Der Verfasser geht von der Frage aus, welcher Nutzen aus einer historischen Betrachtung für das Verständnis der Jugendproblematik der Gegenwart zu erwarten ist. Ein Einblick in die heutigen Formen der Beschäftigung mit der geschichtlichen Dimension der Jugendproblematik und eine Betrachtung der "Leistungsfähigkeit" der verschiedenen Zugänge gehen der punktuellen Beantwortung dieser Frage voraus. Im Ergebnis wird u. a. festgestellt, daß es zwar kein "Ende der Jugend" gibt, aber einen tiefgreifenden Wandel in ihrer Gestalt wie in ihrer gesellschaftlichen Rolle. Die aktuellen Jugendprobleme sind nicht nur Ergebnis politischer Maßnahmen, sondern auch politischer Unterlassungen. Das Neue, das sich heute in den vielfältigen sozialen Experimenten, im Zusammenhang mit neuen Formen des Zusammenlebens, des Arbeitens und Lebens gerade bei jungen Leuten zeigt, sollte ernstgenommen und nicht als wirklichkeitsfern, unausgegoren, nicht realisierbar abqualifiziert werden. Themen wie Friedensfragen, Zukunftsfragen, die ökologische Problematik, für die sich junge Leute engagieren, lassen sich nicht auf die Generationen verteilen. Aus der Sensibilität junger Leute sollten Erwachsene lernen. "In dieser Situation scheint es mir notwendig, weniger das Moment des Kampfes zwischen den Generationen zu betonen als vielmehr nach Möglichkeiten einer neuen Solidarität zwischen ihnen zu suchen. Wir bedürfen ihrer, wenn wir, jung und alt, die geschichtliche Herausforderung der Gegenwart bestehen wollen." (TR)
In: Arbeiterbewegung in Österreich und Ungarn bis 1914: Referate des österreichisch-ungarischen Historikersymposiums in Graz vom 5. bis 9. September 1986, S. 195-215
Hinsichtlich des Aufstiegs der österreichischen Gewerkschaftsbewegung aus kleinen, ständig von der Auflösung bedrohten Vereinen zu einer Organisation von über 400.000 Mitgliedern wurden zwei langfristige Trends beobachtet, die an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt gewesen sein dürften. Der Eine war der Wandel der inneren Verhältnisse der Gewerkschaften, ihres organisatorischen Aufbaus, ihrer Kampfmethoden und -ziele von der dezentralen Einzelaktion zum zentralgeleiteten planmäßigen Vorgehen, das die gesamten Arbeitsverhältnisse berücksichtigte. Der Zweite betraf die Beziehungen zu den Unternehmern und vor allem zum Staat, die sich von Opposition in Richtung Mitarbeit und umgekehrt von offener Repression in Richtung Anerkennung veränderten. Weder Zentralisierung noch Integration waren unumstritten bzw. bei Beginn des Weltkrieges abgeschlossen. Wie abschließend gezeigt wurde, standen die letzten Friedensjahre im Zeichen einer Krise, die sich an den inneren wie äußeren Widerständen gegen Zentralismus und Integration entzündete. (HRS)
Vorwort Die Gesellschaft für Deutschlandforschung hat seit 1979 auf ihren Tagungen, soweit dies angängig war, immer wieder Probleme der Militärpolitik der DDR in den jeweiligen Themenkatalogen berücksichtigt. Erinnert sei hier nur an die in den Periodika der Gesellschaft veröffentlichten Beiträge von Jens Hacker (Die DDR im Warschauer Pakt), Walter Rehm (Militärtraditionen in der DDR; Die Kriegstheorie von Karl Marx), Fritz Birnstiel (Die Militärpolitik der DDR), Henning von Löwis of Menar (Militärisches und Paramilitärisches Engagement der DDR in der Dritten Welt) und Gerhard Ritter (Die Position von Karl Marx in der Militärpolitik der DDR). Nunmehr wurde in dieser Richtung ein Schritt weitergegangen. Auf der wehrwissenschaftlichen Tagung der Gesellschaft zur Erforschung der politischen Systeme in Deutschland (Korporatives Mitglied der Gesellschaft für Deutschlandforschung) in Münsterschwarzach am Main (5.