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Der Herausgeber ist Vorsitzender der Eurotoques-Stiftung, (La Toques = Kochmütze) einer Vereinigung, die sich als Bollwerk gegen Fastfood und Pfusch bei der Nahrung versteht. 15 Beiträge namhafter Autoren beschäftigen sich mit dem Essen, der Landwirtschaft und der Tierhaltung. Landwirtschaft soll unsere Kulturlandschaft erhalten, Naturschutz geht durch den Magen; Küche und Landschaft, Natur und Kultur bedingen einander; gemeinsames Essen als kommunikativer Brennpunkt; Erziehung der Kinder zum Geschmack; heute sind Feinschmecker Naturliebhaber, denn sie bevorzugen die regionalen, jahreszeitlichen Produkte; die Gentechnik in der Landwirtschaft muss gestoppt werden; die Vormacht der Discounter zerstört die Landwirtschaft und damit die Kulturlandschaft. Irgendwann werden etwa 3 ganz Große übrig bleiben, von denen der Verbraucher dann abgezockt wird. So einige der Themen. Das Buch ist ein vehementer Aufruf zum Erhalt der Natur und der Esskultur durch richtiges Essen und richtiges Kaufen: global handeln, lokal einkaufen. 16 Rezepte illustrieren das Anliegen der Autoren. Ein wichtiges Buch. (2)

"Autobiografische Geruchserinnerungen, Vorlieben, Abneigungen und die zeitgeschichtlich geprägte Geruchs- und Geschmacksumwelt sind Teil der individuellen Konstruktion von Geruch und Geschmack. Der vorliegende Artikel geht der Frage nach, welche subjektive Bedeutung Geruch und Geschmack im Lebensverlauf älterer Personen haben. Während eines qualitativen Experiments wurden älteren Personen in vier Versuchen ausgewählte Gerüche und Geschmäcke dargeboten und 'verschwundene' Gerüche und Geschmäcke erfragt. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte mit Techniken des qualitativ-heuristischen Verfahrens und der qualitativen Inhaltsanalyse unter Einsatz des Textanalysesystems MAXQDA Version 10. Die Teilnehmer/ innen reagierten auf die Riech- und Schmeckproben mit Beschreibungen, Bewertungen, Emotionen und Erinnerungen. Sie nannten über fünfzig verschwundene Gerüche und Geschmäcke aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Es wurden im Alltag auftretende Phänomene und subjektive Geruchs- und Geschmackstheorien der Teilnehmer/ innen erfasst. Gerüche und Geschmäcke erhalten im Lebensverlauf individuelle emotionale und autobiografische Bedeutung, die zugleich zeitgeschichtlich, kulturell und umweltbedingt ist. Für das Alltagshandeln im gerontologischen Praxisfeld führt dies zur Forderung, Gerüche und Geschmäcke in konzeptionelle und theoretische Überlegungen einzubeziehen. Die vorliegende Studie leistet einen Beitrag zur qualitativen Sozialforschung, indem sie das qualitative Experiment als geeignete Methode zur Untersuchung des Forschungsgegenstandes Geruch und Geschmack im Lebensverlauf zeigt." (Autorenreferat)

Rittner konzentriert sich in seiner Besprechnung von Bourdieus Buch "Die feinen Unterschiede" auf empirische Aspekte dieser Geschmackssoziologie. Nichts trennt, so die Annahme Bourdieus, die Klassen strenger voneinander als ihre Einstellung gegenüber ästhetisch konstituierten Objekten. Mit dem Anstieg der Klassen wächst die Neigung, entsprechende Geschmacksobjekte, Gemälde, Filme, Zimmereinrichtungen etc. unabhängig von ihrem Gebrauchswert wahrzunehmen. Soziale Klassen seien nicht durch einzelne Merkmale, etwa das ökonomische Kapital, definiert, sondern durch die Struktur der Beziehungen zwischen allen relevanten Merkmalen. Der Rezensent kritisiert, daß Bourdieu entgegen seines Bekenntnisses zu marxistischen Postulaten den Klassenbegriff durch die Hinzunahme kultureller und ästhetischer Merkmale in seiner Unterscheidungskraft aushölt. Denn diese Lebensstilelemente gelten nicht als Begleiterscheinungen der ökonomischen Kategorien, sondern als nicht mehr hintergehbare soziale Wirklichkeit. (BO)