Was die altgermanistische Fachidentität wo nicht zu gefährden droht, da doch neu zu bestimmen nahe legt, das lässt sich am einfachsten unter jenem gängigen Stichwort 'Kulturwissenschaft' fassen, welches überhaupt in den Programm- und Legitimierungdebatten solcher akademischen Fächer eine zentrale Rolle spielt, die man einmal ohne weiteres die Geisteswissenschaften nannte. Dabei scheint durchaus umstritten zu sein, ob mit 'Kulturwissenschaften' ein Bruch mit den Traditionen der Deutschen Philologie angesagt ist oder im Gegenteil deren neuerliche Stabilisierung.
Pluralismus der Gegenstände und Methoden gilt als Charakteristikum kulturwissenschaftlicher Forschung. Nichtsdestotrotz handeln sich vergleichende Untersuchungen, die kultur- und medienhistorische Differenzen missachten, den Vorwurf ein, Äpfel und Birnen zusammenzuwerfen. Die hier versammelten Beiträge machen dieses Vergehen zum Thema. Sie erproben Formen, Probleme und Möglichkeiten illegitimer Vergleiche, indem sie Phänomene aus historisch distanten kulturellen Kontexten ebenso konfrontieren wie Repräsentationen in unterschiedlichen Medien. ; Helga Lutz et al.: Einleitung. Illegitimes Vergleichen in den Kulturwissenschaften Konfrontationen, Vergleiche, Verknüpfungen Elisabeth Bronfen: Shakespeare in Hollywood. Cross-mapping als Leseverfahren Horst Wenzel: Initialen in der Manuskriptkultur und im digitalen Medium Iulia-Karin Patrut: »Zigeuner« und andere Fremde. Zur diachronen Vergleichbarkeit von Fremdheitsentwürfen in literarischen und expositorischen Texten Alexandra Tacke: Aus dem Rahmen (ge-)fallen. Tableaux vivants in Goethes WAHLVERWANDTSCHAFTEN und bei Vanessa Beecroft Julia Barbara Köhne: Krieg spielen. Ein britischer wissenschaftlicher Film (1918) und eine BBC-Documentary (2002) Steffen Greschonig: Lüge und Utopie Silke Förschler: Odaliske reproduziert. Umrisslinien des Aktes im 19. Jahrhundert zwischen Malerei und Fotografie Markus Rautzenberg: Zeichen/Präsenz. Zu einer vermeintlichen Dichotomie Über vergleichende Verfahren Tilo Renz: Cross-mapping diskurshistorisch Karsten Lichau: Kunst des Ver-Gleichens. Zur Blickführung in Physiognomiken des späten 18. und des frühen 20. Jahrhunderts Wiebke-Marie Stock: Lichtmetaphysik und Fotografie. Zu einem Essay von Georges Didi-Huberman Jörn Ahrens: Menschen-Bilder. Zum Vergleich einer Spezies mit sich selbst Daniel Tyradellis: Olive und Urkilo. Im Zeitalter des Vergleichens
Green Open Access Version (Preprint) Original Version: Bibliothek – Forschung und Praxis 2019; 43(1): 1-10, DOI: https://doi.org/10.1515/bfp-2019-2020 ; The PARTHENOS project has received funding from the European Union's Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 654119.
Beim qualitativen Forschungsdatenmanagement geht es um die Erhebung von sensiblen, persönlichen Daten. Qualitative Forschungsdaten sind z.B. Feldnotizen und Beobachtungsprotokolle, Interviews und Transkripte, Video- und Audioaufzeichnungen. Bei der Präsentation geht es darum, wie solche Daten im Bereich Kulturpolitik z.B. am FB 3 der SUH, gemanagt werden können. Dieser Workshop ist fächerübergreifend.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die literaturwissenschaftlichen Fächer für kultur- und mediengeschichtliche Fragestellungen geöffnet. Das führt zu einer Erweiterung des Literaturbegriffs, zur Aufhebung der Differenz zwischen Hoch- und Populärkultur sowie zu neuen literatur- und medientheoretischen Überlegungen. Diesen Veränderungen geht die Anthologie exemplarisch an einem konkreten Beispiel nach: Im Zentrum der interdisziplinären Beiträge, die film- und literaturwissenschaftliche Aspekte mit kulturvergleichenden Ansätzen verbinden, steht Quentin Tarantinos Film KILL BILL. ; Achim Geisenhanslüke/Christian Steltz: Vorwort Gereon Blaseio/Claudia Liebrand: »Revenge is a dish best served cold.«. ›World Cinema‹ und Quentin Tarantinos KILL BILL Martin Przybilski/Franziska Schössler: Bell und Bill, Buck und Fuck: Gespaltene Geschlechter und flottierende Signifikanten in Tarantinos KILL BILL Christian Steltz: Wer mit wem abrechnet: Intertextualität in KILL BILL Georg Mein: KILL BILL, Kleist und Kant oder: »You didn't think it was going to be that easy, did you?« Rolf Parr: Is everything alright in the jungle at last? Irritationen im Dreieck von Genrekonventionen, erwarteten Szenarien von De-Normalisierung und unerwarteten Normalisierungen in KILL BILL Achim Geisenhanslüke: »Silly Caucasian girl likes to play with Samurai swords.« Zur Affektpolitik in Quentin Tarantinos KILL BILL Uwe Lindemann/Michaela Schmidt: Die Liste der Braut. Einige Bemerkungen zur Filmästhetik von Quentin Tarantinos KILL BILL Oliver Kohns: Modelle der Traditionsbildung in KILL BILL: Verrat, Mord, Rache Paul Fleming: Kill Kiddo. Superman und die Maske der Mittelmäßigkeit
Everybody speaks about democracy. In current media discourses, 'democracy' means every-thing and nothing. You can explain war as "democratization" (of Iraq, Afghanistan etc.) just as well as you can call a referendum about fundamental political decisions "terrorism" (like in Greece 2015). Is democracy no more than a buzzword? This contribution explores the rela-tionship between language and democracy both in a descriptive and a normative perspective. What can linguistics, media and communication science contribute to this topic? How does the public spectacle of democracy work? And what is the notion of "democratic speech"?
