I. Politische Kultur
In: Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus
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In: Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus
In: Berlin - Visionen einer zukünftigen Urbanität
In: Kultur und Geschlecht in der Interkulturellen Pädagogik
In: Texte verstehen : Konzepte, Methoden, Werkzeuge, S. 13-31
"Eine Kultur ist eine Menge von Texten", behaupten Levi-Strauss (1958), Barthes (1964), Lotman und Piatigorsky (1969) und alle, die in ihrer Tradition arbeiten (vgl. Winner und Umiker-Sebeok 1979). Doch was besagt diese These? Falls das Wort Text in ihr wie üblich eine Menge sprachlicher Zeichen bezeichnet, ist sie ganz offensichtlich falsch, denn eine Kultur besteht nicht nur aus sprachlichen Zeichen (vgl. Posner 1988), sondern sie umfaßt zumindest auch Institutionen und Rituale (soziale Kultur), Artefakte und Fertigkeiten (materiale Kultur), Mentefakte und Konventionen (mentale Kultur). Rituale, Fertigkeiten und Konventionen müssen von jedem neuen Mitglied einer Kultur erlernt werden und werden so nach schöpferischer Modifikation (vgl.
Lumsden und Wilson 1981) von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Diese Weitergabe kann jedoch völlig ohne sprachliche Zeichen stattfinden. Es hat Kulturen gegeben, bevor es Sprache gab, und die Primatengesellschaften, die de Waal (1982) beschreibt, zeigen, daß derartige Kulturen auch heute noch existieren.
Um die direkte Falsifikation der Eingangsthese zu vermeiden, sind dem Wort Text diverse metaphorische Bedeutungen unterschoben worden, die I.-P. Winner (in Winner und Umiker-Sebeok 1979, S. 103ff.) auf instruktive Weise zusammengestellt hat. Doch kann ein solches Vorgehen nicht befriedigen, denn es stellt die Wissenschaftlichkeit der Eingangsthese in Frage. Sie verliert die
Bestimmtheit, die sie empirisch überprüfbar werden läßt, und die Präzision, die sie für die Erklärung und Vorhersage von Kulturwandel verwendbar macht.
Was ist zu tun? Da die These, daß eine Kultur eine Menge von Texten ist, sich als außerordentlich anregend gezeigt hat, schlage ich vor, das Wort Text in Übereinstimmung mit seinem Gebrauch in den Kulturtheorien von Levi-Strauss, Barthes und Lotman neu zu definieren. Auf der Grundlage eines wohlbestimmten nicht-metaphorischen Textbegriffs wird es leichter fallen, eine empirisch
arbeitende Semiotik der Kultur aufzubauen, welche nicht nur überprüfbare Beschreibungen, sondern auch Erklärungen und Vorhersagen erlaubt.
Als Ausgangspunkt für die angestrebte Textdefinition wähle ich einige zentrale
Begriffe der Semiotik.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 424-436
"'Konsum' ist nicht allein ein spezifisches soziologisches Analysefeld; ihn angemessen zu berücksichtigen, fordert die Gesellschaftstheorie und Theorie der Moderne insgesamt heraus. Im Vortrag soll zweierlei geleistet werden: a) In einem historischsoziologischen Schema, das sich auf das 19. und 20. Jahrhundert bezieht, soll die Entstehung der ungewöhnlichen Konsumorientierung der modernen Subjektform aus einem kulturellen Transfer von Elementen aus den ästhetischen Bewegungen, den Gegenkulturen der Moderne (Romantik, Modernismus, Postmodernismus), in die dominante Kultur der Hochmoderne erklärt werden. Die Codierung der dezidiert antikonsumistischen bürgerlichen Kultur der klassischen Moderne wird damit komplett umkehrt. Zu verstehen, was 'Konsum' in der Moderne bedeutet und wie er entstehen konnte, verlangt von der Soziologie die Relevanz ästhetischer Bewegungen für die Entwicklung der Moderne anzuerkennen und die Konkurrenz von bürgerlicher und nach-bürgerlicher Kultur herauszuarbeiten. b) Die Konsumorientierung hochmoderner Subjekte lässt sich als Erwerb spezifisch ästhetisch-expressiver Kompetenzen (Erlebnisfähigkeit, Kreativität, Selbststilisierungsfähigkeit) begreifen. Dies bedeutet keineswegs, dass die klassische soziologische Frage nach sozialen Ungleichheiten irrelevant würde. Vielmehr muss soziale Ungleichheit anders als im klassischen Verständnis konzeptualisiert werden: nicht als eine Ungleichheit von Ressourcen, sondern als eine Ungleichheit von Kompetenzen, und zwar von Kompetenzen, die zunächst solche der ästhetischen Gegenkulturen waren. Unter hochmodernen Bedingungen hängt der soziale Erfolg und die gelungen erscheinende Identität von Subjekten von ihrer Erlebnis-, Kreativitäts- und Selbststilisierungsfähigkeit, ihren i. w. S. konsumtorischen Kompetenzen ab. Ironischerweise sind damit Dispositionen des Subjekts der 'revoltierenden' ästhetischen Gegenkulturen selbst zu einem normativen Anforderungskatalog gelungener Subjektwerdung geworden, deren Nichtentsprechung den Preis neuer sozialer Exklusion zahlt." (Autorenreferat)
