Weniger Erwerbsarbeit - mehr Eigenarbeit?: Chancen und Potentiale Öffentlicher Eigenarbeit
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 48/49, S. 41-46
ISSN: 0479-611X
"Mit Eigenarbeit werden in den Sozialwissenschaften unterschiedliche selbstbestimmte und produktorientierte Tätigkeiten jenseits der Erwerbsarbeit bezeichnet. Sie findet besondere Aufmerksamkeit in der aktuellen Krise der Arbeitsgesellschaft: Selber machen - so wird erhofft - könne den Überfluß an Zeit und den Mangel an Einkommen von Arbeitslosen ausgleichen und gleichzeitig die öffentlichen Haushalte entlasten. Doch diese Rechnung geht nicht auf: Alle empirischen Untersuchungen zeigen, daß in den Bereichen jenseits der Erwerbsarbeit Arbeitslose unterrepräsentiert sind. Freie Zeit reicht keineswegs als einzige Voraussetzung für Eigenarbeit aus. Erforderlich sind weitere Ressourcen wie Raum (als Werkstatt oder Treffpunkt), spezifische Qualifikationen (Wissen, Fertigkeiten, soziale Kompetenzen) und nicht zuletzt Kapital (zur Materialbeschaffung oder zur Finanzierung von Unkosten). Sofern Menschen keinen Zugang zu diesen zusätzlichen Ressourcen haben und auf ihre individuellen Möglichkeiten beschränkt bleiben, verstärken sich bestehende soziale Ungleichheiten. Andere Wege eröffnen sich im Rahmen von Öffentlicher Eigenarbeit mit einem mehrdimensionalen Angebot an handwerklicher, sozialer und kultureller Eigenarbeit in selbständiger Tätigkeit und mit der Möglichkeit von fachlicher Beratung. Dieses Modell bietet zukunftsweisende Perspektiven für eine gestaltende und ressourcensteigernde Sozialpolitik." (Autorenreferat)