Der Band versammelt ethnographische Beiträge zur Frage der Homosexualität vor dem Hintergrund einer "heteronormativen" Mehrheitskultur. Vorgeführt werden Aspekte der akademischen und politischen Debatte in den USA, das methodische Problem der Wahrnehmung "fremder" Sexualkulturen vor dem Hintergrund "eigener" kultureller Vorstellungen und zuletzt der Umstand, dass sich auch ein beobachtendes Subjekt "im Feld" als Geschlechtswesen präsentieren und etablieren muss. Die Beträge sind durchaus informativ und instruktiv zu lesen, dem Band mangelt es aber an einer angemessenen und zu diesen Punkten theoretisch hilfreichen Einleitung. Insbesondere bleibt das Grundproblem unterreflektiert, ob nicht der erste und wichtigste Schritt zur Abschaffung der "Heteronormativität" ein wirklich radikales Infragestellen der Dichotomie "Heterosexualität" / "Homosexualität" selbst sein müsste. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0302144 ; This issue of the journal brings a sample of cultural anthropologists' papers on homosexuality in relation to the "heteronormative" majority. It deals with US-American academic and political debates, methodical problems in perceiving "alien" sexual cultures under the perspective of one's own cultural beliefs and, finally, the point that epistemic subjects have to present and establish themselves as sexual beings "in the field", too. The contributions are informative and instructive to read, but the issue lacks a helpful introduction. It is never discussed whether the first and most important step in deconstructing "heteronormativity" would be to radically take up the question of the dichotomy of "heterosexuality"/"homosexuality" itself. URN: urn:nbn:de:0114-fqs0302144 ; Este volumen de la revista ofrece una muestra de artículos de antropólogos culturales sobre la homosexualidad en relación con la "heteronormatividad" mayoritaria. Aborda los debates políticos y académicos en USA, aborda también los problemas metodológicos al percibir las culturas sexuales "extrañas" bajo la perspectiva de las propias creencias de ...
Berichte (Mod.: Ernst Seibert) 15:00 Eröffnung und Begrüßung 15:10 Ernst Seibert: Bericht über die 26. Tagung der GKJF in Wien 15:20 Gertraud Marinelli-König: Bericht über die ÖAW-Tagung "Gedächtnis im Übergang" 15:30 Susanne Blumesberger: Bericht über die Mira Lobe-Tagung in Görlitz 15:40 Pamela Stückler: Projekt Schulschriften (ULG-Universitätslehrgang Library and Information Studies) 15:50 Susanne Blumesberger: Projekt: Forschung sichtbar und nutzbar machen am Beispiel der österr. KJL-Forschung (ULG) 16:00-16:30 Kaffeepause Kurzreferate – hist. (Mod.: G. Mairbäurl) 16:30 Walter Kissling: Festtagsbücher für Schulkinder: Erinnerung als Konfliktzone im Jubiläumsjahr der Republik, 1928 16:45 Susanne Blumesberger: Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1938 bis 1945. 17:00 Ernst Seibert: KJL in den 50er und 60er Jahren in Österreich 17:15-17:30 Diskussion Kurzreferate – themat. (Mod. S. Blumesberger) 17:30 Georg Huemer: Friedl Hofbauer politisch 17:45 Katrin Riedl: Die Märchenillustrationen von Lisbeth Zwerger – Ein Dissertationsprojekt 18:00 Hannes Schweiger: Kinder- und Jugendliteratur im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek 18:15 Gunda Mairbäurl: Ausblick: Kulturelles Gedächtnis II. 18:30-18:45 Schlussdiskussion
Der vorliegende Band der Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1/2017 beschäftigt sich mit der materiellen und symbolischen Bedeutung des 'Einfamilienhauses' seit der Frühen Neuzeit. Sowohl für das Adelshaus, das Einfamilienhaus im Vorort, die Praxis des Heimwerkens sowie die aktuelle Neubewertung des Einfamilienhauses gilt, dass sie mit sozio-kulturellen und sozio-politischen Rahmenbedingungen der jeweiligen Zeit eng verzahnt sind. Im einführenden Text "Das Einfamilienhaus als neue anonyme Architektur. Bestand und Begehren" befassen sich die Autorinnen Sonja Hnilica und Elisabeth Timm mit dem suburbanen Einfamilienhaus als materiellem und kulturellem Erbe des 20. Jahrhunderts. Themenbereiche, wie die 'Freiheit' und 'Wohlstand' symbolisierende Wirkkraft des Einfamilienhauses, die Verschränkung mit Konsum-, Mobilitäts- und Medienverhalten im 20. Jahrhundert, die über diese Wohnform herausgebildete gesellschaftliche Ordnung (Kleinfamilie, Mittelschicht) sowie die heute zu lösenden Probleme in Strukturpolitik und Stadtentwicklung, werden allesamt überblicksartig skizziert und problematisiert. Ausgang ist ein historischer Abriss über die Entstehung dieser Bautypologie und im speziellen die Verflechtung mit politischen und sozioökonomischen Zuständen seiner Zeit. Weiters wird die (historische) wissenschaftliche Rezeption sowie der verfehlte Fachdiskurs zum Massenphänomen Einfamilienhaus beleuchtet. Der Text, welcher somit auch einen kurzen Ausblick auf das vorliegende Buch gibt, betont abschließend die Wichtigkeit, die fachspezifischen Positionen neu zusammenzubringen, um den 'Bestand' Einfamilienhaus besser zu verstehen. Michael Hechts Text "Das Adels-Haus in der Frühen Neuzeit" (S. 29–48) behandelt das eigentümliche Ineinanderfallen von Architektur, Wohnsitz, Arbeitsteilung und Familiengefüge im Falle der vormodernen europäischen Elite und gibt einen Überblick über Forschungsstand und aktuelle kulturwissenschaftliche Debatten zum 'Haus' als in materieller sowie semantischer Hinsicht sozialer Institution des Adels. Das 'Haus' als "genealogisches Konzept" (S. 31) und Synonym für 'Adelsgeschlecht' spielt für die Organisation der Aristokratie eine ganz zentrale Rolle, da Privilegien und Güter vererbt wurden und die Abstammungskette – zwar mit oft vermeintlich mythischen Vorfahren – von besonderer Bedeutung war. Das 'Haus', so beschreibt Hecht, meinte dabei im 12. und 13. Jahrhundert vor allem die materiellen Besitztümer, die eine Familie zu einer bestimmten Zeit besaß. Diese Bedeutung wandelte sich ab dem 15. Jahrhundert zur Bezeichnung des sozio-politischen Einflussbereichs von Familien. So sprach man nicht von "'Habsburg', 'Wittelsbach' oder 'Wettin', sondern vom 'Haus Österreich', 'Haus Bayern' und 'Haus Sachsen'" (S. 32). Das Haus selbst sollte dem Stand entsprechend ausgestattet sein und symbolisierte damit ebenso jene "Statuskonkurrenz" (S. 42), die auf allen Ebenen des Adels, zwischen einzelnen Häusern, aber auch zwischen unterschiedlichen Zweigen von Familien oder zwischen Brüdern oder Cousins herrschte. Unter dem Titel "Zur Rezeption des Bauernhauses durch die Architekten der Moderne in Deutschland um 1900" (S. 49–71) untersucht Jeannette Redensek, wie das Bauernhaus am Ende des Wilhelminismus in den Fokus breiter wissenschaftlicher Aufmerksamkeit rückte, wie man es vorbildhaft für die Gestaltung eines modernen Arbeiter_innenwohnhauses – sowie der Identität der Arbeiter_innenklasse selbst – zu instrumentalisieren versuchte, und dadurch auch als Lösung für den Aufbau einer deutschen Nationalkultur begriff. Als die Architektur zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf das Bauernhaus aufmerksam wurde, gab es nach Redensek bereits beträchtliches Forschungsmaterial aus der Philologie, Geografie und Ethnografie, welches besonders präzise regionale Stile dokumentierte, sowie darauf aufbauende ideologische Theorien. 1905 fand schließlich die Konferenz "Die künstlerische Gestaltung des Arbeiter-Wohnhauses" in Hagen statt, an der führende Architekten, Stadtplaner sowie Repräsentanten aus Kunst und Design teilnahmen. Zwei Konferenzteilnehmer werden in weiterer Folge von der Autorin genauer untersucht: Karl Ernst Osthaus, der Initiator der Konferenz, und der Architekt Hermann Muthesius. Für Osthaus würde, so analysiert Redensek, sich der wahre Stil der Moderne über das Arbeiterwohnhaus und die Massen der Industriearbeiter_innen entwickeln. Die einfache häusliche Kultur war für ihn Grundlage der großen Denkmäler der Baukunst sowie von Kultur, und demnach führte der Weg vom historischen Bauernhaus, über das moderne Arbeiterwohnhaus, wieder zu einer modernen deutschen Kultur. Muthesius teilte diese Meinung. Beide knüpften an zeitgenössische Theorien an, nach denen sich die Epoche der Moderne über industrielle Massenfertigung und die Arbeiter_innenklasse charakterisieren würde, und wonach der Genius einer Nation von unten komme, aus dem einfachsten Alltagsleben. Für die wachsende Mittelschicht sowie die neue Arbeiter_innenklasse, musste überhaupt erst eine Identität samt ästhetischer Kultur gestaltet werden. Hier spielte die 'Ursprünglichkeit' des Bauern- und Bäuerinnenstands und seine Baukultur eine wesentliche Rolle, über