In: Zwischen Kontakt und Konflikt: Perspektiven der Postkolonialismus-Forschung, S. 39-50
"Der Beitrag gliedert sich in fünf Teile. Der Autor möchte zunächst (I) mit einigen Überlegungen dazu beginnen, warum inzwischen immer häufiger von einer 'Krise' der postkolonialen Theorie die Rede ist; danach wird er (II) versuchen, etwas Klarheit in den terminologischen Wirrwarr zu bringen, mit dem wir heute im Bereich des 'Postkolonialen' konfrontiert sind, und fünf Hauptvarianten skizzieren, in denen uns das 'Postkoloniale' gegenwärtig in der wissenschaftlichen Diskussion begegnet. Im Hauptteil seiner Ausführungen wird er (III) unterschiedliche Konzeptionen der Moderne diskutieren, die von verschiedenen Protagonisten der Postkolonialismus-Debatte entwickelt wurden, und diese (IV) unter den Stichpunkten 'Dekolonisierungs-Mythen' und 'Container-Theorien' kritisch beleuchten. Abschließend wird er (V) unter den Stichworten Mikropolitik der Moderne und Transkulturalität zwei Moderne-Konzeptionen erläutern, die ihm aus kultur- bzw. literaturwissenschaftlicher Sicht besonders ertragreich erscheinen und seines Erachtens eine zentrale Herausforderung für die Kultur- und Literaturwissenschaft darstellen." (Textauszug)
In: Axel Honneth: Sozialphilosophie zwischen Kritik und Anerkennung, S. 33-38
Der Beitrag beschäftigt sich mit A. Honneths Aktualisierung des der Kritischen Theorie zugrundeliegenden Kritikmodells, dessen Bestimmung sich Honneth aus zwei verschiedenen Perspektiven nähert. Zum einen versucht Honneth am Beispiel der 'Dialektik der Aufklärung', die Idee der Kritik als hermeneutische Transzendierung des gegebenen Werthorizonts mit den Mitteln einer welterschließenden Kritik auszuweisen. Zum anderen bemüht er sich um die Verteidigung eines Kritikverfahrens als Basis der Kritischen Theorie insgesamt, das sich als normativ und kontexttranszendierend im Gegensatz zu einer schwach kontextgebundenen Form von Gesellschaftskritik versteht: Es geht dabei um die grundsätzliche Frage, ob die von einer rational begründbaren Gesellschaftskritik in Anspruch genommenen Wertmaßstäbe und Normen der vorherrschenden moralischen Kultur entstammen müssen oder sich auf universell gültige, kontexttranszendierende, gleichsam externe Prinzipien berufen können. In diesem Zusammenhang unterscheidet Honneth drei Typen der Gesellschaftskritik, die jeweils durch ein Verfahren der (1) Offenbarung, (2) der Erfindung und (3) der Interpretation gekennzeichnet sind. (ICG2)
In: Kritik des Ethnonationalismus, S. 161-177
Der Autor gibt einen kurzen Überblick über die Veränderungen in den Rassenbeziehungen und in der gesellschaftlichen Stellung schwarzer Amerikaner in den USA an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Auf dem Hintergrund der weltberühmten Rede von Martin Luther King vom 28. August 1963 mit dem Titel "I have a Dream" wirft der Autor die Frage auf, inwieweit die Vision einer vollen Gleichberechtigung schwarzer US-Bürger und Bürgerinnen verwirklicht wurde. Er beschreibt die politische Repräsentation schwarzer Amerikaner in politischen Ämtern und Regierungspositionen und untersucht die Frage, welchen Zugang zur politischen Macht die "black community" heute tatsächlich besitzt, und ob die erhöhte Präsenz von afro-amerikanischen Amtsinhabern in der Politik dazu beigetragen hat, Kings Traum von der schwarzen Gleichberechtigung zu realisieren. (ICI2)
In: Auf dem Weg zum modernen Parteienstaat: zur Entstehung, Organisation und Struktur politischer Parteien in Deutschland und den Niederlanden, S. 273-384
