"Der Beitrag untersucht die Entwicklung der brasilianischen Außenpolitik und deren Ziel, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu bekommen, als einem Schwerpunkt der internationalen Politik Brasiliens. Auf der außenpolitischen Agenda stehen außerdem Themen wie die wirtschaftliche Entwicklung, Fragen der Sicherheit sowie die Rolle des Landes in den Vereinten Nationen. Dabei verfolgt Brasilien das Ziel, als mittlere Weltmacht anerkannt zu werden. Diese Option für eine Führungsrolle stellt gleichzeitig ein Konfliktpotenzial innerhalb des Mercosur, sowie mit dem wichtigsten Partnerland Argentinien dar." (Autorenreferat)
Die hier vorgestellte Studie über die Hauspflege von Patienten und Patientinnen mit fortgeschrittener Demenz verdeutlicht, auf welche Weise implizite Kontextfaktoren zu einem Bias beim Verstehen der Hauspflege führen können: Die meisten vorliegenden Untersuchungen wurden in "1.-Welt-Ländern" durchgeführt, die sich auszeichnen durch einen hohen Anteil älterer Populationen, einen hohen Arbeitslosenanteil, durch Kleinfamilien und durch Sozial- und Gesundheitssysteme, die Hauspflege unterstützen. Insoweit resultiert der Kernbestand des wissenschaftlichen Wissens über Hauspflege aus den individuellen Erfahrungen der Hauptpflegepersonen, die für die Pflege ihrer Familienangehörigen institutionalisierte Hilfesysteme nutzen können; letztere existieren jedoch kaum in Entwicklungsländern. In diesem Artikel wird deshalb das Konzept der "Pflege in Familien" vorgestellt, das auf die kollektive Dimension der Hauspflege und der hieraus erwachsenden Ressourcen zielt. Das Konzept der "Pflege in Familien" soll zugleich Interventionen aufzeigen, die mit der Wirklichkeit der Pflegenden in Entwicklungsländern und mit deren Alltag besser abgestimmt sind.
Dieser Beitrag befasst sich mit der theoretischen und methodologischen Verknüpfung von Frameanalysen (nach GOFFMAN 2006 [1974]) mit anderen Verfahren (z.B. kritischer Diskursanalyse) in kommunikationswissenschaftlichen Studien. Bezogen auf die Nutzung von Medien zur Analyse kollektiver Aktionen versuchen wir, eine methodologische Alternative aufzuzeigen, die die Schwächen apriorischer Strategien hinter sich lässt, die traditionell genutzt werden, um Identität in diesen Kontexten auch mit Blick auf Diagnose, Prognose und Motivation zu untersuchen. Kern unseres alternativen Ansatzes ist es, die Perspektiven zu unterscheiden, die das jeweilige Identitätsfeld konstituieren sowie dessen diagnostische, prognostische und motivationale Rahmung, um so zu einer besseren Strukturierung des analysierten Materials zu kollektiven Aktionen im Rahmen der argentinischen Arbeitskämpfe zwischen 2002-2006 zu kommen. Im Falle unserer Forschung ist dabei sichtbar geworden, dass bei extensiven Arbeitskämpfen die mediale Visualisierung zunächst eher deskriptiv beginnt mit Bezugnahme auf die verschiedenen Perspektiven und Interessen der involvierten Akteure. In einem nächsten Schritt konturiert sich die eigene mediale Perspektive schärfer, statt Deskription treten Erklärungsversuche dessen, was geschieht, in den Vordergrund. Diese Art der Vermittlung tangiert auch eine mögliche Identifizierung von Presse einerseits und den jeweiligen Protagonist/innen andererseits, die wiederum folgenreich für die Vermittlung zwischen Publikum (den Leser/innen bzw. Zuhörer/innen) und kollektiven Aktionsrahmen ist.
