In: Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Technik - Arbeit - Umwelt, Forschungsprofessur Umweltpolitik, Band 00-403
"Aufbauend auf einer bestimmten Anzahl allgemeiner, weitgehend akzeptierter Kriterien von Verteilungsgerechtigkeit (distributive justice) werden in diesem Beitrag Vorschläge zur gerechten Verteilung grenzüberschreitender, gemeinsamer Ressourcen untersucht. Insbesondere geht es den Autoren um die Entwicklung eines fairen Verteilungsmechanismus, der den Kriterien der Neidfreiheit, der individuellen Rationalität, der Ressourcen- und Populationsmonotonität und des sogenannten Stand-alone-Nutzens entspricht. Angewandt auf die internationale Klimapolitik ergibt sich, daß der Süden (die Entwicklungsländer) für die Kosten der Reduzierung seiner Treibhausgase seitens des Nordens (der Industrieländer) voll kompensiert werden sollte - wenn es um die globale Umsetzung des Effizienzgedankens geht." (Autorenreferat)
In einer Fragebogenstudie (N=484) wurden privat und gesetzlich versicherte Bürgerinnen und Bürger online und klassisch schriftlich über Urteile und Bereitschaften zum Engagement im Handlungsfeld Gesundheitswesen befragt. Wie bedeutsam sind Gerechtigkeitsüberzeugungen im Vergleich zu Eigeninteressen zur Erklärung von Einstellungen gegenüber dem Gesundheitssystem? Gibt es Bereitschaften, sich für ein gerechtes Gesundheitssystem zu engagieren? Wie sind Motivstrukturen von Emotionen, Verantwortungszuschreibungen und Handlungsbereitschaften zu modellieren? Die Arbeit geht in Ergänzung zum dominierenden ökonomischen Eigennutzmodell von einem motivpluralistischen Modell aus, das neben Eigeninteresse Gerechtigkeit und Verantwortung als Triebfedern von Bereitschaftsbildung und Handeln erklärt. Die Befunde bestätigen die zentralen Hypothesen. Bereitschaften, sich für ein gerechtes Gesundheitssystem einzusetzen sind vergleichsweise stark ausgeprägt, wobei die Engagementbereitschaft anderer signifikant unterschätzt wird. Ein erster empirischer Hinweis, dass Ubiquität von Eigennutz als Motiv empirisch nicht haltbar ist. Weiter urteilen die befragten Bürger differenziert bezüglich unterschiedlicher Gerechtigkeitsaspekte. Es werden zur Beurteilung verschiedene Verteilungsgerechtigkeitsprinzipien angewandt und Gerechtigkeit ist demnach im Plural zu fassen. Hypothesenkonform zeigt sich, dass die Gerechtigkeitsurteile nicht als Rhetoriken eingesetzt werden, um einen etwaigen eigenen Nutzen zu maskieren, sondern vielmehr als eigenständige Motive zu verstehen sind. Hinsichtlich des Erlebens verschiedener gesundheitspolitisch relevanter Emotionen bestätigt sich ein kognitives Emotionsmodell, bei dem Gerechtigkeitsurteile wesentliche Varianzanteile erklären. Ebenso werden über ein Drittel der Varianzanteile der Verantwortungszuschreibung durch die modellierten Variablen vorhergesagt, wobei die zentralen Variablen Verursachungs- und Kontrollattributionen darstellen. Auch zur Erklärung der verschiedenen Engagementbereitschaften sind ...
Should Aristotle's Politics be seen as a coherent unity or does the work display serious discrepancies in method and content which are to be explained by the supposition of different chronological strata of development? The latter view, contended chiefly by Werner Jaeger and Eckart Schutrumpf, is clearly the prevailing interpretation. Against this view the essay argues for the unity of the work and a revival of unitarian research. Central arguments for the unity of the Politics are based on (1) the programmatic sketch of a unified study in the field of political science at the end of the Nicomachean Ethics, on (2) the central role Aristotle's doctrine of distributive justice plays throughout the work, and on (3) his distinction of the four tasks of constitutional theory which acts as a parentheses binding the eight books of the work together. Adapted from the source document.