welche man die Arbeiter_innenklasse außerhalb ihrer Funktion in der industriellen Produktionskette aufbauen und gestalten wollte. Das Bauernhaus, das ergibt Redenseks spannende historisierende Untersuchung, eignete sich über Authentizität, Funktionalismus und Tradition dazu, der Arbeiter_innenschicht ein 'Zuhause' zu geben, und in weiterer Folge die Gesellschaft in eine "harmonische Gemeinschaft zu verwandeln" (S. 65). Der Text von Alexandra Staub "Von Stunde Null bis Tempo 100" (S. 73–95) behandelt den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und die Impulse, die dabei von den USA ausgingen. Die USA setzten nach Staub insbesondere auf die Maximierung von Wohlstand im Sinne der Ermöglichung des Konsums von bis dahin unerreichbaren Luxusgütern für die breite Masse der Bevölkerung – darunter auch das Einfamilienhaus. Abgesehen von Bauernhäusern, waren Einfamilienhäuser lange Zeit eine Wohnform für Aristokratie und Großbürgertum. Für die Befürworter_innen des Einfamilienhauses ging es laut Staub darum, die Werte der Kleinfamilie zu stärken und die Leute durch ein komfortables Zuhause davon abzuhalten, sich an öffentlichen Orten zu politisieren. Nach dem Krieg herrschte aufgrund der großflächigen Zerstörung und des Zuzugs Vertriebener deutschsprachiger Minderheiten aus Osteuropa große Wohnungsnot. Zur Lösung des Problems wurden zwei Wohnformen diskutiert: das vom französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier und von den Deutschen Ludwig Hilberseimer und Ludwig Mies van der Rohe befürwortete "Hochhaus in einer Parklandschaft" und das in den USA erprobte und durch den Marshall-Plan unterstütze "Einfamilienhaus in der Vorstadtsiedlung" (S. 78). Durch das Zweite Wohnbaugesetz der konservativen Adenauer-Regierung von 1956 wurde schließlich die Förderung der "patriarchalische(n) Familienstruktur" (S. 82) durch das Einfamilienhaus als Garant politischer Stabilität gesetzlich verankert. Das Einfamilienhaus, so Staub, ist jene architektonische Form, die am stärksten die individuelle Motorisierung der Bevölkerung durch Autos und Straßenbau beförderte – beide Entwicklungen haben die Raumordnung seit dem Zweiten Weltkrieg in westlichen Industrienationen maßgeblich bestimmt. Der darauffolgende Text von Jonathan Voges, der sich um das "Heimwerken als Aneignungspraxis des Einfamilienhauses" (S. 97–115) dreht, schließt hier in Hinblick auf Individualisierungs- und Aneignungsmodi an. Heimwerken bezeichnet dabei insbesondere männlich konnotierte Arbeiten, die auch durch professionelle Handwerker_innen erledigt werden könnten, wie Maurer-, Tischler- und Anstreicherarbeiten. Von der Notwendigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Heimwerken zu einer mit der Zeit eigentümlich lustvoll praktizierten und repräsentierten, quasi klassenübergreifenden Freizeitbeschäftigung, die unter anderem eine beachtliche Ratgeberliteratur und die Entstehung von Baumärkten als dem 'Männergeschäft' schlechthin zur Folge hatte. Voges analysiert in seinem Beitrag unter anderem Texte des Heimwerkerliteraten Otto Werkmeister. Dieser streicht vor allem das Sparen von Geld, Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung und die Aneignung des Hauses als Heim durch den 'Hausvater' als Vorzüge des Heimwerkens hervor. Besonders um den Schritt von der Behausung zum Zuhause zu leisten, mussten schier endlos Arbeitskraft investiert und Do-it-yourself-Praktiken umgesetzt werden. Das über diese Praktiken konstituierte Heimwerkersubjekt leistet kontinuierlich Arbeit am Haus und am damit verbundenen Selbst und verkörpert somit nicht zuletzt kleinbürgerlich-materialistische Ideale, indem vom Heim auf den Charakter der Bewohner_innen und umgekehrt geschlossen wird. "Das Eigenheim im Grünen" (S. 117–131) ist ein Text von Marcus Menzl und ergründet das Phänomen der Reurbanisierung, das einen Zentralisierungsschub hin zu den Kernbereichen von Städten nach Jahrzehnten der Abwanderung in die Vorstädte meint. Gesprochen wird auch von relativer Zentralisierung, bei der sowohl Kernbereiche von Städten als auch ihr Umland Zuzug verzeichnen – damit hängen Gentrifizierungsprozesse und Änderungen im Verhältnis zum sog. 