In seinem Beitrag legt der Autor dar, welche Perspektive er für eine transkulturelle Medienforschung in der Cultural Theory von Mary Douglas sieht. In ihrer Theorie, die auch als Grid-Group Modell bekannt ist, geht es vorrangig um die Erarbeitung von Dimensionen, die es ermöglichen, Kulturen so zu beschreiben, dass sie miteinander verglichen werden können. Vier kulturelle Prototypen bilden die Eckpfeiler der Cultural Theory: die hierarchische Kultur, die individualistische Kultur, die egalitäre Kultur und die fatalistische Kultur. Er argumentiert, dass Douglas' Begrifflichkeiten einen Ansatz transkultureller Kommunikationsforschung gestatten, der es einerseits ermöglicht, kulturelle Konflikte zu theoretisieren, der andererseits aber den Anspruch hat, kontextübergreifend anwendbar zu sein. Die Cultural Theory gestattet so eine vergleichende Auseinandersetzung mit inter- und transkulturellen Kommunikationsprozessen. (RG)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 728-729
In seinem Buch Experten des Alltags verknüpft HÖRNING ältere techniksoziologische Arbeiten mit Überlegungen zu einer Theorie des praktischen Wissens. Schlüsselbegriffe der Theorie sind unter anderem die Konzepte der sozialen Praktiken, des praktischen Wissens und der kulturellen Wissensrepertoires, der Handlungsstile und des Umgangs mit Technik. Ziel der Rezension ist es zum einen, HÖRNINGs Theorie in ihren Schlüsselbegriffen zu rekonstruieren und nachzuzeichnen, wie HÖRNING sich damit von anderen Ansätzen abgrenzt. Dies betrifft sowohl die Abgrenzung innerhalb der Techniksoziologie als auch die Bezugnahmen auf kultur- und praxissoziologische Theorien. Zum anderen wird erörtert, welche Relevanz HÖRNINGs Buch für die allgemeine Soziologie hat und haben kann. In einem Exkurs wird darüber nachgedacht, inwiefern HÖRNINGs Buch als Empfehlung gelesen werden kann, in der soziologischen Technikforschung, aber auch in der Soziologie insgesamt qualitative Methoden einzusetzen.
Gegenstand der Arbeit ist eine ideengeschichtliche Rekonstruktion der Position der Organisation Slow Food. Slow Food wird als ein aktuelles Beispiel für eine grundsätzliche Weltsicht der Moderne betrachtet. Für diese sind die Begriffe Vielfalt und Eigenart von zentraler Bedeutung. Das Ziel der Arbeit besteht in einer Aufklärung, sowohl über die weltanschauliche Basis als auch über den theoretischen und politischen Gehalt der Slow-Food-Position. Es wird gezeigt, dass Slow Food die Idee der Vielfalt und Eigenart modernisiert, indem sie an den aktuellen, naturalistischen Zeitgeist angepasst wird. Dadurch tritt jedoch ein Widerspruch auf: Die Betonung der Kultur, die als das Charakteristikum der Slow-Food-Position angesehen wird, und der Naturalismus scheinen nicht miteinander vereinbar. ; The dissertation deals with an historical and theoretical research of the Slow-Food-position. Slow Food is to be considered as a contemporary issue for a basic modern world view. For this world view cultural diversity and regional uniqueness ("Eigenart") are of particular importance. The dissertation reconstructs the ideological, the theoretical and the political content of the Slow-Food-position. The study shows that the idea of cultural diversity and regional uniqueness is modernized respectively naturalized by Slow Food. This naturalization however is inconsistent with the idea of culture which reveals the core of the Slow-Food-position.