Die Studie geht der Frage nach, wie sich die Entwicklung von Aufteilungsgerechtigkeit im Schulkontext zwischen Kindheit und Erwachsenenalter vollzieht. Werden die Gerechtigkeitskriterien "Gleichaufteilung", "Orientierung an Anstrengung/Leistung" und "Orientierung an Bedürftigkeit" bei Zuweisungsentscheidungen altersabhängig verwendet oder entwickelt sich das Denken über Gerechtigkeit in Abhängigkeit von Sozialisationserfahrungen innerhalb des Umfelds, in dem sich die zuweisenden Personen befinden? Zudem gilt es herauszufinden, ob sich Geschlechtsunterschiede sowie Zusammenhänge zwischen Gerechtigkeit und der Mitgefühlsbereitschaft ergeben. Zur Beantwortung dieser Fragen wurden N = 528 Versuchspersonen neben der Geschlechtszugehörigkeit (n = jeweils 264) auch danach klassifiziert, welchem Schultypus (Grundschule, Hauptschule, Realschule oder Gymnasium) sie zugehören und ob sie SchülerInnen, Studierende oder Lehrkräfte sind. Die Analyse der Aufteilungsgerechtigkeit wurde anhand eines Experiments durchgeführt, in dem die Untersuchungsteilnehmer intuitiv ein Gut zwischen zwei Stimulusfiguren aufteilen sollten, deren unterschiedliches Maß an Anstrengung und Bedürftigkeit systematisch variiert wurde. Für die Messung des Mitgefühls kam ein Fragebogen zum Einsatz. Es zeigte sich, dass alle TeilnehmerInnen sowohl die Anstrengung als auch die Bedürftigkeit in ihren Aufteilungsentscheidungen berücksichtigten. Während der Faktor Bedürftigkeit als alleiniges Kriterium bei allen Kindern und Jugendlichen mit ansteigendem Alter an Bedeutung verlor, war eine stetige Zunahme der Integrationsfähigkeit in Bezug auf die erhaltenen Informationen festzustellen. Im Vergleich der Schularten orientierten sich die Schülerinnen und Schüler aus der Grund- und Hauptschule weniger stark als jene aus der Realschule und dem Gymnasium an der Anstrengung; das gleiche galt für die Studierenden der drei genannten Schulrichtungen. Dieser Trend kehrte sich bei den berufstätigen Lehrkräften um: Hier berücksichtigten die TeilnehmerInnen aus der Haupt- und Realschule im Vergleich zu denen aus dem Gymnasium und der Grundschule die Anstrengung mehr. In den Befunden ließ sich weder eine Geschlechtsabhängigkeit in der Zuweisungsmenge noch eine Korrelation zwischen Gerechtigkeitsdenken und Mitgefühl der befragten Personen nachweisen. Aufgrund der Daten liegt der Schluss nahe, dass in der Entwicklung der Aufteilungsgerechtigkeit über den Lebenslauf sowohl altersspezifische, v. a. aber schulspezifische Komponenten, also soziale Erfahrungen, zusammenwirken. Offen dabei bleibt, inwiefern im Erwachsenenalter politische und ökonomische Gegebenheiten in diesbezügliche Entscheidungen mit einfließen. ; The study looks into how distributive justice develops in an academic context from childhood to adulthood. Are "equality", "consideration of effort/achievement" and "consideration of need" as criteria for justice in decisions of allocation used differently depending on a person's age or does the concept of justice develop in accordance with socialization experiences within the allocating persons' environment? Moreover, the study tries to find out if there are gender differences and interrelations between the concept of justice and readiness for sympathy. To answer these questions, N = 528 subjects were not only classified according to gender (n = 264 each) but also according to which type of school (Grundschule, Hauptschule, Realschule or Gymnasium)* they are associated with and whether they are pupils, students* or teachers. Distributive justice has been analyzed by means of an experiment: The subjects were asked to intuitively allocate a desirable object to one of two persons, whose effort and need were varied systematically. Sympathy was measured with a questionnaire. For making their allocation decision, all participants took into consideration effort as well as need. While the factor of need as a sole criterion became less important among children and juveniles with increasing age, a constant increase in the capability of integrating the available information became obvious. Comparing the different school types, effort was less important for pupils from the Grundschule and Hauptschule than for those attending Realschule and Gymnasium. The same applied to students studying to become teachers at those school types. This trend was reversed among the teachers: Here the participants from Hauptschule and Realschule attached more importance to effort than those from Gymnasium and Grundschule. Neither could gender differences nor a correlation between the subjects' concept of justice and sympathy be established. All these data suggest that the development of distributive justice from childhood to adulthood is influenced by an interaction of age and, more importantly, school-related components, i. e. social experiences. However, the question remains unanswered to what extent adults are influenced by political and economic circumstances in such decisions. *Translator's note: Grundschule – primary school, four grades, beginning at age six or seven After primary school, pupils in the German school system can choose between three levels of secondary education: Hauptschule – five grades, leading to vocational training in businesses and part-time vocational school Realschule – six grades, intermediate level, leading to further vocational education Gymnasium – eight grades, academically oriented, leading to the Abitur (school-leaving certificate and university entrance qualification) *Translator's note: Students aspiring to a teaching degree for the German school system have to decide at a very early stage of their university education at which type of school (see above) they want to teach.
Die Gerechtigkeit gleicher Rechte und Pflichten - zum gemeinsamen Wohl aller Menschen bedarf moralisch der gegenseitigen Anerkennung der Freien und Gleichen, rechtlich der Gleichbehandlung vor den allgemeinen Gesetzen, politisch des gleichen Stimmrechts bei allen Wahlen,administrativ des gleichberechtigten Zugangs zu allen öffentlichen Ämtern, ökonomisch der gleichen Rechte und Pflichten (Verantwortungen) aller arbeitsfähigen Menschen bei der Produktion und Distribution der allgemein notwendigen Lebensmittel und sozialen Dienste. Wie sind dagegen noch die traditionellen Privilegien (angeblich nach "Verdienst", "Leistung", "Verantwortung" zum Vorteil aller bzw. "der am meisten Benachteiligten") in der industriellen Massengesellschaft zu rechtfertigen - gegen die historische Perspektive einer rechts- und sozialstaatlich egalitären Wirtschaftsdemokratie? (Quelle: Text Verlagseinband).