'Eigenheim im Grünen' zusammen. Menzl attestiert auf Grundlage von insgesamt 45 qualitativen problemzentrierten Interviews mit bildungsbürgerlichen Mittelschichtsfamilien, dass sich die Wohnbedürfnisse ausdifferenziert hätten. Die Idealform für wohlhabende Familien sei nun die geräumige Stadtwohnung mit Wochenendhaus am Land geworden, um den Zugang zu guten Jobs und Infrastruktur als auch zu Natur und Erholungsräumen zu sichern. Ein bedeutender Faktor für diese Entwicklung ist laut Menzl die Emanzipation der Frauen, denn vor allem Familiengründungen in der Vorstadt bzw. in ländlichen Gebieten können dazu führen, dass gut ausgebildete Frauen aus ihrem sozialen Netz in der Stadt gerissen werden und außerdem keine ihren Qualifikationen und Vorstellungen entsprechende Arbeit mehr im näheren Umfeld finden können. Der "Wohntraum vom Eigenheim im Grünen" (S. 123), mit den damit verbundenen Wünschen nach Zugang zu Natur und Freiräumen, kann – so fasst Menzl die psychosozialen Folgen dieser Wohnräume zusammen – schnell in Gefühle der Entfremdung innerhalb der Familie, für gut ausgebildete Frauen in die soziale und berufliche Isolation und für die Männer zum "Leben in zwei Welten" (S. 125) kippen. Im Band wird außerdem das "The Eternal Sukha Project" vorgestellt sowie im Debattenteil ("Altbauten in der Vorstadt" ab S. 141) abschließend der Text "Diskrete Stadtlandschaften" (S. 143–148) von Christoph Luchsinger weiterführend diskutiert und kontextualisiert. Der Band ist gut verständlich gestaltet und spannt einen beachtlichen historischen Bogen – er beginnt mit einem Text zum Adelshaus in der Frühen Neuzeit und resümiert in der Gegenwart. Gefehlt haben uns jedoch einerseits eine globalere Sichtweise und andererseits Beiträge zur inneren Struktur oder den medialen Innenwelten des Einfamilienhauses sowie zu Fragen von Smart Homes und der Zukunft des Wohnens bzw. 'Auswegen' und Alternativen zum Einfamilienhaus. Das Buch ist sehr gut geeignet, um wichtige Problematisierungsansätze kennenzulernen und bietet interessante Schlaglichter auf die historische Entwicklung und die Bedeutung des Einfamilienhauses als geerbte Struktur aus dem 20. Jahrhundert, hätte aber noch klarere Perspektiven herausarbeiten/aufzeigen können, wie mit diesem 'Bestand' heute umzugehen sei, was vielleicht ein hierauf folgender Band leisten könnte.
Viele wollen ihn aufhalten, den Alterungsprozess, und zwischen Jung-Bleiben und Alt-Werden rückt die merkwürdige Zeitlosigkeit des Alterns in den Hintergrund, obwohl uns diese von Geburt an begleitet. Das Thema des Alters oder Alterns hat es in der Literatur immer gegeben, man denke nur an Sophokles' Ödipus auf Kolonos oder an Shakespeares King Lear , an Gellerts Gedicht Der Greis oder Goethes Der Mann von fünfzig Jahren , an Stifters Hagestolz , an Fontanes Stechlin und Manns Tod in Venedig . Auch an Brechts Erzählung Die unwürdige Greisin von 1939 und den einige Jahre zuvor entstandenen Roman All Passion Spent (Dt. Erloschenes Feuer ) von Vita Sackville-West, der so eindrücklich die letzten in Unabhängigkeit genossenen Jahre einer über 80-Jährigen ins Zentrum rückt, sei hier kurz erinnert. Jean Amerys Essay Über das Altern (1968), der den pointierten Untertitel 'Revolte und Resignation' trägt, bestimmte gemeinsam mit Simone de Beauvoirs La Vieillesse (Dt. Das Alter , beide 1970) die deutschsprachige Debatte um das Altern in den späten sechziger und siebziger Jahren. Diese war von den gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Entstehung geprägt und entstand vor dem Hintergrund und in Auseinandersetzung mit der aus der Konsumgesellschaft erwachsenen Jugendkultur. Nach der Jahrtausendwende stellt sich die Frage nach dem Altern unter veränderten Bedingungen. Zum Einen lässt der medizinische Fortschritt Menschen nicht nur älter werden als jemals zuvor, verlangt also nach einer sinnvollen und produktiven Beschäftigung auch während des 'Ruhestands', und produziert– gleichsam als Nebenprodukt – eine Vielfalt an Verjüngungstechniken. Sowohl z. B. Bovenschens Älter werden (2006) als auch Margarete Mitscherlichs Die Radikalität des Alters (2010) stellen in diesem Zusammenhang die Frage nach der inneren Realität des Älterwerdens aus weiblicher Sicht neu. Zum Anderen aber werden Altersarmut und vor allem Demenz zunehmend zu einem Problem, auf das Politik, Literatur, Film, Theater, Fernsehen, aber auch Online-Foren reagieren. ...