-8. November 1984) stand diesmal allein ein wehrpolitischer Themenkomplex zur Debatte, der sich nicht nur auf die DDR beschränkte, sondern in einem erweiterten geographischen Bezugssystem Probleme behandelte, ohne dabei das Grundproblem Deutschland aus dem Auge zu verlieren. Das gewählte Generalthema: "Angst als Mittel der Politik in der Ost-West-Auseinandersetzung" entsprach der aktuellen politischen Situation, gegeben durch die Nachrüstung im Bereich des westlichen Verteidigungsbündnisses der NATO als Folge der sowjetischen Hochrüstung seit der KSZE-Konferenz in Helsinki und das damit im Zusammenhang stehende plötzliche Wiederaufleben der westlichen Friedensbewegung, die sich gute 30 Jahre zuvor in der Picasso'schen Friedenstaube ihr Symbol gegeben hatte. Kennzeichnend für diese Renaissance waren ebenso die Wohlorganisiertheit dieser Bewegung wie die gehäufte Herausgabe wissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Untersuchungen in den Jahren 1983/84 über den totalen Nuklearkrieg mit den Alpträumen eines Nuklearinfernos. Dies war Anlaß genug, um sich zu fragen, warum die seit Jahrzehnten bestehende atomare Bedrohung überraschend in dieser Intensität in das Zentrum der Forschung gerückt wurde, warum eine Vielzahl von Massenmedien, die jahrelang diese Frage ignoriert hatten, damit begannen, die atomare Situation in aller Schärfe und bis zur Grenze des Unerträglichen zu dramatisieren. Als augenfällig zeigte sich ferner, daß trotz wirtschaftlicher Misere und ungelöster innenpolitischer sowie außenpolitischer Fragen man sich in der Bundesrepublik den Luxus einer hausgemachten Hitze in sogenannten Friedensdiskussionen und überbordenden Friedenskampagnen leistete, während in den westlichen Nachbarländern derartige Symptome weitgehend peripheren und sporadischen Charakter trugen. Die auffällige Hinnahme der unmittelbaren Bedrohung der Bundesrepublik durch die in der DDR und CSSR aufgestellten sowjetischen SS-20-Raketen einerseits, das aktive Nichthinnehmenwollen der Installierung des amerikanischen Waffensystems Pershing II zur Wiederherstellung des Kräftegleichgewichtes in Mitteleuropa durch die militanten Kreise der Friedensbewegung andererseits, mußte den Verdacht nahelegen, daß hier nicht allein genuine pazifistische außerpolitische Einflüsse mitbestimmend waren. Hieran ließen sowjetische Äußerungen keinen Zweifel. Das vitale Interesse der SU erforderte es, mit allen Mitteln, außer denen des Eingehens eines militärischen Risikos, die westliche Raketenstationierung zu verhindern. Gelang dies nicht, dann mußte sie ebenso die direkte Bedrohung des eigenen Territoriums bis zur Linie Leningrad-Moskau hinnehmen wie jenes Nahziel der Abkoppelung Westeuropas von den USA und damit dessen Erpreßbarkeit in weite Ferne gerückt sehen. Da sich eine militärische Lösung ausschloß, griff sie, wie so häufig in ihrer Geschichte, auf das Mittel des propagandistischen Einwirkens auf den Westen in Gestalt der sogenannten Volksdiplomatie zurück, d.h. sich unmittelbar über die Köpfe der gegnerischen Regierung hinweg an das Volk zu wenden, sei es an bestimmte soziale Schichten, sei es an in Opposition zur Regierung stehender Kräfte oder Einzelpersonen. Ein nach wie vor gültiges Konstituens der sowjetischen Volksdiplomatie stellt die Weisung der Kommunistischen Internationale aus dem Jahre 1924 dar, die folgendermaßen lautet: "Wir müssen sozusagen ein ganzes Sonnensystem von Organisationen und kleineren Komitees um die Kommunistische Partei herum aufbauen, die unter dem faktischen Einfluß unserer Partei (nicht unter einer mechanischen Leitung) stehen werden." Dementsprechend handelte auch