Wir leben im Zeitalter der Angst - höchste Zeit, den Klassiker von Zygmunt Bauman zu lesen, der hier endlich zum ersten Mal deutsch vorliegt. Viele Katastrophen haben wir schon hinter uns, an die Fernsehbilder haben wir uns gewöhnt, aber die Anatomie der Ängste, die Misere der Moderne hat sich nicht verändert. Im Gegenteil: Die Gedanken von Bauman haben nichts von ihrem Gewicht verloren, sie sind heute, da die von ihm dargestellten Mechanismen zunehmend wirksam werden und sich seine Vorhersagen bewahrheiten, aktueller und leichter verständlich denn je. Ein grandioser, mitreißender Text über die Herkunft der Angst und die Möglichkeiten zu ihrer Überwindung.
"Furcht vor der Kriminalität hielt vor dem Umbruch in Polen auf dem stabilen und niedrigen Niveau an. Nach dem Jahr 1989 nahm die Verbrechensfurcht der Bevölkerung zu, was internationale Vergleichsuntersuchungen auch aufweisen. Die steigende Tendenz wird durch die Kriminalitätssteigerung, besonders durch den Zuwachs der Gewalt und das Auftreten bisher unbekannter Kriminalitätsformen erklärt. Abwehrstrategien bestehen grundsätzlich in den individuellen Vermeidungs- und Schutzaktivitäten. Neue Formen bilden private Sicherheitsdienste und Selbsthilfegruppen, die nach dem Vorbild 'neighbourhood watch' funktionieren. Trotz kritischer Beurteilung ihrer Arbeit wird die Polizei in den letzten Jahren nicht ausschließlich als ein Organ des Gewaltmonopols, sondern als staatliches Schutzorgan wahrgenommen. Die Polizei gehört zu den Organen, die größtes Vertrauen genießen. Nach der Wende verstärkt sich auch die Anzeigebereitschaft der polnischen Gesellschaft. Die abgenommenen Abwehrstrategien spiegeln die Einstellung zu dem Staat wider; Staatsversagen bei der Gewährleistung der Sicherheit begründet die Suche nach den nicht staatlichen Alternativen, die allgemeine Unsicherheit in Polen nach der Wende bewirkt aber gleichzeitig Vertrauen in die staatlichen Agenden, die Sicherheit garantieren sollen. Der Verlust des Sicherheitsgefüfühls bildet ein wichtiges Problem, weil die ohnehin schon große Punitivität der polnischen Gesellschaft durch die wachsende Verunsicherung noch zunehmen kann." (Autorenreferat)
Die Rüstungsindustrie im Gau Schwaben wurde in den Kriegsjahren von 1939-1945 vom Autor diesbezüglich ihrer strukrurellen Veränderungen untersucht. Als Datenbasis dienten ihm die Akten des Rüstungskommandos Augsburg, daß als Mittler zwischen übergeordneten Planungsstäben und Rüstungsbetrieben fungierte. Eine Auswertung dieses Materials ergab, daß sich durch den Rüstungsboom die Industriestruktur im Gau Schwaben radikal veränderte. War hier früher die Textilindustrie dominant, so führte der Krieg zu einer Vormachtstellung der metallverarbeitenden Industrie. (TK)
Der Autor geht davon aus, dass Kriminalitätsfurcht zu analytischen Zwecken in kognitive, affektive und konative Dimensionen differenziert werden kann. Betrachtet wird die persönliche Risikoeinschätzung, Opfer krimineller Handlungen zu werden, als kognitive Dimension, die Furcht vor kriminellen Handlungen als affektive Dimension und das kriminalitätsrelevante (Vermeide-)Verhalten als konative Dimension. Als 'incivilities' bestimmt der Autor Verfallserscheinungen der sozialen Ordnung oder der materiellen Umwelt in einem städtischen Quartier, die als Zeichen sozialer Desorganisation gedeutet werden. Mit der Erosion sozialer