"Der interne Konflikt in Peru (von 1980 bis 1995) führte zur Begehung schwerer Verbrechen durch bewaffnete Rebellionsgruppen und staatliche Sicherheitskräfte. Die 'Vergangenheitsbewältigung' sah sich Lösungen der Straflosigkeit gegenüber, wie den Amnestiegesetzen (1995), den Entscheidungen des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs (2001), die sie für menschenrechtswidrig und rechtlich nichtig erklärten, der Einsetzung einer Wahrheitskommission (2001-2003) und - erst kürzlich - der Verurteilung der Taten. So ist die peruanische Rechtsprechung zu völkerrechtlichen Verbrechen zugleich mit den allgemeinen dogmatischen Problemen konfrontiert, die mit der Verfolgung solcher Verbrechen einhergehen, und liefert Lösungsansätze." (Autorenreferat)
"Presented in this article are different constructions of masculinity produced by male teenagers who have suffered physical violence, specifically in cases in which the perpetrators were male adults who embody a model of masculinity in Chilean society. In addition, the maintenance of the partriarchal structure of society through violence is explored. When violence is practized against teenagers some form of dominant practices become explicit. These open forms of violence answer to legitimized ideas about subordination and power. Male teenagers who are subjected to violence are situated as subordinated forms of masculinity, hence the analysis of the constructions of masculinity in this context are relevant to account for the relationships between power and resistance in a patriarchal society, between hegemonic and non-hegemonic forms of masculinity." (author's abstract)
Die diskursive Wende in den Sozialwissenschaften hat den Weg für neue, kritische Paradigmen geöffnet, die sich vom klassischen Kriterium positivistischer Validierung entfernt halten. In der Folge haben nichtlineare Designs und dialogische Schreibweisen, die früher als unwissenschaftlich erachtet wurden, begonnen, in akademischen Publikationen eine zunehmend wichtige Rolle zu spielen. In diesem Zusammenhang haben sich auch Narrationen zunehmend als Gegenstand diskursanalytischer Studien und als exzellentes Mittel der Beschreibung subjektiver Wirklichkeit(en) bewährt. In unserer Perspektive ist es deshalb an der Zeit, einen Schritt weiterzugehen, indem wir die Konstruktion von Narrationen als Methode verstehen, die – in Übereinstimmung mit feministischen Epistemologien – sowohl helfen kann, den epistemologischen Dualismus der Subjekt-Objekt-Trennung als auch den ontologischen Realismus zu problematisieren, der die Existenz der einen, "objektiven" Realität postuliert. Hierzu werden wir in diesem Beitrag, ausgehend von eigenen Forschungserfahrungen mit der Verwendung von Narrationen, unsere Argumentation in einem dialogischen und autoreflexiven Modus entwickeln, um zu zeigen, dass die Konstruktion von Narrationen mit feministischen Konzepten wie dem von Dona HARAWAY anschlussfähig ist und hilft, situatives Wissen und geteilte Konversation zu initiieren, die dann wiederum erlauben, traditionelle Validierungskonzepte kritisch zu überdenken.
"Qualitative Psychologie ist von Institutionen kooptiert worden, die wissenschaftliche Rationalität und Moderne repräsentieren (mit einer Emphase auf Beobachtung, Messung und Kontrolle). Dieser Prozess hat zu einer Assimilation geführt, sodass Differenzen oder Opposition am Ende einer Politik unterlagen, die durch den Konsens und die Privilegien der größten Gruppe vorgegeben wurde. Auf diese Weise haben die Institutionalisierung qualitativer Forschung und der Druck in Richtung traditioneller wissenschaftlicher Paradigmen qualitative Psychologie ihres kritischen Potenzials beraubt. Deshalb unternehmen die Autoren eine Sichtung der epistemologischen und ontologischen Grundannahmen qualitativer Psychologie und schlagen alternative Methoden (u.a. kritische Diskursanalyse, feministische Epistemologien, kritische Ethnografie) vor, um deren kritisches Potenzial zu reaktivieren." (Autorenreferat)
Indem die Geschlechtskategorie als ein relevanter theoretischer Bestandteil in der Analyse der Migration betrachtet wird, untersucht die folgende Arbeit den Sinn und die Wirkungen weiblicher Migrationserfahrung. Der erste Teil der Untersuchung bezieht sich auf die Sinnkonstruktion der Migrationserfahrung und versucht, die Diversifikation und Komplexität weiblichen Agency nachzuvollziehen. Der zweite Teil behandelt die biographische Relevanz von Migration, wobei insbesondere familiäre, berufliche und sozioökonomische Aspekte Beachtung finden. Dabei werden die Handlungs- und (Er-) Leidensprozesse, die in der Migration gegenwärtig sind, identifiziert. Als empirischer Bezugspunkt dient der Migrationsverlauf von achtzehn lateinamerikanischen Frauen, die in Frankfurt/Main und Mainz ansässig sind, und es wird eine qualitative Analyse ihrer Biographien durchgeführt.