die sowjetische Außenpolitik in der Frage der westlichen Nachrüstung. Die unverhüllte Übernahme sowjetischer Thesen und Parolen durch das linke Spektrum der Friedensbewegung, deren Umsetzung in einen gezielten, wenn auch hektischen Aktionismus, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß hier unmittelbare und mittelbare Beziehungen zu den sowjetischen und DDR-Propagandazentralen bestanden. Die sowjetische Kennzeichnung der westlichen Friedensbewegung als "Antikriegs- und Antiraketenbewegung" legte den Kern der Sache bloß, um den es letztendlich ging. Bei dieser Frage konnte die Sowjetunion nicht in innenpolitische Schwierigkeiten geraten, dafür aber die DDR, auf deren Territorium die SS-20- ihre Aufstellung gefunden hatte, und sich zudem über den Äther der Einfluß der bundesdeutschen Friedensbewegung bemerkbar machte, den es nun aufzufangen, zu kanalisieren und zu neutralisieren galt. Mit den Geistern, die die SU gerufen hatte, kam die Unruhe in die Bevölkerung der DDR, insbesondere in kirchlich orientierte Kreise der jungen Generation, die sich provokativ jenes Mottos auf Plakaten bedienten, das die Sowjetregierung einst als Aufschrift für eine der UNO geschenkte Plastik selbst gewählt hatte: "Laßt uns aus Schwertern Pflugscharen machen". Die sukzessive Ausschaltung dieser Gruppen aus dem öffentlichen Leben, damit die Durchsetzung des Anspruchs der DDR-Partei- und Staatsführung, daß es außer der "offiziellen Friedensbewegung" keine Duldung pazifistischer Randgruppen geben könne, die verstärkte Erziehung zum Haß in der NVA gegen den "imperialistischen Gegner", bewiesen nur zu deutlich die Schwierigkeiten, die die DDR mit der Auflösung des Widerspruchs hatte, einerseits dem westlichen Pazifismus Hilfestellung zuteil werden zu lassen, andererseits den als antisozialistisch deklarierten Pazifismus im eigenen Land vehement zu bekämpfen. Im "Kommunistischen Manifest" von Karl Marx und Friedrich Engels steht der einleitende Satz: "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus." Für die Jahre 1982 bis 1984 könnte auch der Satz stehen: "Ein Gespenst geht um in der Bundesrepublik Deutschland - das Gespenst der Angst vor der nuklearen Vernichtung." Das Phänomen der Angst, das in diesen Jahren in allen Spielarten vermittelt und indoktriniert wurde, das massenhafte Auftreten der Agitatoren der Angst und Angstkampagnen ließen deutlich werden, daß hier Angst als Mittel der Politik ins Spiel gebracht wurde. Dieses Phänomen der Angst als politisches Instrument in seiner praktischen Anwendung zu analysieren, aber auch eine Antwort darauf zu finden, wie ihm auf westlichem Boden im Sinne des "Was tun" begegnet werden kann, war die Aufgabe, die sich die Tagung in Münsterschwarzach stellte. Die weitgehend bundesdeutsche - nicht etwa europäische - Fixierung auf die Raketenstationierung mit den sie begleitenden Angstkampagnen ließen es nicht ratsam erscheinen, den Fragenkomplex isoliert, allein bezogen auf die beiden deutschen Staaten zu behandeln. Dies hätte zu einem Verrücken der Maßstäbe im internationalen Kontext geführt, wenn lediglich in eigenem "teutschen" Saft gekocht würde. Wie schaut es mit den Nuklearängsten der anderen Völker im Nachbarbereich aus, das war die Frage, die miteinzubeziehen, zu klären war, ob das Phänomen der deutschen Friedensbewegung ein spezifisch deutsches ist oder aber auch seine Entsprechung in den neutralen Staaten Österreich und der Schweiz sowie beim Bündnispartner Italien findet. Der Versuch, hierauf Antworten zu finden, liegt in den nachfolgenden Referaten vor, von denen jedes für sich sprechen soll. Leider mußte es sich der Herausgeber versag.