Wie schon der Titel des vorliegenden Bandes treffend indiziert, gründet sich die Aktualität und multiple Anschlussfähigkeit von Pierre Bourdieus Werk vor allem auf dessen disziplinäre Dogmen und Grenzen überschreitendes Denken. In den letzten Jahren haben im deutschsprachigen Raum die Kulturwissenschaften ein verstärktes Interesse an den weithin impulsgebenden Konzepten, Theorien und Methoden des gegenwärtig international meistzitierten Sozialwissenschaftlers entwickelt. Der vorliegende Sammelband bietet in seiner thematisch umfangreichen und breitgefächerten Darstellung aktueller kulturwissenschaftlicher Perspektiven in Bezug auf Bourdieu sowohl reflektierende theoretische Rekonstruktionen, neue Lesarten und Kontextualisierungen als auch Vorschläge zur Vertiefung bisher wenig beachteter Aspekte. Neben einem Einblick in paradigmatische Tendenzen kulturwissenschaftlicher Forschung, die vor allem in den Kritiken und Vorschlägen zu Ergänzungen und Erweiterungen von Bourdieus Konzepten deutlich werden, erschließen einige der prägnant geschriebenen Beiträge auch wesentliche Grundlagen und Zusammenhänge von Bourdieus wissenschaftlichem Werdegang und Denken. Die rekonstruktiven und analytischen Auseinandersetzungen mit Bourdieus wissenschaftlicher Tätigkeit und seinen Theorien machen gewiss viele der Artikel auch für eine weniger spezialisierte Leserschaft zu einer interessanten und bereichernden Lektüre. Die facettenreiche Publikation entstand im Rahmen einer Kooperation und gemeinschaftlichen Initiative einer Fachgruppe von Soziologen der Universität Konstanz mit dem Konstanzer Exzellenzcluster 16 Kulturelle Grundlagen von Integration und der kulturwissenschaftlichen Abteilung der Universität St. Gallen. Die inhaltlich unterschiedlich ausgerichteten Beiträge entstammen Ringvorlesungen der Universität Konstanz, einem wissenschaftlichen Begleitprogramm zur Fotoausstellung "Zeugnisse der Entwurzelung – Pierre Bourdieu in Algerien" (S. 9), Workshops sowie der Mitarbeit weiterer AutorInnen. Leserfreundliche Übersichtlichkeit gewährleistet die systematische Gliederung des Inhaltes in sechs Themenkapitel, deren jeweilige Beiträge ich nun kurz skizzieren möchte: Der erste Schwerpunkt "Zwischen Strukturalismus und Poststrukturalismus" diskutiert die theoretische Verortung von Bourdieus Konzepten. In Form einer Einführung zeichnet der Beitrag von Franz Schultheis den Beginn der wissenschaftlichen Tätigkeit Bourdieus und die Entwicklung von dessen sozialtheoretischer Positionierung unter Einfluss und Abgrenzung von Claude Lévi-Strauss nach. Vor dem Hintergrund einer Relektüre präsentieren die zwei folgenden Artikel des ersten Teils neue Lesarten Bourdieu'scher Theorien, in deren Folge Ideen zur Weiterentwicklung und Fruchtbarmachung derselben für kultursoziologische Erkenntnisinteressen formuliert werden. Andreas Reckwitz befasst sich mit der heuristischen Eignung von Bourdieus Habituskonzept für eine aktuelle Subjektanalyse, während Hilmar Schäfer eine Dynamisierung des Habituskonzeptes zugunsten einer adäquaten Analyse prozesshafter, offener Praxisformen anstrebt. Ausgehend von der poststrukturalistischen Prämisse der Wandelbarkeit und Instabilität sozialer Verhältnisse und kultureller Bedeutungsregimes konstatieren beide Texte eine Inflexibilität und Engführung Bourdieu'scher Theorien, die durch ihre Konzentration auf Reproduktionslogiken sozialer Strukturen bedingt ist. Der zweite Teil des Bandes, welcher auf einen spezifisch Bourdieu'schen Stil soziologischer Erkenntnisgewinnnung mit dem Titel "Praxeologische Analysestrategien" Bezug nimmt, stellt informative Relektüren und weiterführende kulturwissenschaftliche Anschlüsse an die Methoden Bourdieus vor. Robert Schmidt präsentiert eine interessante Darstellung der Besonderheiten von Bourdieus Praxeologie als negatives soziologisches Analyseverfahren, welches Erkenntnisse aus der Differenz zwischen praxistheoretischer Logik und praktischer Logik zieht. Er schlägt vor, durch Ausarbeitung der Praxeologie neue, bereichernde methodische Perspektiven für die Kulturwissenschaft zu gewinnen. Herbert Kalthoff stellt, von Bourdieus praxistheoretischen Motiven inspiriert, ein noch offenes Forschungsfeld soziologischer Bildungsforschung vor, welches die Materialität schulischer Praktiken und Artefakte fokussiert. In einem Beitrag von Frank Hillebrandt werden Parallelen und Differenzen in den Ansätzen der Cultural Studies und Bourdieus Soziologie der Praxis herausgearbeitet, woraus Ideen zu einer Verfeinerung und Weiterentwicklung soziologischer Praxistheorie entwickelt werden. Das dritte Themenkapitel "Mediale Repräsentationen und symbolische Gewalt" wendet sich der medialen (Re-)Konstruktion und Legitimierung von gesellschaftlichen Klassifikationssystemen, Hierarchien und symbolischer Ordnungsschemata zu. Bourdieus Ansätze, welche die Relevanz kultureller und symbolischer Repräsentationen für die Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheit betonen, werden hier zum Ausgangspunkt dreier, an konkreten Beispielen anschaulich verdeutlichter Analysen visueller und textueller Mediendiskurse. Inhaltlich stehen dabei Genderthematiken im Vordergrund: Sophia Prinz und Mareike Clauss beschäftigen sich mit der