Deutschland und Polen im "Krieg gegen den Terror": extraordinary renditions als Belastung für die transatlantische Kooperation
In: Deutschland und Polen: die europäische und internationale Politik, S. 187-209
Deutschland und Polen beteiligten sich bereits früh an gemeinsamen Maßnahmen im Anti-Terrorkampf und drückten mit ihrer Zustimmung zur Auslösung des Bündnisfalls der NATO am 12. September 2001 ihre Solidarität mit den Vereinigten Staaten aus. Beide Staaten sind seitdem Verbündete der USA im globalen "Krieg gegen den Terror". Dennoch zeigte sich während des Irakkrieges deutlich, dass Warschau und Berlin nicht nur Seite an Seite, sondern zunehmend auch gegeneinander agieren können. Gegenwärtig stellen die Vorwürfe über angebliche Geheimgefängnisse und Gefangenenflüge der CIA in Europa die transatlantische Kooperation auf eine harte Probe und die gegenseitigen Vorwürfe gefährden auf nichtmilitärischer Ebene das transatlantische Wertesystem und somit die internationale Kooperation bei der Bekämpfung des Terrorismus. Im vorliegenden Beitrag wird die Frage untersucht, inwieweit sich die transatlantische Zusammenarbeit im "Krieg gegen den Terror" durch die öffentliche Debatte über das sogenannte "rendition"-Programm der USA verändert hat und welche Konsequenzen sich daraus für das deutsch-polnisch-amerikanische Verhältnis ergeben. Es wird zunächst das "rendition"-Programm der Vereinigten Staaten näher erläutert, um darauf aufbauend die Vorwürfe einer möglichen Beteiligung Deutschlands und Polens an dieser umstrittenen Praxis darzulegen. Vor dem Hintergrund der genannten Fragestellung werden schließlich die Auswirkungen dieser Vorwürfe für das transatlantische Verhältnis aufgezeigt. (ICI2)