Friedensengagement auf dem Westbalkan: Lehren für das internationale Krisenmanagement
In: Globale Herausforderungen - globale Antworten: eine wissenschaftliche Publikation des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport, S. 345-355
"In den vergangenen 15 Jahren konnten internationale Akteure in den Postkriegs-Gebieten auf dem Westbalkan viele nützliche Erfahrungen bei der Friedensunterstützung sammeln. Aus den internationalen Beiträgen zum Statebuilding in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo können vor allem folgende Lehren gezogen werden: Ein rechtsstaatlicher Rahmen ist die Voraussetzung für die Einleitung demokratischer Prozesse. Bei 'Local Ownership' handelt es sich um ein grundsätzlich sinnvolles Prinzip. Es sollte allerdings nicht dazu führen, dass in kritischen Phasen auf den Einsatz der Protektoratsvollmachten gegen destruktive Akteure gänzlich verzichtet wird. Die Vermittlung demokratischer, rechtsstaatlicher und menschenrechtlicher Standards kann nur durch eine Vorbildwirkung der Interventionskräfte gelingen. Eine unklare Arbeitsteilung und eine fehlende gemeinsame Strategie - wie derzeit im Kosovo - erschweren sinnvolle Beiträge internationaler Akteure. Mit der Heranführungsstrategie der EU werden gemeinsame Standards und die Kooperation in der Region gefördert, allerdings nicht automatisch alle Konflikte gelöst. Die Erfahrungen in Bosnien und Herzegowina und im Kosovo unmittelbar nach Kriegsende haben gezeigt, dass neben der militärischen auch eine ausreichende Präsenz internationaler Polizeikräfte notwendig ist, um ein sehr breites Spektrum an Sicherheitsaufgaben erfüllen zu können. Wie die Konfliktentwicklung in Mazedonien demonstriert, erfordert Prävention, um nachhaltig zu wirken, eine langfristige Unterstützung von internationaler Seite." (Autorenreferat)