Perpetuierung der Wahrnehmung und Legitimation geschlechtsspezifischer Verhaltensmuster in filmischen Darstellungen; Irene Dölling beschreibt polarisierende, meinungsbildende Strategien in post- bzw. antifeministischen Diskursen deutscher Printmedien. Carsten Keller behandelt die mediale Thematisierung der filmisch und journalistisch als soziales Krisengebiet dargestellten Pariser Banlieues unter Infragestellung der Wirkung jener Konstruktionen. Im Schwerpunkt "Kunst zwischen Hoch- und Populärkultur" wird auf Bourdieus Einschätzungen des Kunstfeldes als Austragungsort von kulturellen Machtstrukturen und Distinktionsprozessen Bezug genommen. In einer Auseinandersetzung mit dem Feld der Graffiti und Street-Art arbeitet Ulf Wuggenig heraus, inwiefern sich die Regeln der von Bourdieu wenig untersuchten Pop- bzw. subkulturellen Szenen mit den von ihm beschriebenen Feldlogiken hochkultureller Kunst vergleichen und erklären lassen. Nina Tessa Zahner hingegen kritisiert in der Frage nach gegenwärtigen kulturellen Praktiken von Kunstausstellungsbesuchen Bourdieus Auffassungen hinsichtlich habituell geprägter Dispositionen bezüglich Kunstrezeptions- und Wahrnehmungsmuster, da diese Zahner zufolge aufgrund von Transformationen des Kunstfeldes nicht mehr aufrechtzuerhalten seien. Der fünfte Themenschwerpunkt widmet sich dem sozialpolitischen Charakter von Bourdieus soziologischen Forschungen, indem auf dessen Beiträge zu den Themen "Postkolonialismus und Globalisierung" eingegangen wird. Jens Kastner beschreibt Bourdieus herrschaftsanalytische Auseinandersetzung mit der postkolonialen Situation in Algerien – welche auch als Basis seiner späteren Sozialtheorien zu verstehen ist – im Vergleich mit jener des postkolonialen Sozialtheoretikers Frantz Fanon. Boike Rehbein gibt eine kritische Reflexion zu Bourdieus relativ spät einsetzender Zuwendung zum Phänomen der Globalisierung, die sich vor allem in seiner oppositionellen Haltung und seinen politischen Interventionen gegenüber dem Neoliberalismus ausdrückte. Obwohl das heutige Verständnis von Globalisierungsprozessen nicht mehr jenem der Zeit Bourdieus entspricht und dieser somit entscheidende spätere Entwicklungen nicht mehr berücksichtigen konnte, befindet Rehbein Bourdieus theoretische Instrumentarien für eine Analyse der globalisierten Welt als anschlussfähig. Im sechsten und letzten Themenschwerpunkt "Vernunftkritik und Reflexivität" werden entscheidende erkenntnistheoretische Grundlagen von Bourdieus Theorien und dessen Wissenschaftsverständnis anspruchsvoll und aufschlussreich erörtert. Der Beitrag von Andreas Langenohl, der sich mit Bourdieus wissenschaftlichem Reflexivitätsverständnis und seinem daraus abzuleitenden Verhältnis zu den Kulturwissenschaften auseinandersetzt sowie der Artikel von Daniel Šuber, welcher sich mit den Bezügen Bourdieu'scher Ansätze zur Philosophie und Vernunftkritik befasst, sind ebenso als wichtige Schlüssel für das Verstehen von Bourdieus theoretischem Ansinnen hervorzuheben. Die Inhalte der Beiträge lassen Parallelitäten, Annäherungspunkte und Differenzen zwischen den Perspektiven Bourdieus und jenen der Kulturwissenschaften deutlich hervortreten. Zugleich lassen sich jedoch auch innerhalb der Kulturwissenschaften sehr unterschiedliche Annäherungen und Interessen an Bourdieus wissenschaftlichem Erbe feststellen. Anerkennung verdient die konsequente Bemühung einiger Beiträge, die historischen Hintergründe und gedanklichen Grundlagen von Bourdieus Theoriengebäude in die vorgestellten Reflexionen einzuarbeiten. Trotz der Komplexität von Bourdieus Werk liegt dessen vielseitige Impulsgebung und Anschlussfähigkeit wohl nicht zuletzt in dem Anspruch begründet, Zugänge zu einem übergreifenden Verständnis für Logiken und Zusammenhänge gesellschaftlicher Verhältnisse auf Basis einer relativistischen Weltauffassung zu erschließen. Unter dem Anspruch "nicht personengebundene Denkweisen zu entwickeln und durchzusetzen, mit denen die verschiedensten Menschen Gedanken hervorbringen können, die bisher nicht gedacht werden konnten"[1], verfolgt Bourdieus wissenschaftliche Produktivität eine Richtung, die über die Auffindung geeigneter Begriffe und Instrumentarien zur Untersuchung mikrosozialer Prozesse und Phänomene hinausgeht. Unter diesem Aspekt scheint der in Bezug auf Bourdieu öfter geäußerte Vorwurf des strukturalistischen Determinismus und Reduktionismus – welcher auch in manchen der besprochenen Beiträge anklingt – nur im Rahmen einer meist perspektivisch bedingten, selektiven Darstellung seiner Theorien argumentierbar. Insgesamt verleihen die einander ergänzenden Perspektiven der AutorInnen in der Auseinandersetzung mit Bourdieu dem Band einen profunden, anregenden Charakter. In ihrer Gesamtheit tragen die Reflexionen, Erläuterungen und Kontextualisierungen der Verschränkung von Wissenschaft, Praxis und Humanismus im Wirken von Bourdieu Rechnung und vertiefen das Verständnis für dessen antiessentialistischen Denk- und Forschungsstil. Letzteres erscheint höchst relevant, um die in Bourdieus Werk erkannten Impulse für aktuelle Forschungsperspektiven angemessen fruchtbar zu machen. --- [1] Pierre Bourdieu: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt a. M.: Surkamp 1987, S. 12.