Ordnungen ist eine Einbuße informeller sozialer Kontrolle durch die Bewohner eines Stadtviertels verbunden. Als Auslöser eines solchen Prozesses sozialen 'Zerfalls' gilt sozialer Wandel, welcher in einem Nachbarschaftskontext wirksam wird: dazu gehören Veränderungen in der Zusammensetzung und Größe der Bewohnerschaft, des äußeren Erscheinungsbildes des Wohnumfeldes und der sozialen Probleme im Stadtteil. Die Ergebnisse einer Befragung von Bielefelder Bewohnern zur Kriminalitätsfurcht zeigt, dass weder die individuelle Risikoeinschätzung, Opfer eines kriminellen Delikts zu werden, noch das Ausmaß von Verhaltensweisen zum Schutz vor Kriminalität durch Incivilities und soziale Integration im Stadtviertel beeinflusst werden. Erklärungsmodelle auf der Grundlage von Perspektiven sozialer Desorganisation sind für diese Dimensionen von Kriminalitätsfurcht offenbar ungeeignet. Weiterhin hat die in der polizeilichen Kriminalstatistik repräsentierte Kriminalitätsbelastung eines Stadtteils für keine Dimension von Kriminalitätsfurcht eine Bedeutung. (ICA2)
Der Autor geht davon aus, dass Kriminalitätsfurcht zu analytischen Zwecken in kognitive, affektive und konative Dimensionen differenziert werden kann. Betrachtet wird die persönliche Risikoeinschätzung, Opfer krimineller Handlungen zu werden, als kognitive Dimension, die Furcht vor kriminellen Handlungen als affektive Dimension und das kriminalitätsrelevante (Vermeide-)Verhalten als konative Dimension. Als 'incivilities' bestimmt der Autor Verfallserscheinungen der sozialen Ordnung oder der materiellen Umwelt in einem städtischen Quartier, die als Zeichen sozialer Desorganisation gedeutet werden. Mit der Erosion sozialer Ordnungen ist eine Einbuße informeller sozialer Kontrolle durch die Bewohner eines Stadtviertels verbunden. Als Auslöser eines solchen Prozesses sozialen 'Zerfalls' gilt sozialer Wandel, welcher in einem Nachbarschaftskontext wirksam wird: dazu gehören Veränderungen in der Zusammensetzung und Größe der Bewohnerschaft, des äußeren Erscheinungsbildes des Wohnumfeldes und der sozialen Probleme im Stadtteil. Die Ergebnisse einer Befragung von Bielefelder Bewohnern zur Kriminalitätsfurcht zeigt, dass weder die individuelle Risikoeinschätzung, Opfer eines kriminellen Delikts zu werden, noch das Ausmaß von Verhaltensweisen zum Schutz vor Kriminalität durch Incivilities und soziale Integration im Stadtviertel beeinflusst werden. Erklärungsmodelle auf der Grundlage von Perspektiven sozialer Desorganisation sind für diese Dimensionen von Kriminalitätsfurcht offenbar ungeeignet. Weiterhin hat die in der polizeilichen Kriminalstatistik repräsentierte Kriminalitätsbelastung eines Stadtteils für keine Dimension von Kriminalitätsfurcht eine Bedeutung. (ICA2)
Die im Sinne von Orwells '1984' vorhandenen Ohnmachts- und Schuldgefühle in der Bevölkerung werden in Hinsicht auf ihre Folgen und ihre Notwendigkeit analysiert. Die Angst vor dem allmächtigen Staat, die sich in Gehorsamsbereitschaft und Selbstkontrolle äußert und zum großen Teil auf Propaganda beruht, dient der Herrschaftssicherung. Sie wird auch durch soziale Kontrolle in Form von Therapien, die systemkonforme Normen zum Leitbild haben, gestützt. Beispiele von Hausbesetzungen demonstrieren das nicht eindeutige Existieren dieser propagierten Machtverhältnisse und zeigen, daß das Bild des Überwachungsstaates durch Reflexion und ideologiekritisches Handeln schwindet. (HD)