The article deals with different procedures of taking to court & call to account the mass of perpetrators of the Rwandan genocide of 1994 & to doing justice to the few surviving victims & to international humanitarian law. The first section outlines the fundamental differences between vengeance & forgiveness on the one hand & redistributive & restorative justice on the other. The second section sketches the preconditions & the course of the genocide itself. Section three deals with the pitfalls & accomplishments of the International Criminal Court for Rwanda, section four with those of the Rwandan criminal courts in applying criminal law to mass violence. Section five presents & analyses the modernized Rwandan gacaca courts as a possible means to overcome the (partial) inadequacies of redistributive justice & to reconcile the Rwandan society. It is argued that although the gacaca courts do not work in a truly restorative manner & sometimes even counteract the idea of restoration, they still do bear the potential of democratizing & civilizing the war-torn & violence-ridden country of Rwanda. Section six finally discusses the restrictions, implications & limitations the Rwandan government was & is facing in choosing between redistributive & restorative approaches. Adapted from the source document.
Gerechtigkeit hat viele Facetten. Dieser Band beleuchtet ausgleichende Gerechtigkeit ebenso wie Tauschgerechtigkeit und vor allem Verteilungsgerechtigkeit. Der Autor weist nach, dass ein egalitäres Verständnis distributiver Gerechtigkeit einem Gerechtigkeitsmodell überlegen ist, das auf Verdienst und Bedürfnis beruht. Dabei wird gezeigt, dass Gerechtigkeit zwar eine wichtige, in einflussreichen Moraltheorien unterbestimmte Kategorie ist, aber nicht den einzigen Maßstab für moralisches Handeln bilden kann. Dieser Band der Grundthemen Philosophie schafft eine wichtige Grundlage für weitere Diskussionen zum Thema.
Inhalt 1\. Einleitung 1. 1.1. Implikationen des globalen Egalitarismus 1. 1.1.1. Begriff der Verteilungsgerechtigkeit 2. 1.1.2. Begriff des distributiven Egalitarismus 4. 1.1.3. Begriff des globalen Egalitarismus 6. 1.2. Drei Hauptpositionen in der Debatte des globalen Egalitarismus 9. 1.2.1. Etatismus 10. 1.2.2. Konzeption der globalen Kooperation 13. 1.2.3. Menschlichkeitskonzentrierter Egalitarismus 15. 1.3. Hauptthese der Arbeit 17. 1.3.1. Regulierung der globalen Ungleichheit als Anforderung der Gerechtigkeit 18. 1.3.2. Ausgangpunkt der Begründung und Konstruktion des Prinzips 21. 1.3.3. Betrachtung des Bürgerschaftsbesitzes als Folge des Blindglücks 22. 1.3.4. Das Konzept des globalen Prinzips der Entwicklung 25. 1.4. Anordnung der Kapitel 26. Teil 1. Erörterung der Debatte 2\. Prüfung verschiedener Begründungen des Etatismus: Warum gilt egalitäre Gerechtigkeit nur zwischen Bürgern? 30. 2.1. Die Zwangssicht 30. 2.1.1. Staatszwang und Kompensation 31. 2.1.2. Staatszwang im Namen der allgemeinen Wille 34. 2.1.3. Schwierigkeiten der Zwangssicht 37. 2.2. Die Reziprozitätssicht 39. 2.2.1. Staatliche Fähigkeiten und faire Gegenleistungen 40. 2.2.2. Das Konzept des Egalitarismus 43. 2.2.3. Schwierigkeiten der Reziprozitätssicht 44. 2.3. Die Institutionssicht 46. 2.3.1. Verteilungsinstitutionen und Verteilungsgerechtigkeit 47. 2.3.2. Globale wirtschaftliche Gerechtigkeit statt Verteilungsgerechtigkeit 49. 2.3.3. Schwierigkeiten der Institutionssicht 51. 2.4. Die Kultursicht 53. 2.4.1. Das metrische Problem 53. 2.4.2. Identifikation der Güter statt der Verteilungsansprüche 56. 2.4.3. Schwierigkeiten der Kultursicht 58. 3\. Prüfung der Konzeption globaler Kooperation: Wirtschaftsinterdependenz der Globalisierung 60. 3.1. Globale Kooperation und das globale Differenzprinzip 61. 3.1.1. Globale Kooperation 61. 3.1.2. Das globale Differenzprinzip 65. 3.2. Analyse der Eigenschaften globaler Kooperation 68. 3.2.1. Globale Kooperation ohne reziproke Eigenschaften 68. 3.2.2. Auswirkungen wirtschaftlicher Interdependenz 71. ...