Dieser Artikel führt in eine genealogische Untersuchung der Transformation von Geschlecht ein. Er untersucht die Transformationen einer Gruppe von Arbeiterinnen, die sich an der Organisation von Centros de Promoción de la Mujer y Cultura Popular [Zentren zur Förderung von Frauen und von Volkskultur] beteiligten, im Kontext der letzten Etappe der Franko-Diktatur und im gesellschaftlichen Wandel zur Demokratie. Zum Verstehen des Transformationsprozesses wurden Tiefeninterviews mit diesen Frauen durchgeführt. Ausgehend von deren Erzählungen und der Auswertung von Archivmaterialien der Zentren wird die Verschiebung von einem Stadium der "Benennung" (im Sinne FOUCAULTs) hin zu einer Situation der "Flexibilität und Beweglichkeit" in den Praktiken der Protagonistinnen untersucht, wobei auch die organisatorischen Veränderungen berücksichtigt werden. Die Analyse wird auf der Grundlage eines FOUCAULTschen Instrumentariums vollzogen, indem ein eher freierer Zugang zur Analytik der Macht, zur Konstruktion einer Theorie der Praxis und zur Untersuchung der Beziehungen zwischen den Praktiken und den "Spielen" der Wahrheit gewählt wird. Dies ermöglicht es, die an den Transformierungsprozessen beteiligten intersubjektiven Prozesse und Praktiken zu rekonstruieren.
"In diesem Beitrag werden professionelle Diskurse in Unternehmen analysiert, in denen ideologisch ökonomische Ansätze verteidigt werden, genauer: Diskurse, in denen die spanische Vereinigung der Erzeuger erneuerbarer Energien (APPA) auf Kritiken multinationaler Unternehmen hinsichtlich der öffentlichen Finanzierung insbesondere von fotoelektrischen Firmen reagiert. Die Ergebnisse der (pragmatisch-diskursiven und argumentativen) Analyse zeigen, dass die wesentlichste diskursive Ressource, die APPA nutzt, um diese Art der Energieproduktion und -finanzierung zu verteidigen, darin besteht, die Kritik vonseiten der multinationalen Unternehmen zu rekontexualisieren und in eine Makrostrategie zu transformieren, die erneuerbare Energien delegitimiert. Werden die diskursiven Strategien mit den argumentativen Strategien in Verbindung gesetzt, dann fällt weiter auf, dass diese Delegitimierung von der APPA als argumentativer Beleg genutzt wird, um die Absurdität der Kritik aufzuzeigen. Aus theoretischer und methodologischer Perspektive versucht die Autorin zu verdeutlichen, welche Bedeutung elokutive Ressourcen in Diskursen haben, d.h. Ressourcen, die spezifische kognitive, Emotionen auslösende Muster aktivieren und Intentionen ebenso wie Handeln affizieren." (Autorenreferat)
While in Mexico the translations of Max Weber were little discussed & even less utilized, in the United States, his ideas revolutionized the discipline, fundamentally through the work of Talcott Parsons. This article shows that the scant attention paid to Weber in Mexico was not due as much to the domination of positivism in Mexico & of topics like mestizaje (racial mixing), but rather to the lack of an academic organization able to include Weber in its study plans & of an intermediary capable of convincing people of his work's usefulness for Mexican sociology. Adapted from the source document.