Der Beitrag hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und des Wiederaufbaus nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Inhalt und setzt sich dabei kritisch mit Forschungen über diese Epoche auseinander. In den zwanziger Jahren waren amerikanische Politiker der Überzeugung, daß die Lösung des deutsch-französischen Konfliktes und eine gerechte Wirtschaftsordnung eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung des Friedens seien. Als Mittel zur politischen Umsetzung ihrer Vorstellungen diente die Politik um die deutschen Reparationszahlungen. Im Unterschied zu Historikern, die wirtschaftliche Ursachen als maßgebend für die Konfrontation zwischen den USA und dem Dritten Reich in den dreißiger Jahren ansehen, hält der Autor politische Gründe für ausschlaggebend. Die amerikanische Deutschlandpolitik, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Marshall-Plan manifestierte, beabsichtigte seiner Ansicht nach der Eindämmung des sowjetischen Einflusses ebenso eine "Eindämmung" Deutschlands durch dessen Einbindung in eine größere Wirtschaftsordnung und die Schaffung einer atlantischen Gemeinschaft. Auch hier ging es wie in den zwanziger Jahren darum, Hegemoniebestrebungen Frankreichs zuvorzukommen, gleichzeitig aber seine Ansprüche auf wirtschaftliche und politische Sicherheit zu befriedigen. Das sich dabei entwickelnde Staatensystem einschließlich der deutschen Teilung stellte sich bislang als friedenserhaltend heraus. (BF)
Vierzig Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht bedürfen die territorialen Folgen des Zweiten Weltkrieges in Mitteleuropa noch immer einer abschließenden friedensvertraglichen Regelung. Schon in den fünfziger Jahren sind zwar Tendenzen erkennbar geworden, die friedensvertraglichen Regelungen durch sog. Kriegsfolgemaßnahmen zu ersetzen. In diese Richtung zielten die Bemühungen einiger Ostblockstaaten in der ILC bei der Ausarbeitung der Vertragsrechtkonvention. Unter dem nachdrücklichen Hinweis auf das Potsdamer Abkommen sollte bezweckt werden, die Bedingungen dieser Abmachung für Deutschland sicherzustellen, obgleich es sich um einen Vertrag zu Lasten Dritter handelt. Bei der endgültigen Fassung des Art. 75 der Wiener Vertragsrechtkonvention wurde der Norm jedoch die eindeutig auf Potsdam weisende Zielrichtung genommen. Die Bundesregierung will dem Vernehmen nach bei der noch ausstehenden Ratifikation der Konvention klarstellen, daß Art. 75 sich nur auf Maßnahmen bezieht, die der Sicherheitsrat nach Kap. VII der UN-Charta verfügt. Kriegsfolgemaßnahmen gegen einen Feindstaat nach Art. 107 UN-Charta sollen nicht unter die Angreiferklausel fallen. (SJ)
Der Aufsatz unterzieht die Welle von Literatur zur deutschen Nation und zur nationalen Identität der Deutschen aus der ersten Hälfte der 80er Jahre einer kritischen Sichtung und will dabei aus prowestlicher und liberaldemokratischer Sicht eine "Orientierungshilfe" für den "überforderten Leser" geben. Besprochen werden 30 Monographien, Sammelwerke und Tagungsbände, wobei das Spektrum der besprochenen Autoren vom Politikwissenschaftler über den Vertriebenenpolitiker bis zu Burschenschaftsvorständen reicht. Der Autor unterscheidet drei Hauptströmungen: eine neonationalistische, die die aktuelle Friedensdiskussion in eine nationale umbiegen will; eine traditionalistische, die die Positionen der Wiedervereinigungsdebatte der 50er Jahre verficht und eine nationalrealistische, die vor allem den politischen Verhältnissen in Europa Rechnung tragen will. In seinem 6 Thesen umfassenden Fazit warnt der Rezensent vor einer isolierten und rückwärts gewandten Betrachtung der deutschen Frage und plädiert u. a. für eine Aufgabe des Wiedervereinigungsgebotes und eine bundesdeutsche Identität. (JF)