Ausgehend von der Bewertung antiparlamentarischer und autoritärer Theorien in den Niederlanden seit 1848 wird die Entwicklung der Nationalsozialistischen Bewegung (NSB) als historischer Sonderfall dargestellt, da es zwar moralistisch-ethische Staatskritik wie etwa von Huizinga, Coljin und Rommen gab, aber keine totalitaristischen Sympathien. Der schnelle Aufstieg der NSB nach 1934 war eher durch internationale als nationale Veränderungen begünstigt worden und hatte schon mit dem "Wahlerfolg" von 1935 (8 v. H.) seinen Höhepunkt erreicht. Erklärt wird die relativ schwache Position der NSB mit ihrem starken Imitationscharakter ausländischer Bewegungen und der antimilitaristisch geprägten Kultur der Niederlande. Hinzu kam die durch die gesellschaftliche Versäulung deutliche innenpolitische Stabilität des Landes und der fehlende expansionistische Anspruch niederländischen Denkens. Nach dem deutschen Einmarsch 1940 wuchs zwar die politische Bedeutung der NSB, nicht aber deren Ansehen; vielmehr habe die Annäherung zwischen NSB und Besatzungsmacht zum Umschwung der öffentlichen Meinung gegen die Deutschen beigetragen, so der Autor. (KS)
In: Frauen Zukünfte: ganzheitliche feministische Ansätze, Erfahrungen und Lebenskonzepte, S. 26-31
Der Aufsatz thematisiert die prozessuralen und produktmäßigen Aspekte von Veränderungen auf gesellschaftlicher, also kollektiver und individueller Ebene. Spiritualität und Politik werden als zwei Momente von Veränderungsprozessen bestimmt, wobei ersterer eher auf den prozessuralen Aspekt ('Wie'), letzerer eher auf die Produktseite ('Was') reflektiert; beide gelten als nur unterschiedliche Seiten eines in sich identischen Prozesses. Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen, der visionäre Glaube und eine Entschlossenheit zum Handeln werden als notwendige Voraussetzungen kollektiver Verarbeitung von Realität gefaßt, soweit diese innovativ sein soll. Diese Momente werden in bezug auf kulturellen Feminismus und 'revolutionäre Überwältigungsstrategien' spezifiziert, wobei ersterem ein Defizit an politischer Analyse, letzerem eine Produktorientierung zugeschrieben wird, die den prozessualen Aspekt - auch von Selbstveränderungsprozessen - ausklammert. (MB)
In: Politikberatung: zwischen Affirmation und Kritik, S. 93-105
Der Beitrag beleuchtet kritisch den massiven Zukauf von Beratungsleistungen externer, kommerziell orientierter Beratungsunternehmen in den Regierungen Schüssel I und II. Die hier zur Debatte stehenden Beratungsleistungen liegen im neoliberalen Trend einer primär betriebswirtschaftlich ausgerichteten Beratung. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Punkte: (1) die externe Beratung als Instrument zur Umsetzung einer Gegenreformationsagenda, (2) die Kritik von Opposition und Medien an der externen Beratertätigkeit, (3) die intensive Beratungstätigkeit in staatsnahen Unternehmen sowie (4) im Finanzministerium. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die externen Beratungstätigkeiten überwiegend keine unabhängige, ergebnisoffene, sondern mit konkreten Aufträgen und Zielvorgaben versehene Expertenberatertätigkeit ist. Schließlich geht es primär darum, einen ideologisch begründeten Kurs in der Wirtschafts- und Sozialpolitik möglichst effizient umzusetzen und gegen öffentliche Kritik zu immunisieren. (ICG2)
In: Deutschlands Metamorphosen: Ergebnisse des European social survey 2002 bis 2008, S. 9-39
Die Beiträge des Sammelbandes "Deutschlands Metamorphosen", den dieser Aufsatz einleitet, beschäftigen sich mit einem doppelten Vergleich: Deutschland in Europa sowie West- und Ostdeutschland in West- und Osteuropa. Sie gruppieren sich zu zwei Teilen mit den Themen (1) Kontinuität und Wandel sowie (2) neue Herausforderungen. In den Beiträgen des ersten Teils liegt der Analyseschwerpunkt auf Themen, die in der längsschnittlichen Perspektive nach Kontinuität und Wandel von gesellschaftlichen Grundproblemen fragen. Die Beiträge des zweiten Teils befassen sich mit den politischen und gesellschaftlichen Orientierungen und Verhaltensweisen von Bürgern, die in