Anhand von vier beispielhaften Technologiebereichen greift der Schwerpunkt des TAB-Briefs Nr. 39 Aspekte der politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit technikbezogenen Hoffnungen und Ängsten auf. Er ist ein Beitrag zur demnächst in Berlin stattfindenden Konferenz des Netzwerks parlamentarischer TA-Einrichtungen (EPTA) zum Thema »Hope-, Hype- und Fear-Technologien«. Weitreichende wissenschaftlich-technische Visionen haben Konjunktur. Anknüpfend an Technologien mit vermuteter hoher Wirkungsmächtigkeit skizzieren sie oft eine umfassende Transformation gesellschaftlicher Strukturen und Lebenswelten. Wie die traditionellen technischen Utopien versprechen auch moderne Entwürfe die Lösung fundamentaler Probleme oder auch die Erfüllung alter Menschheitsträume, erzeugen jedoch aufgrund von ungewissen, aber nicht auszuschließenden Risiken gleichzeitig Bedenken und Ängste. Eine Beurteilung, ob das, was erwartet oder befürchtet wird, als ernsthafte Möglichkeit in Betracht zu ziehen oder bloße Spekulation ist, fällt oft schwer. Dies ist eine Herausforderung sowohl für gesellschaftliche Debatten als auch für politische Entscheidungen, und damit ein zentrales Thema der Technikfolgenabschätzung. Im Schwerpunkt des neuen TAB-Briefs werden anhand von vier Fallbeispielen Ausschnitte der umfangreichen Thematik »Hope-, Hype- und Fear-Technologien« behandelt. Eine der dichtesten Technikerzählungen ist die der Evolution und gesellschaftlichen Aneignung des Internets. Ein besonders interessantes Kapitel gilt dem Verhältnis von Internet und Demokratie. Ulrich Riehm geht den historischen Wurzeln dieser Beziehung nach und arbeitet sowohl die Hoffnungen als auch die Befürchtungen und Enttäuschungen heraus, die die Koevolution von Internet und Demokratie geprägt haben und die bis heute in der Debatte präsent sind. Die Nanotechnologie als das Feld, das von ganz eigenen wissenschaftlich-technischen Visionen begleitet wird, wird von Christoph Revermann eingeführt. Sie fasziniert durch die Vorstellung eines auf ...
'Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist die Frage, wieweit der Standardindikator der Kriminalitätsfurcht (Sicherheitsgefühl nachts draußen alleine in der Wohngegend) diese tatsächlich auch misst. Hierzu wurde zunächst einer Stichprobe in Freiburg ein quantitativer Fragebogen vorgegeben, der eine Reihe von Fragen zur Messung der Kriminalitätsfurcht enthielt. Von den 293 antwortenden Personen wurden im Sinne eines Extremgruppendesigns nach ihren Angaben im standardisierten Fragebogen 24 hoch und 6 niedrig Ängstliche ausgewählt und in einem zusätzlichen qualitativen Interview zu den Gründen der angegebenen Kriminalitätsfurcht befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen die auf dem Standardindikator ein hohes Maß an Furcht angaben, vor allem 'Incivilities' in ihrer Umgebung wahrnahmen, und die Angabe von Kriminalitätsfurcht im Fragebogen weitgehend synonym zu diesen Missständen werteten, jedoch kaum Furcht im engeren Sinne erlebten. Ferner konnte eine hohe Ambiguität des Standardindikators festgestellt werden, d.h. diese Frage eignet sich nur sehr begrenzt zur Erfassung von Kriminalitätsfurcht. Angesichts der kriminalpolitischen Bedeutung dieses Konstruktes ist eine reliablere und validere Erfassung notwendig.' (Autorenreferat)