Die insgesamt elf Artikel des von Anette Pankratz und Claus-Ulrich Viol herausgegebenen Sammelbands (Un)making the Monarchy analysieren ein breites Spektrum an kulturellen Phänomenen, die auf vielfältige Weisen mit der britischen Monarchie in Zusammenhang stehen. Die Fallstudien beschäftigen sich unter anderem mit Mode, Literatur, Satire und monarchiekritischen politischen Tendenzen. Durch seine dezidiert literatur- und kulturwissenschaftlichen Herangehensweisen eröffnet der Band neue Sichtweisen auf zentrale Anliegen der Monarchieforschung, allen voran die Frage nach den Gründen für die anhaltende Attraktivität der britischen Monarchie. Trotz des konstruktivistischen Ansatzes der Artikel beleuchten die einzelnen Texte konkrete soziokulturelle, soziopolitische und sogar psychologische Auswirkungen der "myths of monarchy" (S. 17) auf die britische Gegenwartsgesellschaft. ; Anette Pankratz and Claus-Ulrich Viol's edited volume (Un)making the Monarchy comprises eleven articles that aim at analyzing (contemporary) phenomena surrounding the British monarchy in cultural fields as varied as fashion, literature, satire, or anti-monarchist political tendencies. With its prevailing cultural and literary studies perspectives, the volume addresses in an innovative way timely and pressing questions in the field of royal studies, among them the question for the reason of the unrelenting appeal of this ancient institution. Despite an overall constructivist stance, the articles in the volume draw on very concrete socio-cultural, socio-political, and even psychological effects that the "myths of monarchy" (p. 17) have on contemporary British society.
Welche Rolle spielt die Kategorie Geschlecht für die Formierung von Wissen? Und wie prägen geschlechtliche Vorstellungen unser Alltagswissen oder werden unsichtbar und objektiviert zur wissenschaftlichen Tatsache? Das Berliner Graduiertenkolleg »Geschlecht als Wissenskategorie« hat sich im letzten Jahrzehnt mit der Codierung des Wissens und seinen Visualisierungen, den Interrelationen zwischen Individual- und Kollektivkörper sowie der Interdependenz von Geschlecht mit anderen Differenzkategorien befasst. Ohne eine Berücksichtigung der in die Wissensgeschichte eingelagerten Geschlechterbilder und -codierungen lässt sich weder eine Wissen(schaft)sgeschichte noch eine Geschlechtergeschichte der Moderne erzählen. Dabei haben dekonstruktivistische Gender-Theorien (etwa von Judith Butler) essentialistische Feminismen abgelöst, postkoloniale Perspektiven ein Problembewusstsein für Ethnozentrismus ermöglicht und Queer-Theorien unterschiedlicher Ansätze eine normkritische (Forschungs-)Praxis befördert. Gender as a Category of Knowledge' at the Humboldt University of Berlin has, since 2005, sponsored a plethora of innovative research projects and substantially enriched the debates of gender research. After the maximum period of funding from the German Research Council, the School will come to and end, and this is the occasion for the international conference 'Beyond the Univocal'. The conference addressed central research questions of contemporary gender studies and brought them into newer and further fields by presenting significant research results in dialogue with renowned scholars. The research topics included: the gendered encoding of knowledge and its visualization, the interrelation between individual and collective bodies, as well as the interdependency of gender and other categories of difference. These lines of questioning arranged themselves into four panels: Visuality – Power – Knowledge Individual and Collective Bodies, Embodiment and Body Politics Queer in Motion/ Queer Emotion Religion and Gender within ...
Der Name Aby Warburgs steht für eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Kunstgeschichte, mehr noch aber für eine heute weltweit operierende Denkschule, die sich vielen Fachrichtungen öffnet und die in wechselwirksamer Begegnung und Teilhabe ein Instrumentarium entwickelt, das die Herausforderungen unserer Zeit in Kunst, Kultur und Gesellschaft besonders wirksam zu bewältigen verspricht. Denn Kulturwissenschaft, das muss man der so sehr von den Life Sciences beseelten Politik immer wieder in Erinnerung rufen, Kulturwissenschaft ist die eigentliche Lebenswissenschaft.
Der vorliegende Band ist eine neue thematisch orientierte Zusammenstellung von Hillis Millers jüngeren Arbeiten, die alle um die eine Frage kreisen: warum und wozu Literaturwissenschaft, oder im erweiterten Sinne 'Kulturwissenschaft' - im Zeitalter der elektronischen Medien und der vorwiegend nachgefragten technologischen Berufe der heutigen Zeit weder in der Geschäftswelt noch in der persönlichen Entwicklung? Diese Frage ist nicht ganz neu, hat viele Facetten und erfordert differenzierte Antworten, die vom politischen und kulturellen Klima einer Gesellschaft abhängen.