Skeptische Hermeneutik als Herausforderung zweitsprachlicher Lehre in Südtirol. Untersuchung zur besonderen Situation an italienischen Oberschulen ; Sceptical hermeneutics as a challenge to bilingual teaching in South Tyrol - An analysis of the peculiar situation in the Italian secondary school syst...
Das Grenzland Südtirol könnte musterhaftes Beispiel für die zukünftige Wirklichkeit in Europa sein. Mehrsprachigkeit und vielfältige nahe Fremdheit prägen seit beinahe einem Jahrhundert das Südtiroler Gesellschaftsbild, in dem die Fragen um die kulturelle Identität und das Heimatrecht eine zentrale Bedeutung erlangen. Heute besteht für die Südtiroler die gesetzliche Pflicht / das Recht des Erwerbs der jeweils zweiten Landessprache, Deutsch oder Italienisch. Daraus ist die unumgehbare Notwendigkeit der Zweisprachigkeit entstanden, die mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Trotzdem entsprechen die Zweitsprachkompetenzen der italienischsprachigen Südtiroler angesichts der ergriffenen Maßnahmen noch nicht den Erwartungen. Im besonderen Südtiroler Kontext versteht sich die Skeptische Hermeneutik (Hunfeld) als Herausforderung zweitsprachlicher Lehre, sie nimmt die Grenzen des Verstehens deutlicher als bisher wahr und fasst die Fremdheit als Lernimpuls auf. Das erste Kapitel befasst sich mit der diachronischen und der synchronischen Dimension der Lehrer und mit der Unterrichtspraxis im Hinblick auf ein professionelles Profil. Der jeweilige spezifische soziokulturelle Kontext, sowie vielfältige teilweise unvereinbare Lehrauffassungen, welche unter den Wissenschaftlern als gleichwertig koexistieren, und eine deutliche Distanz zwischen Praxis und Theorie machen dieses Thema jedoch schwer erfassbar. Das zweite Kapitel behandelt die historische Entwicklung der Südtiroler Gesellschaft und die Rolle der Zweitsprache aus der Perspektive der italienischsprachigen Südtiroler. Es offenbart sich ein problematisches und komplexes Bild, dessen Genese im Wesentlichen auf den Friedensvertrag von St. Germain (1919) zurückzuführen ist, in dessen Folge Südtirol an Italien abgetreten wurde. Der historische Werdegang der Organisation des Bildungswesens der zwei Hauptsprachgruppen widerspiegelt die jeweiligen politischen Machtverhältnisse. Oft genug stellt der Lehrer für Deutsch als Zweitsprache für italienischsprachige Südtiroler die ...