Unter konfliktstrategischen, strukturellen, technischen und ökonomischen Aspekten geht es um die Friedenssicherung durch ein defensives Verteidigungssystem. Ein effektives, kostengünstiges und angriffsüberlegenes Defensivsystem sollte aus zwei Netzen von Infanterie und Raketenartillerie mit geringer Mobilitätsnotwendigkeit und deren Informationsvernetzung bestehen. Ein derartiges Abschreckungssystem mit Spezialisierung auf konventionelle Waffen könnte neben der Friedenssicherung den Abbau des Rüstungswettlaufs leisten. (HD)
Der Aufsatz ist Teil eines Sammelbandes mit Beiträgen zur Geschichte der deutschen und französischen Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Mit Jean Jaures und August Bebel stellt Hirsch die bedeutendsten Führer der deutschen und französischen Arbeiterbewegung vor dem Ersten Weltkrieg vor. Er versucht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Persönlichkeiten und somit zwischen beiden Arbeiterbewegungen herauszuarbeiten. Hirsch verweist u.a. auf Herkunft und Bildungsweg, erste politische Erfahrungen und geistige Einflüsse. Besonders hebt er das sogenannte "Rededuell" zwischen Jaures und Bebel auf dem Kongreß der Zweiten Internationale in Amsterdam 1904 hervor. Als Hauptleistung beider Politiker sieht Hirsch die Befürwortung einer Friedensstrategie an. (WJ)
In dem Beitrag wird ein Überblick über die sicherheitspolitischen Veröffentlichungen in der BRD gegeben, wobei deutlich wird, daß nach einigen theoretischen und empirischen Fortschritten in jüngster Zeit auch Veröffentlichungen mit antiaufklärerischer Tendenz erschienen sind. Zwei Studien, die quantitativ die Ost-West-Beziehungen beschreiben, werden vorgestellt. Ein behavioristischer Ansatz der Rüstungskontrolle wird nachgezeichnet. Ein sicherheitspolitisches Lexikon wird ebenfalls erwähnt. Die Ergebnisse einiger Studien werden skizziert, die sich mit Rüstungsexport und Konversionsforschung befassen. Es wird ein Überblick über die Studien zur Rüstungskontrolle und Abrüstung gegeben, wobei wissenschaftssystematisch vier Schwerpunkte festgestellt werden: (1) das Kräfteverhältnis; (2) die neuen Waffensysteme und ihre Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis; (3) die NATO-Strategie; (4) Möglichkeiten und Grenzen von Verhandlungen. Abschließend werden einige Studien von seiten der Friedensbewegung, in denen es um die Kritik der Rüstungskontrolle geht, dargestellt. (RW)
Der Beitrag untersucht anhand gedruckter und ungedruckter Quellen das deutsche diplomatische Korps während der Zeit des Nationalsozialismus. 1933 bahnte sich ein qualitativer Wandel in der deutschen Außenpolitik an. Statt Revision war jetzt Expansion das Ziel. Das Auswärtige Amt zeigte - teils aus Opportunismus, teils um Schlimmeres zu verhindern - ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Die meisten Beamten identifizierten sich schnell nach außen hin mit der Politik des Nationalsozialismus, ohne mit seinen Endzielen übereinzustimmen. Fast alle Spitzendiplomaten blieben in ihrem Ämtern. Die außenpolitischen Forderungen der Nationalsozialisten waren jedoch mit Hilfe des konservativen