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Dokumentarische Evaluationsforschung
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2037-2047
"In seinem Beitrag stellt der Verfasser die methodologischen und methodischen Prämissen einer dokumentarischen Evaluationsforschung vor und erläutert am Praxisbeispiel einer Evaluationsstudie zu Peer-Mediation in der Schule erläutern. Anknüpfend an die theoretischen und methodischen Ansätze von Ralf Bohnsack werde ich die Potentiale des rekonstruktiven Verfahrens der dokumentarische Methode der Interpretation sowie auch des Gruppendiskussionsverfahrens als empirischem Zugang zu kollektiven Erfahrungen und Orientierungen in ihrer Bedeutung für die qualitative Evaluationsforschung herausarbeiten. Zentral ist dabei die fundamentale Differenzierung zwischen dem reflexiven, theoretischen Wissen von Akteuren, das diese sprachlich explizieren können einerseits und einem handlungspraktischen, impliziten Wissen andererseits, zu dem sich ein empirischer Zugang über die Generierung von evaluativen Passagen allein nicht gewinnenlässt. Der Erkenntniszugewinn eines rekonstruktiven Vorgehens ergibt sich aus der Möglichkeit, sowohl die Perspektiven und (Be-)Wertungen der relevanten Beteiligten und Betroffenen im Evaluationsfeld zu rekonstruieren, als auch - mit Hilfe erzählgenerieren der Fragen - einen Zugang zur Handlungspraxis, dem 'tacit knowledge' und den jeweiligen Erfahrungszusammenhängen zu erschließen. Anhand der Rekonstruktion eigener Forschungspraxis, wie sie im Rahmen einer evaluativen Fallstudie - unter Bezug auf die Tradition einer responsiven Evaluation insbesondere von Robert Stake - entwickelt wurde, werde ich darüber hinaus auf dieAspekte der formativen, prozessorientierten Evaluation, die Bedeutung von Mehrdimensionalität und komparativer Analyse sowie auf den Anspruch der Responsivität und die damit verbundene Frage nach den Bewertungskriterien und dem Anspruch der Praxisoptimierung einer Evaluationsstudie eingehen." (Autorenreferat)
Die Dokumentarische Methode in der Ungleichheitsforschung
In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Band 19, Heft 1-2
Der vorliegende Beitrag versteht sich als Versuch einer Systematisierung und methodologischen Reflexion bestehender Beiträge und Bezüge dokumentarischer Forschung zur rekonstruktiven Analyse von Ungleichheitslagen. Dazu wird zunächst auf das Konzept des konjunktiven Erfahrungsraums als praxeologische Perspektive der Vermittlung zwischen Wissen und Struktur eingegangen. Im Weiteren diskuiert der Text den analytischen Schritt der Soziogenese in seiner Bedeutung für die Ungleichheitsforschung sowie davon ausgehende neuere Ansätze zur Rekonstruktion von Normierungen und Regulationen von Teilhabechancen zu diskutieren.
Karl Mannheim und die dokumentarische Methode
In: Zeitschrift für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung, Band 6, Heft 2, S. 295-312
'Im folgenden Artikel wird der Beitrag von Karl Mannheim für die Entwicklung interpretativer bzw. rekonstruktiver Methoden analysiert, insbesondere Mannheim's methodologische Reflexionen zur Weltanschauungsinterpretation, die er selbst dokumentarische Methode nannte. Der Soziologe Ralf Bohnsack gab der dokumentarischen Interpretation eine methodische und methodologische Aktualisierung und entwickelte sie weiter zu einem Verfahren der rekonstruktiven Sozialforschung, insbesondere für die Analyse von Gruppendiskussionen, narrativen Interviews, Bildern, Fotographien und Dokumenten. Die dokumentarische Methode als Theorie und Praxis soziologischer Interpretation bietet den Forschenden ein Instrumentarium an, mit dessen Hilfe ein Zugang zu fremden Milieus bzw. zu deren Orientierungen, Haltungen oder Handlungen erarbeitet werden kann. Die dokumentarische Methode bietet somit einen Weg zur Überwindung des intuitiven oder deduktiven Charakters der Analyse und fordert gleichzeitig die Entwicklung von analytischen Instrumenten, die für die Erfassung und Erklärung der Alltagspraktiken und des atheoretischen Wissens der Akteure notwendig sind.' (Autorenreferat)
Wozu Kollektivität? Zur Problematisierung dokumentarischer Perspektiven auf Unterricht
In: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Band 20, Heft 3
The documentary method, which was originally developed as a milieu research method in the study of friendship and leisure groups, has established itself in various fields of educational science. This also applies to school and teaching research. In this article, critical questions are asked about the fit between the documentary method and the subject of teaching. This is illustrated by the example of the systematic divergence of student and teacher habitus and thus the lack of a shared framework of orientation in the classroom. The thesis developed on the basis of this special problem and its solution formulates that observations of teaching with the documentary method tend to harmonize because of the primacy and thus the search for the conjunctive, which is maintained despite the absence of a common frame of orientation. As consequence, complexity dimensions can be overlooked. In my contribution, I trace the empirical and theoretical consequences of this primacy of conjunction and substantiate the thesis that a shift in primacy and an extension to other principles of sociality are necessary for a more comprehensive understanding of the complexity of teaching. I thus address the fundamental question of the limits of the documentary method set by its methodological assumptions.