einzelnen Jahren als eine besondere Herausforderung an Gesellschaft, Politik und Wirtschaft erkannt wurden. Grundlage der empirischen Analysen des Bandes bildet die erste Welle des European Social Survey (ESS). Hintergrund der Beiträge ist die deutsche Vereinigung, die dazu geführt hat, dass die etablierte demokratische Kultur der alten Bundesrepublik einer Mischung aus kritischer Akzeptanz, Zufriedenheit und Verdrossenheit einerseits und den autoritären und antidemokratischen Hinterlassenschaften des SED-Regimes andererseits Platz gemacht hat. Die Verfasser schließen mit einem Überblick über die Beiträge des Sammelbandes. (ICE2)
In: Political participation in France and Germany, S. 189-207
In: Insider - Outsider. Bilder, ethnisierte Räume und Partizipation im Migrationsprozess., S. 10-31
Die Autorin untersucht in ihrer biographischen Studie die Entwicklung einer neuen Beziehungskultur zwischen Mutter und Tochter, die eine Folge der transnationalen Migrationsprozesse ist und die traditionelle Rollenverteilung zwischen zwei Frauengenerationen ablöst. Sie verdeutlicht dies am Beispiel einer türkischen Mutter, die im Heimatland aufgewachsen ist und als "Kulturvermittlerin" traditioneller Wertvorstellungen dient, und ihrer Tochter, die in der Bundesrepublik Deutschland geboren ist. Sie berichtet in diesem Zusammenhang auch über einige Ergebnisse ihres Forschungsprojekts, in welchem sie den Wandel intergenerationeller Prozesse im Kontext von Migration, die Identitätsbildung in Minderheits- und Mehrheitsgesellschaften sowie genderspezifische Aspekte der Kulturübertragung untersuchte. Sie beschreibt im vorliegenden Beitrag sowohl die Vermittlung von Kultur und Tradition von Mutter zu Tochter, als auch die Übertragung von neuen Erfahrungen der Tochter, die diese in den Institutionen von Schule und Moschee in Deutschland gesammelt hat, an die Mutter. (ICI).
In: Die Bundestagswahl 2002: Analysen der Wahlergebnisse und des Wahlkampfes, S. 353-388
Die Wahlforschungs-Studie zum politischen Wettbewerb in der Bundesrepublik Deutschland untersucht gemäß der Konvergenzthese die beiden folgenden Annahmen: (1) Großparteien sprechen im Wahlkampf dieselbe Wählerschicht an und offerieren deshalb in Wahlkampfanzeigen, die von Wählern als relevantes Wahlkampfmittel wahrgenommen und deshalb von Parteien wahltaktisch eingesetzt werden, ähnlichere Aussagen und Themenschwerpunkte als in Wahlprogrammen. (2) Seit den 1960er Jahren ist eine zunehmende Angleichung der Positionen und thematischen Akzentuierungen auf Grund der ideologischen und sozialstrukturellen Veränderungen von Großparteien zu beobachten. Die Ergebnisse basieren auf einer Inhaltsanalyse von 24 Wahlprogrammen und 448 Wahlanzeigen der Großparteien im Rahmen der Bundestagswahlkämpfe 1957 bis 2002. Als theoretische Grundlage des Kategorienschemas zur Erfassung der Wahlprogramme und -anzeigen dient das Salienz-Modell. In einem ersten Schritt wird zunächst die Relevanz der Kommunikationsmittel Wahlprogramme und Wahlanzeigen in der Wahlkampfkommunikation dargestellt. Die Untersuchungsergebnisse gliedern sich in folgende Punkte: (1) Vergleich der Wahlkampfanzeigen und Wahlprogramme, (2) thematische Prioritäten der Großparteien sowie (3) Analyse der konkreten Positionierungen im Zeitverlauf (Wahlkämpfe im Nachkriegsdeutschland 1957, die Konsolidierungsphase 1961-1969, Phase der Re-Polarisierung 1972-1987 und Wahlkämpfe im wiedervereinigten Deutschland 1990-2002). Zusammenfassend lassen sich drei grundsätzliche Trends beobachten: (1) SPD, CDU und CSU offerieren in Wahlprogrammen und Wahlanzeigen programmatische Alternativen. Die Divergenzen zeigen sich vor allem in der unterschiedlichen Gewichtung einzelner Politikfelder. (2) Die Unterschiede zwischen den Parteien kommen in Wahlanzeigen durchgängig dezidierter zum Ausdruck als in Wahlprogrammen. (3) Entgegen der programm-politischen Konvergenzthese ist kein langfristiger Trend einer zunehmenden thematischen Konvergenz festzustellen. Die Gemeinsamkeiten in den von den politischen Parteien propagierten Themen haben im Zeitverlauf alles in allem nicht zugenommen. (ICG2)