkommen von Dayton, und durch die Einbindung Rußlands in die Befriedungsaktionen überdeckt. Dabei wird Rußlands Jugoslawienpolitik als Indiz für seine Bereitschaft zur Kooperation mit dem Westen angesehen. Nach sechs Jahren der Jugoslawienkrise, die erstmals Aussicht auf eine Lösung hat, kann hier im Hinblick auf die Rolle Rußlands eine Bilanz versucht werden. Es soll untersucht werden, - welche historischen und geistigen Traditionen das russisch-jugoslawische Verhältnis noch heute bestimmen, - welche Rolle Jugoslawien in den strategischen und außenpolitischen Überlegungen einnimmt und ob Rußland direkte regionale Interessen im Balkanraum hat,- inwieweit die russische Jugoslawienpolitk nur als Thema der innenpolitischen Auseinandersetzung zwischen der Moskauer Führung und der rot-braunen Opposition herhalten muß, - und inwieweit das russische Engagement für Jugoslawien nur der außenpolitischen Profilierung als Großmacht dient. Es ist schließlich zu fragen, ob die aus globalen Erwägungen erfolgte Einbindung Rußlands seitens der EU und der USA der Lösung des Jugoslawienkonflikts förderlich oder eher hinderlich war. Welche Rolle spielten die russischen Truppen in den Konfliktgebieten? War und ist ihr Einsatz wirklich Modell einer praktischen Kooperation zwischen der NATO und Rußland oder kann in der Truppenstationierung ein gefährlicher Präzedenzfall gesehen werden? Als besonders bedrohlich wird vielfach die neue 'strategische Partnerschaft' Rußlands mit Serbien gesehen, die einen Keil in die NATO-Osterweiterung treiben könnte. Werden die sich hier abzeichnenden Gefahren überschätzt? Die Untersuchung beruht außer auf der einschlägigen Literatur vor allem auf der Berichterstattung der Presse und auf Agenturmeldungen, insbesondere solchen russischer und serbischer Herkunft.' (Autorenreferat)
"The field of peace and conflict studies is characterized by certain boundaries: In general terms, researchers differentiate between normative and analytical approaches as well as between structuralist, culturalist and actor oriented concepts. These different perspectives are typically indicated by different notions of conflict and violence, thereby often leading to an analytical separation between conflict analysis and conflict resolution. Lars Schmitt's working paper takes this constellation as a starting point to develop a new perspective for the analysis and transformation of conflicts. His analytical heuristic, the so called habitus-structure conflicts, attempts to overcome these oppositions which are considered untenable from an epistemological viewpoint. Based on the socioanalysis of Pierre Bourdieu, this heuristic is presented as a hermeneutic circle indicating the interrelation of social inequality and power relations on the one and conflicts on the other hand. Symbolic violence can be seen here as a functional principle of society: It allows society to reproduce itself by keeping conflicts at a latent level. Depending on their respective group affiliation, the chances of individuals at securing decent standards of living are unequally distributed. Yet this inequality is unlikely to erupt into (direct) violence. This applies for at least two reasons. First, habitus and structure are inherently linked to each other. Individuals internalize inequality at an early stage (habitus); as a result, they tend not to conceive of situations in which inequalities materialize (structure) as illegitimate. Second, the unequal distribution of chances to secure a decent living is mediated by symbols and 'naturalized' during that process. Individuals realize that hierarchies exist; due to the plurality of symbols and the possibility to choose between them, however, they perceive them as naturally given, as based on merit, as just. As a consequence, the social genesis of inequality remains unacknowledged and potential class conflicts are transformed into individualized competitions in social fields, intrapersonal psychic conflicts or violence against scapegoats. The key concept of habitus-structure conflicts is able to frame these different conflicts within a society and to relate them to the underlying symbolic violence. In the conclusion, Lars Schmitt illustrates that uncovering the hidden mechanisms of power may not only lead to emancipatory effects at the individual level, but is also a prerequisite for mediating intercultural conflicts." (author's abstract)