Die 'Familiarisierung' des Computers als Kulturelement soll hinsichtlich seiner psychischen und sozialen Verankerung untersucht und die Frage beantwortet werden, auf welche Weise dadurch die Grundkonzeption der Beziehung zwischen den Subjekten und der äußeren Wirklichkeit verändert wird. Die Verknüpfung von Nachrichtentechnik, Massenmedien und Datenverarbeitung bewirkt eine Neustrukturierung alltäglicher Lebens- und Kommunikationszusammenhänge, wobei drei Entwicklungsstränge sich deutlich abzeichnen: (1) Der Computer als Vehikel von Freiheit und Unabhängigkeit verdrängt zunehmend die Ebene philosophischer Reflexion. Eine Delokalisation der bisher in örtlicher Nähe erfahrenen Nachbarschaft einschließlich ihrer nicht codierbaren Metanachrichten, die einer sozialgeschichtlichen Kontextualität angehören, birgt die Gefahr der Zerstörung zwischenmenschlicher Kommunikation bei Monopolisierung der technisierten Kommunikation. (2) Die Austauschbarkeit von Realität und Fiktion, d.h. die Abwesenheit von sinnlich erfahrbaren materiellen Dingen, führt zu einem nur symbolischen Besitz und Nutzung und zur Entfremdung, wie sie sich in der Reduktion der sinnlichen Ding-Verwendung auf die Lust, in Bilder transformierte Objekte zu schauen, ausdrückt. (3) Eine Bewußtseinsproduktion durch die Kulturindustrie, die Bildwelten monopolisiert und zentralisiert. Primär- und Sekundärquellen wurden verwertet. (ICB)
Which theoretical and methodological approaches of contemporary cultural criticism resonate within the field of disability studies? What can cultural studies gain by incorporating disability more fully into its toolbox for critical analysis? Culture - Theory - Disability features contributions by leading international cultural disability studies scholars which are complemented with a diverse range of responses from across the humanities spectrum.This essential volume encourages the problematization of disability in connection with critical theories of literary and cultural representation, aesthetics, politics, science and technology, sociology, and philosophy.It includes essays by Lennard J. Davis, Rosemarie Garland-Thomson, Dan Goodley, Robert McRuer and Margrit Shildrick.
In der vorliegenden Arbeit wird der These widersprochen, dass der Sozialdarwinismus und mit ihm der Darwinismus die naturwissenschaftliche Theorie ist, auf deren Basis der nationalsozialistische Rassismus argumentiert. Es wird der Frage nachgegangen, in welcher biologischen Theorie sich die Struktur des nationalsozialistischen Rassismus stattdessen spiegelt. Zunächst wird dargestellt, dass der "Sozialdarwinismus" als allgemeines Interpretationsmuster verstanden wird, unter dem sich ganz verschiedene Inhalte unterschiedlicher politischer Bewegungen vor allem der Jahrhundertwende verbergen. Das, was pauschal und ungenau als Sozialdarwinismus bezeichnet wird, zeigt sich eingebunden in einen diffusen Zeitgeist sowohl als Grundpfeiler rassistischen Denkens und als Basisfigur nationalsozialistischer Ideologie als auch konträr dazu als Bestandteil sozialreformerischer Bewegungen. Diese Varianten des Sozialdarwinismus werden vorgeführt und systematisch geordnet. Die Basis der Ordnung ergibt sich aus dem naturalistischen Zirkelschluss in rassistischen Theorien. Dieser Zirkelschluss entsteht durch die intuitive Projektion von Weltbildern in die Prozesse der Natur durch die Naturwissenschaftler, deren Naturtheorien dann umgekehrt auf gesellschaftliche Prozesse zu deren Legitimation angewendet werden. Der naturalistische Standpunkt in der Gesellschaftsanalyse eint die als sozialdarwinistisch begriffenen Positionen. Ideengeschichtlich lässt sich so der Darwinismus dem Liberalismus zuordnen und der Lamarckismus dem Geist des Rationalismus in der Französischen Aufklärung. Verschiedene Varianten des Sozialdarwinismus können nun den beiden Theorien der Entwicklung des Lebens zugeordnet werden. So unterscheidet sich der Sozialdarwinismus in eine "evolutionistische" und eine "selektionistische" Variante. Die evolutionistische Variante lässt sich auf den Lamarckismus zurückführen und entsprechend der philosophischen Voraussetzungen als aufklärerisches Denken herleiten. Die Bezeichnung "Darwinismus" wird für den evolutionistischen Sozialdarwinismus damit obsolet, sie trägt ausschließlich zur Verwirrung bei. Der selektionistische Sozialdarwinismus lässt sich untergliedern und darin der politischen Philosophie des Liberalismus einerseits und des Konservativismus andererseits zuordnen. Diese Unterscheidungen ergeben sich aus verschiedenen Vorstellungen vom Vorgang der Auslese und dem Mechanismus der Anpassung, die sich gleichermaßen politsch-philosophisch wie naturwissenschaftlich herleiten lassen. Auch der Konservatismus wird anhand der Fragestellung analysiert, welche biologische Entwicklungstheorie dieser Variante des Sozialdarwinismus zugrunde liegt. Es stellt sich heraus, dass diejenige Variante des Sozialdarwinismus, die dem nationalsozialistischen Rassismus am nächsten kommt, zwar Begriffe benutzt, die aus Darwins Theorie stammen, diese aber in einen Ableitungszusammenhang stellt, der mit dem Darwinismus nicht mehr kompatibel ist. (Sie wird als "aristokratischer Sozialdarwinismus" benannt.) Daraus folgt, dass diese Variante genauso wenig wie die lamarckistische, den Namen "Darwinismus" verdient, nur mit anderen Begründungen. Stattdessen zeigt sich, dass eine ganz andere biologische Entwicklungstheorie dem rassistischen Anpassungsgedanken (sowie dem konservativen Weltbild) entspricht. Diese steht in der Tradition der holistischen Ökologie und wird hier am Beispiel der Monoklimaxtheorie dargestellt. Anpassung wird sowohl im Rassismus als auch in der holistischen Ökologie als Bewährung innerer Naturanlagen angesichts äußerer Überlebenszwänge gedacht. Dieses Bewährungsverhältnis wird als Kampf