Softwarevermitteltes Forschen, Lehren und Lernen mit der Dokumentarischen Methode
In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Band 21, Heft 2, S. 163-183
Am Beispiel der Entwicklung von DokuMet QDA, einer neuen Software für die Auswertung mit der Dokumentarischen Methode wird in dem Beitrag empirisch und theoretisch rekonstruiert, wie methodisches und methodologisches Wissen in Software 'eingeschrieben' wird. Die hierbei auftretenden 'Übersetzungsprozesse' zwischen Methodenexpert*innen auf der einen und Programmierer*innen auf der anderen Seite werden empirisch anhand der Analyse unterschiedlicher Dokumente rekonstruiert, die bei dem Entwicklungsprozess anfallen. Folgende Fragen werden behandelt: Wie lässt sich (implizites) Methodenwissen in Software 'übersetzen'? Was geht dabei verloren und was kommt hinzu? Wie lässt sich also eine Methode 'technisieren' und welche Folgen hat dies für Kontexte von Methodenausbildung? In den programmatischen Schlussfolgerungen wird argumentiert, dass der Forschungsprozess mittels Software intersubjektiv überprüfbarer, damit transparenter und so damit auch besser lehrbar gemacht werden kann.
Die dokumentarische Interpretation von Lernorientierungen bei parteipolitisch Engagierten
In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Band 14, Heft 2, S. 327-344
Ausgangspunkt dieses Beitrags, in dem von den Ergebnissen einer kleineren Untersuchung berichtet wird, ist die Annahme, dass Menschen in Parteien informelle und nonformale Lernprozesse durchlaufen. Die Mitglieder der jeweiligen Partei knüpfen dabei auch an ihre eigene Lebensgeschichte und die in ihnen erworbenen Orientierungen, u.a. ihre "Lernorientierungen" (Nohl 2013), an. Diesen Zusammenhang von Lebenserfahrungen und Lernorientierungen (vgl. auch Nohl 2009, S. 7) habe ich in der Interpretation von drei narrativen Interviews (vgl. Schütze 1983), die ich mit langjährig und ehrenamtlich engagierten Parteipolitiker_innen auf kommunaler Ebene - von der Christlich Demokratischen Union (CDU) sowie von Bündnis 90/Die Grünen - geführt habe, in den Blick genommen. In der Auswertung, die der dokumentarischen Methode der Interpretation (vgl. Bohnsack 2010; Nohl 2009), verfolgte ich die Frage, wie parteipolitisch engagierte Menschen lernen und welche biographisch generierten Lernorientierungen die Lernprozesse strukturieren. Aus Platzgründen werde ich in diesem Aufsatz vor allem auf die empirisch erfassten Lernorientierungen und somit auf die Strukturiertheit des Lernens eingehen. Was die befragten Politiker_innen gelernt haben, wird nur in Umrissen angedeutet. Bevor ich die im Zugemeiner empirischen Analyse rekonstruierten Lernorientierungen vorstelle (Kapitel 2) und resümiere (Kapitel 3), möchte ich die theoretischen Grundlagen der Untersuchung darlegen (Kapitel 4).