"Dieser Beitrag befasst sich mit chilenischen Forschenden, die qualitative Verfahren für ihre Forschung verwenden. Um deren Forschungskarrieren, -praktiken und hiermit verbundene Diskurse zu rekonstruieren, wurden reflexive Interviews mit zwölf Forschenden unterschiedlicher Altersgruppen und disziplinärer Zugehörigkeit durchgeführt. Die Ergebnisse wurden zwei Hauptkategorien zugeordnet: Die erste bezieht sich auf spezifische Anforderungen, die aus den jeweiligen Forschungsfragen resultierten und im Besonderen auf die zugrunde liegenden Logiken der je spezifischen Forschungspraxis; die zweite auf die Herausforderungen und Konflikte, die die Forschenden mit Blick auf ihre Berufskarrieren erlebten. Es zeigte sich, dass Karriereverläufe ebenso wie Forschungslogiken und -praktiken durch soziale, politische und kulturelle Kontexte beeinflusst werden, die bestimmte Optionen innerhalb qualitativer Forschung und auch Forschungsfragen festschreiben bzw. bahnen." (Autorenreferat)
Qualitative Verfahren werden in der Sozial- und Praxisforschung meist verwandt, weil sie eine intensive Analyse von Kausalfaktoren und die Entwicklung alternativer Handlungsoptionen im Fall sozialer Problemstellungen eher unterstützen als quantitative Verfahren. Ausgehend von den Ergebnisse aus drei Studien im Feld der Politischen und Geschlechterpsychologie beschäftigt sich dieser Artikel mit Teilnehmender Aktionsforschung als einem sinnvollen qualitativen Ansatz zum Umgehen mit sozialen Phänomenen wie Rassismus, Gewalt gegen Frauen oder mit Kindern, die aufgrund bewaffneter Konflikte gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Hierzu werden drei Bereiche angesprochen: 1. Es wird kurz in die Geschichte und in den theoretischen Bezugsrahmen des Paradigmas der Teilnehmenden Aktionsforschung eingeführt. 2. Es werden aktuelle Entwicklungen in den USA, Deutschland und Lateinamerika zusammengeführt, dies insbesondere auch mit Blick auf Frauenforschung. 3. Teilnehmende Aktionsforschung wird als Verfahrensgruppe beschrieben incl. den relevanten Modellen, Zielen und Hauptkonzepten.
"Qualitative Verfahren finden als wesentlicher Teil des methodischen Repertoires in der Sozialarbeitsausbildung von Beginn an Verwendung. Dabei folgen die je verwendeten Instrumente und Techniken, die für die professionelle Arbeit eingesetzt werden, unterschiedlichen qualitativen Forschungsperspektiven. Dies trifft insbesondere für Ansätze zu, die extensive und fortlaufende Narrationen bzw. Diskurse durch eine einzelne Frage anzustoßen versuchen. So werden Analysen des professionellen Repertoires im Kontext sozialer Interventionen durch Gesprächsanstöße initiiert wie: 'Warum sind Sie hierher gekommen?'; 'Was benötigen Sie?' oder 'Erzählen Sie einfach.' Hierdurch können Sozialarbeiter/innen Zugang zu individuellen autobiografischen Erzählungen gewinnen. Im Folgenden beschäftigt sich die Autorin insbesondere mit professionellen Repertoires sozialer Assistenz und entsprechenden Interventionen, indem sie deren konfigurative Elemente genauer untersucht. Zusätzlich befasst sie sich im Detail mit der Dynamik zwischen den Gesprächsteilnehmer/innen, da die Face-to-Face-Interaktion für ein Verständnis der Beziehung zwischen Forschenden und Forschungsteilnehmer/innen von besonderer Wichtigkeit ist." (Autorenreferat)
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Alltagserleben. Ziel ist es, komplexe Prozesse wie die Organisation des Sozialen, die Ursprünge von Ungleichheit und Ungerechtigkeit sowie die individuelle und kollektive Teilhabe und Verantwortung in solchen Prozessen zu verstehen, wobei dem Umgang mit den Rechten von Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Identifikation des Wissen-Organisation-Identität-Subsystems, das menschliche Entwicklung vorantreibt, und dessen Verankerung in Philosophie, Physik und Biologie dient als konzeptueller Rahmen der Studie. Rückgreifend auf diesen Rahmen wird das westliche positivistische Modell der Wissensproduktion kritisiert, konkreter der Umgang mit Macht, die Rolle juristischer Subsysteme und das Ethikverständnis in diesem Modell. Danach werden die Rechte von Kindern unter einer umfassenderen Perspektive diskutiert, für die neue konzeptuelle Annäherungen erforderlich sind.