konzipiert, genauso wie der Auslesemechanismus im Darwinismus. Die theoretischen Voraussetzungen und Ableitungen dieser beiden biologischen Theorien unterscheiden sich aber wesentlich. Anhand der Blut-und-Boden-Ideologie R. W. Darrés und der rassistischen Ideologie in Hitlers "Mein Kampf" werden die Strukturäquivalenzen zur Monoklimaxtheorie hergestellt. Derjenige Sozialdarwinismus, der mit dem Rassismus in einer strukturellen geistigen Verbindung steht, ist kein Darwinismus, sondern das epistemologische Gegenteil; und der Sozialdarwinismus, der darwinistische Grundlagen verarbeitet, ist im Rassismus des Nationalsozialismus nicht wirkungsmächtig. ; This thesis refutes the hypothesis that social Darwinism - and Darwinism in general - is the scientific theory that served as the basic of argumentation for the racism of National Socialism. The question of which alternative biological theory reflects the structure of the National Socialist racism is explored. Social Darwinism is presented initially as a general pattern of argumentation that served as a cover for a wide variety of ideas held by different political movements, primarily in the late 19th and early 20th century. That which is generally and inexactly referred to as social Darwinism is found to be part of a diffuse zeitgeist as a foundational pillar of both racist thought and National Socialist ideology and – in contrast - as a component of social reform movements. These multiple variants of social Darwinism are presented and categorized. The naturalistic fallacy contained in racist theories is taken as a starting point. This misconception results from scientists intuitively projecting their world views onto the processes of nature and the subsequent application of their theories of nature in legitimizing particular social processes. The naturalistic standpoint in the analysis of human society (or naturalism) unifies all positions subsumed under the label of social Darwinism. Considered from the perspective of the history of ideas, Darwinism can thus be identified with classical liberalism and Lamarckism with the spirit of the rationalism of the French Enlightenment. Different forms of social Darwinism can now be ascribed to one of the two evolutionary theories, resulting in a differentiation of social Darwinism into "selectionist" and "evolutionist" variation. The evolutionist form can be traced back to Lamarckism and be categorised on the basis of its philosophical foundations as enlightenment thought. The term "Darwinism" thus becomes obsolete in regard to the evolutionist form of social Darwinism, adding to the confusion. The selectionist social Darwinism can be subdivided into along lines of thought attributable either to the political philosophy of liberalism or conservatism. This differentiation results from divergent concepts regarding the process of selection and the mechanism of adaptation, both of which may be derived equally from theories of science and from those of political philosophy. The line of questioning also serves to analyse conservatism, whose theory of biological evolution underlies this form of social Darwinism. It turns out that the selectionist variantion, which comes closest to the racist ideology of National Socialism, can not logically be deducted from Darwinism, in spite of its use of terminology stemming from Darwin's theory. It follows therefore, that this form, knows as "aristocratic" social Darwinism, like the Lamarckistic, does not deserve the name Darwinism, albeit for different reasons. Instead, it becomes apparent that a completely different biological theory of evolution corresponds to the racist concept of adaptation (and the conservative world view). This stands in the tradition of holistic ecology and is discussed taking the monoclimax theory as an example. Adaptation is understood both in holistic ecology and racism as the validation of inherent traits (Bewährung) in the face of external challenges to survival. This process of validation through trial is conceived of as a struggle, just as the mechanism of selection in Darwinism. However, the theoretical assumptions and deduction of these two biological theories differ substantially. The "blood and soil ideology" of R. W. Darré and the racist ideology in Hitler's "Mein Kampf" are used to show the structural equivalence with the monoclimax theory. The authors conclude that the form of social Darwinism corresponding structurally and intellectually to racism is not a form of Darwinism but rather its epistemological opposite. The form of social Darwinism that assimilates Darwin's basic principals is found to have no effective influence on the racism of National Socialism. Keywords: Racism, National Socialism / Nazism, Darwinism, Lamarckism, monoclimax theory, holistic ecology, "evolutionist" / "selectionist" and "aristocratic" social Darwinism, naturalism or naturalistic social theory, validation of inherent traits (Bewährung)
In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 28, Heft 1, S. 65-70
Cultural scientist Andreas Reckwitz has recently diagnosed processes of singularization of society, in which the quality of being special not only applies en masse to human subjects, but also to places, events, collectives, and objects. The epistemic implications of these societal changes for technology assessment (TA) have hardly been addressed to date. Building upon the singular features of open workshops, we argue that TA needs to develop new concepts for assessing the societal impact of singularities, and suggest three key points that also apply to other singularization technologies, such as 3D printing: (1) perception of the special nature as being relevant, (2) representation of the culturalization of economy and society, and (3) adequate separation of systems from the culturalized super system.
