Aus der gegenwärtigen Debatte um Gender Mainstreaming (GM) lässt sich nach Einschätzung der Autorin die Notwendigkeit ableiten, ein nicht-essenzialistisches, offenes und transitives Gender-Konzept zu vermitteln, d.h. ein Konzept, welches systematisch Gender in komplexen und simultanen Beziehungen zu anderen sozialen Kategorien wie Herkunft, Klasse, Alter, sexuelle Orientierung usw. begreift und eine Loslösung von der Vorstellung einer natürlichen Zweigeschlechtlichkeit vollzieht. Wie kann dieser Anspruch praktisch umgesetzt und eine Vereindeutigung von Geschlecht in Gender-Trainings vermieden werden? Die Autorin geht dieser Frage anhand von spezifischen Inhalten von Gender- Trainings nach. Diese haben zum Ziel, auf individuell-persönlicher und sozial-interaktiver Ebene geschlechterbezogene Kompetenzen zu fördern sowie Sachinformationen und Methoden zur Umsetzung von GM in der eigenen Arbeit zu vermitteln. Als Qualifizierungsmaßnahme nehmen Gender-Trainings in der Vermittlung der Strategie einen zentralen Stellenwert ein und bilden gleichzeitig einen zentralen Schnittpunkt zwischen Wissenschaft und Praxis. Die Autorin diskutiert vor diesem Hintergrund einige Vorschläge zur Vermittlung eines offenen und transitiven Konzeptes in Gender-Trainings. (ICI2)
"Gender Mainstreaming wird als neues Konzept der Gleichstellungspolitik zwar vielfach zitiert, bleibt aber in seiner praktischen Umsetzung weit hinter den theoretischen Erwartungen zurück. Nicht zuletzt deshalb, weil dieser Ansatz meist losgelöst vom feministischen Diskurs angewendet wird. Der vorliegende Beitrag geht den theoretischen Grundlagen von Gender Mainstreaming nach, indem der Ansatz des Doing Gender und der sozialen Konstruktion von Geschlecht beleuchtet und hinsichtlich seiner politischen Umsetzbarkeit diskutiert wird." (Autorenreferat)
"Die Neubestimmung des Arbeitsbegriffs ist eine der Zielsetzungen, die im Rahmen der BMBF-Förderinitiative 'Zukunftsfähige Arbeitsforschung' von mehreren Projekten verfolgt werden. So geht es dem Projekt 'GendA – Netzwerk Feministische Arbeitsforschung' vordringlich um die Integration der Geschlechterperspektive in den Arbeitsbegriff, dem Projekt 'KoprA – Kooperationsnetz prospektive Arbeitsforschung' unter anderem um eine Erweiterung des Arbeitsbegriffs, um auf dieser Grundlage zentrale Veränderungen der Arbeitswelt besser als bislang erfassen zu können. Ungeachtet dieser Bestrebungen besteht jedoch weiterhin die Gefahr, dass die angezielten Erweiterungen des Arbeitsbegriffs unverbunden bleiben. Der folgende Beitrag ist ein Versuch, auf einem bestimmten Feld, der interaktiven Arbeit und hier insbesondere der personenbezogenen Dienstleistungsarbeit, die Gender-Perspektive sowie arbeitssoziologische und –psychologische Überlegungen miteinander in Beziehung zu setzen. Ein erstes Ergebnis dieses Versuches ist das Konzept des Working Gender, das in diesem Beitrag ein erstes Mal umrissen werden soll. Hierzu stellen wir zunächst das Projekt KoprA und im Besonderen die dort angesiedelte Themenplattform 'Interaktive Arbeit' (Abschnitt 1) vor. Vor diesem Hintergrund wird dann das Konzept des Working Gender entwickelt (Abschnitt 2). Abschließend plädieren wir für eine entschiedene Intensivierung der Kooperation zwischen Genderforschung und der Arbeits- und Industriesoziologie und schlagen vor, das Konzept des Working Gender für eine solche Kooperation zu nutzen (Abschnitt 3)." (Autorenreferat)
