Zwischen beständigen Differenzen und überraschenden Angleichungen: Einstellungen, (A-)Religiosität und politische Kultur
In: Ostdeutschland und die Sozialwissenschaften: Bilanz und Perspektiven 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, S. 169-188
"Es existieren zwei Bereiche, in denen Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland besonders ins Auge fallen: Die Haltung der Bürger zur deutschen Demokratie und ihren politischen Institutionen sowie ihr Verhältnis zu Religion und Kirche. Für die großen Differenzen in der Religiosität sind überwiegend der politische Druck in Zeiten der DDR und seine Sozialisationsfolgen verantwortlich. Die seit zwei Jahrzehnten gleichbleibenden Unterschiede in der politischen Kultur beruhen auf einer Mischung aus gefühlter Benachteiligung, Identitätssuche, differierenden Gerechtigkeitsvorstellungen und sozioökonomischer Schlechterstellung der ostdeutschen Bürger. Areligiosität dient dabei den Ostdeutschen auch als Bezugspunkt einer positiven Identitätskonstruktion. Für die Zukunft ist eine Angleichung der westdeutschen religiösen Einstellungen an Ostdeutschland, aber eine weitgehende Persistenz der Unterschiede in der politischen Kultur zu erwarten." (Autorenreferat)