Beamtenapparates des Auswärtigen Amtes allein nicht zu erfüllen. Während deshalb die offizielle Diplomatie aus taktischen Erwägungen bis 1939 den Friedenswillen beteuerte, übernahmen die neu eingerichteten NS-Diensstellen Teile ihrer Aufgaben. Im Verlaufe des Krieges wurden immer stärker Parteifunktionäre eingesetzt. Die Mehrheit der Beamten erlag der Verführung des Nationalsozialismus oder hat moralisch oder intellektuell versagt. Sie tragen damit partielle Verantwortung für die Politik des Dritten Reiches. (AM)
Der Beitrag skizziert die Entwicklung, den Aufbau und die derzeitige Organisationsstruktur des Sports in der DDR und setzt dies in Beziehung zu den Zielvorstellungen und der Praxis der deutschen Arbeitersportbewegung vor 1933. Im einzelnen wird auf fünf programmatische Werte des historischen Arbeitersports (Konstituierung einer sozialistischen Körperkultur, Durchsetzung des Massensports, Pflege des Leistungssports ohne sog. "kapitalistische Auswüchse", Förderung des Kinder- und Jugendsports, Entwicklung einer sozialistischen Bildungs- und Friedenserziehungsarbeit) näher eingegangen, die dem Autor zufolge im heutigen Sport der DDR positiv aufgenommen und weitergeführt worden sind. Mehrere Argumente wie etwa der Hinweis auf den Umstand, daß eine Reihe ehemaliger Arbeitersportfunktionäre aktiv und leitend am Wiederaufbau des Sports nach 1945 beteiligt waren oder die regelmäßigen Veranstaltungen von Kinder- und Jugendspartakiaden, dienen dabei zum Nachweis der These, daß die Sportentwicklung in der DDR in der Tradition des Arbeitersports steht. Auch ein vergleichender Blick auf die historische Form sozialistischer Bildungsarbeit bestätige in dieser Hinsicht eine Kontinuität: deren Inhalte (Antiimperialismus, Antimilitarismus, Frieden und Völkerverständigung etc.) seien durch die bewußte Verbindung von Sport und Friedenserziehung in der gegenwärtigen DDR fortgeführt und realisiert. Insgesamt kann also - so lautet das abschließende Urteil des Autors - von einer Verwirklichung der Ziele und Träume der deutschen Arbeitersportler durch die Sport- und Kulturpolitik der DDR gesprochen werden. (GH)
In dem Beitrag wird gezeigt, daß Sicherheit immer ein Motiv der politischen Kräfte bei den Einigungsbemühungen Westeuropas gewesen ist. Die erneute Debatte über die Stärkung der europäischen Dimension der Sicherheitspolitik ist Ausdruck wichtiger Veränderungstendenzen in der Sicherheitspolitik und wirkt umgekehrt prägend auf diese zurück. Dabei wird Sicherheit als das Urziel der europäischen Einigungsbewegung dargestellt. Die verschiedenen Phasen der europäischen Einigung im Kontext der Bemühungen um einen Ausbau der Sicherheit nach außen werden dargestellt. Der Doppelcharakter der europäischen Sicherheitspolitik wird herausgearbeitet: Ausbau der Friedensordnung nach innen, Stärkung der Sicherheit nach außen. Die Hintergründe für die Wiederbelebung der westeuropäischen Dimension der Sicherheitspolitik in den siebziger Jahren im Rahmen von EG und WEU werden analysiert. Dabei wird vor allem auf das deutsch-französische Verhältnis eingegangen. Das Konzept einer von den USA unabhängigen Sicherheitspolitik wird diskutiert. Trotz der Unmöglichkeit einer unabhängigen westeuropäischen Verteidigungspolitik und der nur begrenzten Spielräume einer eigenständigen europäischen Entspannungspolitik und Kooperationspolitik gegenüber dem Osten werden unter den gegebenen internationalen und europäischen Bedingungen mehrere Gründe für eine Stärkung der westeuropäischen Dimension der Sicherheitspolitik aufgezeigt. Ansatzpunkte und Grenzen werden dargestellt. Abschließend wird geprüft, wie eine westeuropäische Sicherheitspolitik mit den Bemühungen um eine gesamteuropäische Kooperation in Einklang gebracht werden kann. (ICA)