"Cultural Political Economy (CPE) ist ein im Entstehen begriffenes Paradigma, das darauf abzielt, den cultural turn auf dem Feld der politischen Ökonomie zu vollziehen, ohne dabei die materielle oder ökonomische Dimension des Sozialen völlig hinter der symbolischen oder diskursiven Dimension verschwinden zu lassen. Dazu werden regulations-, staats- und diskurstheoretische Ansätze auf produktive Weise verknüpft, um den komplexen Wechselverhältnissen zwischen diskursiven und nicht-diskursiven Elementen der politischen Ökonomie gerecht zu werden, ohne die Grundlagen der Regulationstheorie im historischen Materialismus und im kritischen Realismus gänzlich zu verlassen. Der resultierende Theorierahmen bietet einen neuen, vielversprechenden Zugang zu einer Reihe von Forschungsproblemen, zeichnet sich aber bislang durch einen Mangel an geschlechtertheoretischen Perspektiven aus. In diesem Beitrag argumentiere der Autor für eine feministisch reartikulierte CPE und verfolgt dabei die These, dass die weitere Entwicklung der CPE hin zu einer fruchtbareren Integration von neo-marxistischen und poststrukturalistischen Theorien gleichzeitig eine produktivere Verbindung von feministischer Gesellschaftstheorie und politischer Ökonomie ermöglicht." (Autorenreferat)
In der ersten Dekade des dritten Jahrtausends zeigen sich die Cultural Studies als eine umstrittene, aber gleichzeitig vielschichtige und die Komplexität des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens erhellende intellektuelle Formation. Die Vielfalt der theoretischen Paradigmen, intellektuellen Perspektiven und empirischen Zugänge verbindet ihre Verpflichtung zur kritischen Analyse der Gegenwart. Ausgehend von der zentralen Relevanz von Kultur in der sich herausbildenden globalen Gesellschaft thematisieren und analysieren die Cultural Studies Machtverhältnisse in unterschiedlichen Kontexten und zeigen die Kontingenz und Relationalität gesellschaftlicher Praktiken auf.Der Band trägt zur kritischen Analyse des Verhältnisses von Theorie, Kultur und Gesellschaft im 21. Jahrhundert bei.
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In dem Beitrag wird das Spezifikum des Bourdieuschen Zugangs zur Klassenanalyse als eine dreifache kulturtheoretische Brechung der traditionellen Klassentheorie bestimmt: Sie bricht (1) mit der Trennung von Basis und Überbau in der Klassenanalyse; sie integriert (2) die Analyse des Klassenhandelns in eine Theorie klassenspezifischer kultureller Praktiken; und sie analysiert (3) die theoretische Beschreibung einer Klassenstruktur selbst noch als ein Moment dieser Klassenstruktur. Diese dreifache Brechung wird diskutiert, um dann das damit verbundene Neue genauer zu bestimmen. Die erste kulturtheoretische Brechung der traditionellen Klassentheorie ist mit dem Versuch verbunden, die berufsförmige Konstitution von Klassenlagen zum Schlüssel der Klassenstruktur moderner Gesellschaften zu machen. Die empirische Annahme, die diese Brechung ermöglicht, lautet: Das Heben eines Berufs wird zunehmend über kulturelle Ressourcen gesteuert. Die zweite kulturtheoretische Brechung der traditionellen Klassenanalyse hat mit dem Problem zu tun, wie objektive Klassenlagen, die zunehmend über kulturelles Kapital konstituiert werden, reproduziert werden. Die dritte kulturtheoretische Brechung besteht darin, den Diskurs über soziale Klassen selbst als einen Teil der Klassenrealität zu interpretieren. Es wird herausgearbeitet, daß die kulturtheoretische Brechung des Klassenbegriffs es Bourdieu erlaubt, an die Stelle des traditionellen substantialistischen Klassenbegriffs einen konstruktivistischen Begriff zu setzen und damit die Klassenstruktur moderner Gesellschaften sichtbar zu machen. (RW2)