Im Rahmen der Diskussion um die Einführung, Umsetzung und Verankerung von Gender Mainstreaming taucht zunehmend auch der Begriff des Gender Budget bzw. des Gender Budgeting als Instrument des Gender Mainstreaming auf. Vor diesem Hintergrund diskutiert die Autorin, was unter Gender Budgeting zu verstehen ist, woraus sich Gender Budgeting entwickelt hat und welche Umsetzungsbestrebungen bisher bekannt sind. Gender Budgeting bezieht sich auf Finanz-, Steuer- und Haushaltspolitik und geht von der Grundlage aus, dass die Verwendung einzelner Teile eines Gesamtbudgets (ob auf institutioneller, kommunaler, regionaler, nationaler oder internationaler Ebene) unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer haben kann. Damit wird eine geschlechtsneutrale Zuwendung von Mitteln in Frage gestellt. Der Begriff Gender Budgeting lässt sich in zwei Teile untergliedern: Der erste Teil eines kompletten Gender Budgetings umfasst dabei das Verfahren der Untersuchung eines Haushalts auf geschlechtsspezifische Auswirkungen, die Gender-Budget-Analyse. Ein sich anschließender zweiter Teil, für den hier der Begriff Gender-Budget-Plan vorgeschlagen wird, gibt einen Ausblick auf zukünftige Haushaltsaufstellungen und macht Veränderungsvorschläge für einen geschlechtergerechten Haushalt. Die erste Initiative für ein Gender Budgeting geht Mitte der 1980er Jahre von der Ökonomie-Professorin R. Sharp aus und führt in Australien zunächst zu einer 5-Jahres-Agenda für Frauen, mit der versucht wird, staatliche Mittel gerechter zwischen Frauen und Männern aufzuteilen. Ähnlich wie Gender Budgeting hat auch Gender Mainstreaming seine 'Karriere' in der Entwicklungshilfepolitik begonnen. Als ein zentrales Jahr für die Weiterentwicklung von Gleichstellungsbestrebungen und die Umsetzung von frauenpolitischen Zielen kann dabei das Jahr 1995 angesehen werden. Die zahlreichen Diskussionen, die in der Vorbereitung auf die 4. UN-Weltfrauenkonferenz in Peking stattfinden, und die Beschlüsse, die dort gefasst werden, ebnen den Weg zur Implementierung von Gender Mainstreaming als Strategie und Methode zur Verbesserung der Gleichstellung. Bei der Durchführung des Gender Budgeting sind zwei Grundvoraussetzungen zu beachten: (1) Eine Gender-Budget-Analyse kann nur durchgeführt werden, wenn gender-differenzierte Statistiken über Einnahmen und Ausgaben, über Begünstigte und Betroffene vorliegen. (2) Der länderspezifische Kontext muss beachtet werden, d.h. (unterschiedliche) ökonomische und soziale Probleme und gesellschaftliche Aufgabenzuschreibungen, die Frauen und Männer im untersuchten Land betreffen, müssen in die Bewertung von Maßnahmen, Steuern, finanziellen Unterstützungen u.a. einbezogen werden. Gender-Budget-Initiativen in Deutschland gibt es bereits in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen. Die Entwicklungshilfe als einer der Motoren für die Verbreitung von Gender Budgeting spiegelt sich in der geographischen Verteilung der Länder, in denen bisher Gender-Budgeting-Initiativen aktiv sind: Von den 2002 rund 50 Staaten liegt ein großer Teil in Afrika, Lateinamerika, der Karibik und den ärmeren Regionen Asiens. In den letzten Jahren haben sich aber vermehrt auch Initiativen in Europa gegründet. Gender Budgeting ist nach Einschätzung der Autorin ein vielschichtiger, weitreichender Prozess, der sich trotz seiner mittlerweile gut 20-jährigen Existenz häufig noch in den Kinderschuhen befindet. Mit der stärker werdenden Betonung des Gender Mainstreaming-Ansatzes rückt Gender Budgeting aber auch in Deutschland immer mehr in den Blickpunkt einzelner Gruppen, Organisationen und Parteien. Die bisherige Geschichte des Gender Budgeting hat aber auch gezeigt, wie schwierig es ist, neue Ansätze nachträglich in bestehende Prozesse einzubauen. (ICG2)
An alternative framework to US sex-discrimination law proposes that gender issues be analyzed according to gender disadvantage rather than gender difference. Using examples from court rulings on occupational restrictions, protective labor, & maternity policy, it is suggested that a focus on context & consequence of gender discrimination will reorient issues of gender away from difference toward methods of changing the workplace. 66 References. L. Baker