Die politische Karikatur im Stürmer - eine dokumentarische Bildinterpretation
In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Band 11, Heft 1
"Die konstante Nachfrage nach Forschungsarbeiten mit Hilfe von Bildanalysen innerhalb der Geistwissenschaften hatte die zunehmende Entwicklung von Methoden und Theorien zur Unterstützung dieser Aufgabe zur Folge. Das hier vorgestellte dokumentarische Verfahren zählt zu den wichtigsten qualitativen Methoden in dieser Hinsicht. Es wurde von Ralf Bohnsack entwickelt und basiert auf Panofskys Theorien sowie auf Konzepten von Karl Mannheim und Pierre Bourdieu. Durch das dokumentarische Verfahren ist eine tiefere Analyse der Quellen möglich. Es vollzieht sich ein Wechsel des Recherchefokus von der Suche nach dem immanenten Sinn zu der Suche nach dem dokumentarischen Sinn. Auch die technischen Elemente spielen eine wichtige Rolle in der Interpretation. Hierbei dient die kunstgeschichtliche Theorie von Max Imdahl als Basis. In diesem Aufsatz wird die dokumentarische Methode zur Bildanalyse beschrieben und dann in beispielhafter Interpretation zweier politische Karikaturen der berüchtigten nationalsozialistischen Zeitung 'Der Stürmer' angewandt. Diese vergleichende Studie dient dazu, die Nutzbarkeit der Methode und ihre Ergebnisse zu verdeutlichen." (Autorenreferat)
World Affairs Online
Revolution Uploaded. Un/Sichtbares im Handy-Dokumentarfilm ; Revolution Uploaded. In/Visible in Cell Phone Documentary Film
Theorien über das An- und Abwesende, das On und Off sowie den hors-cadre sind vor allem am Spielfilm entwickelt worden. Die Bereiche sind jedoch weit weniger eindeutig wenn es um den Dokumentarfilm geht. Mit den neuen Möglichkeiten ubiquitärer Bildaufzeichnung wie der Handy-Kamera kommt dem Un/Sichtbaren sowie dem Abwesenden neue Bedeutung zu, da die Filmenden in stärkerem Maße selbst als Teil der gefilmten Szenerie angesehen werden müssen. An Beispielen wie Rabih Mroués Arbeit mit Handyvideos aus dem syrischen Bürgerkrieg (der Pixelated Revolution) und anderen Dokumentationen, die Amateurmaterial kompilieren, geht der Aufsatz der Frage nach, wie angesichts dieses Materials der hors-cadre konzipiert werden könnte, und was aktuelle Strategien sind, YouTube-Dokumente in einen Diskurs zu überführen, der über ihre primär indexikalische Funktion hinausgeht. ; It is mainly feature films that have been the focus of theories about presence and absence, on and off, or hors-cadre. However, these areas are far less distinct when it comes to documentary film. With the new possibilities for ubiquitously recording images, such as the mobile phone camera, both what is in/visible and what is absent acquire a new meaning, since those who are filming must themselves be seen to a greater extent as part of the filmed scenery. Turning to examples such as Rabih Mroué's work with mobile phone videos from the Syrian civil war (The Pixelated Revolution) and other documentaries that compile amateur material, this essay explores how the hors-cadre might be conceived considering this material, and what the current strategies are to transform YouTube documents into a discourse that goes beyond their primarily indexical function.
BASE
Das Familiengespräch als vernachlässigte Kategorie? Intergenerationale Erfahrungsräume im Fokus dokumentarischer Rekonstruktion
In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Band 21, Heft 2, S. 259-274
Der vorliegende Beitrag greift die bislang weitgehend ausgebliebene Berücksichtigung des Familiengesprächs in methodologischen sowie forschungspraktischen Reflexionen der dokumentarischen Methode auf. Anhand empirischen Materials aus einem Projekt zur familialen Tradierung DDR-bezogener Orientierungen werden die Besonderheiten einer dokumentarischen Analyse von Familiengesprächen insbesondere mit Bezug zu den Begrifflichkeiten der Intergenerationalität und Rahmenkomplementarität vorgestellt. Auf diese Weise lässt sich die in der dokumentarischen Methode angeregte Diskussion um die Mehrdimensionalität von Erfahrungsräumen, die sich bislang auf die Interaktion in pädagogischen Einrichtungen bezieht, um die familiale respektive intergenerationale Kommunikation erweitern. Insbesondere die Heterogenität und Differenz konjunktiver Erfahrungsräume, die in der Analyse von Familiengesprächen evident werden, stellen die dokumentarische Methode vor neue Herausforderungen, die es zu reflektieren gilt.