In dem Beitrag werden die wesentlichen Ergebnisse der einzelnen Analysen des Sammelbandes in der Weise zusammengefaßt, daß die besonders bedenklichen bildungs- und verfassungspolitischen Defizite unter den im ersten Beitrag definierten normativen Prämissen noch einmal deutlich hervorgehoben werden. Die Aussagen werden zu zwölf thesenartigen Kritikpunkten zusammengefaßt: (1) Grundlagen und Grundfragen des Politischen werden nicht erklärt. (2) Es wird nicht deutlich gemacht, daß auch in einer demokratischen Herrschaftsform der Bürger Regierter ist. (3) Ein statisches Verständnis von Politik und politischer Ordnung wird vertreten. (4) Der Sinn der politischen Institutionen wird zu wenig erklärt. (5) In der politischen Verhaltenslehre wird die Praxisorientierung auf primär-erfahrbare Probleme verkürzt. (6) Die demokratische Qualität des politischen Systems wird nicht einsichtig gemacht. (7) Die Geschichte der BRD bleibt unterbelichtet. (8) Sie folgt modischen "Zeitströmungen". (9) Außen- und sicherheitspolitische Problemdarstellungen werden häufig unter dem Etikett Frieden und Friedenssicherung behandelt. (10) Die Darstellung der Nord-Süd-Probleme ist engagiert. (11) Das Bild des Bürgers bleibt unterbelichtet und diffus. (12) Systemkritische und emanzipatorische Schulbücher bestimmen nicht die Schulbuchlandschaft. (RW)
Stübler analysiert den Einfluß der französischen Julirevolution auf die Entwicklung in Italien 1830/ 31. Er stützt sich dabei im wesentlichen auf neuere Darstellungen. Der Autor schildert den Verlauf der Revolutionen des Jahres 1831 in Italien, beschreibt die Reaktionen der italienischen Klassen und Schichten auf die Julirevolution und kommt zu dem Schluß, daß die revolutionäre Bewegung in Italien ursächlich an der Friedenspolitik der neuen französischen Bürgermonarchie, die sich jeden aktiven Beistands enthielt, scheiterte, sondern weil Tiefe und Breite des revolutionären Prozesses nicht den Aufgaben entsprachen. (STR)
Bei diesem Beitrag handelt es sich um die Veröffentlichung einer Gesprächsrunde zu den Problemen der Entwicklung der Arbeiterbewegung und zur Politik der Linksregierung in Frankreich. Einleitend werden die Gründe für den Bruch des Linksbündnisses diskutiert. Im Mittelpunkt der Diskussionsrunde steht die Frage, ob das "französische Experiment" ein Modell einer alternativen Politik sein kann. Breiten Raum nimmt die Beurteilung der Wirtschaftspolitik mit der Frage ein, ob die Sachzwänge so stark sind, daß auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik keine Alternativen für eine sozialistische/ kommunistische Regierung möglich waren. Anschließend werden die Außenpolitik und die Militär- und Friedenspolitik in die Debatte einbezogen. Im letzten Teil wird diskutiert, über welche Aktionsmöglichkeiten die Arbeiterbewegung überhaupt verfügt, um eine Antwort auf die Krise des Kapitalismus zu geben. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob der französische Weg ein Weg zum Sozialismus ist oder ob die sozialistische Partei Frankreichs auf dem besten Weg zur Sozialdemokratie im westdeutschen Sinne ist. (GF)