The rise of gender expertise and gender experts as a new profession is a significant and highly controversial phenomenon of contemporary feminist politics. This introductory article provides a contextualisation of this phenomenon, a short review of the literature and a theoretical specification of gender expertise, drawing on insights from the professionalisation and expertise literature. We highlight the importance of studying the politics of gender expertise and interrogate the type of knowledge that it constitutes and its relationship to policy and politics (including feminism). The special issue as a whole shows the varieties and complexities of gender expertise, what it makes possible and what it forecloses, and the disruptions it produces. The contributions adopt different approaches to show: how gender expertise is rent with tensions and divisions; how it is constrained within institutions, networks and policies; and how it produces multiple and sometimes unintended outcomes with powerful political effects.
In: Journal of Middle East women's studies: JMEWS ; the official publication of the Association for Middle East Women's Studies, Band 19, Heft 2, S. 141-166
Abstract Much of the literature on women's-rights activism in the Muslim world presents such activism as employing discourses either of egalitarianism (secular) or of complementarianism (religious). This article analyzes the recent framing of demands for women's right to political office by elite Islamic women in Iran and Turkey in terms outside this dichotomy. Drawing on data gathered from personal interviews as well as on careful study of public statements and publications by elite women, or those backed by state institutions, this article demonstrates the inadequacy of understanding women's activism in Muslim contexts as employing either an egalitarian or a complementarian approach by highlighting a more nuanced conceptualization of women's-rights framing and organizing in accordance with shifting contexts and political ideologies. Specifically, it shows how Islamic women's-rights activists who are closely affiliated with their governments at times strategically adopt a "gender justice" framing, as opposed to "gender equality," to appeal to more conservative sectors of their society. This strategy can have important policy implications and lead to shifts in political discourse about women and politics. However, elite women's backing from and affiliation with conservative ruling elites can lead some groups, particularly secular feminists, to perceive their use of gender justice discourse differently and to be dismissive of their efforts.
Gender discrimination can be overt & deliberate. It can be covert & indeliberate. In the latter case it is called 'asymmetry.' The gender studies community aims to reveal & eliminate any forms of gender asymmetry. However, insufficient methodological & theoretical reflection implies the reproduction of gender asymmetry throughout gender studies. Adapted from the source document.
"Dem Gender-Mainstreaming-Konzept, das in der geschlechterpolitischen Diskussion seit Beginn der neunziger Jahre verstärkt diskutiert wird, werden allgemein große Erwartungen hinsichtlich einer umfassenden Durchsetzung der Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern zugeschrieben. Vor diesem Hintergrund werden zunächst die Herkunft des Konzepts skizziert und zentrale Strukturmerkmale dargestellt. Dabei wird gezeigt, dass Gender Mainstreaming, verstanden und umgesetzt als Gestaltung des Geschlechterverhältnisses an seinen beiden Polen, beachtliche Effektivitäts-, Kreätivitäts- und Innovationspotenziale in Organisationen und in der Gesellschaft entfalten kann." (Autorenreferat)