"Antisemitismus hat in Litauen heute wieder Konjunktur. Der Beitrag deutet die Ausprägung des Antisemitismus in Litauen an, beschreibt seine historischen und ideengeschichtlichen Wurzeln und zeigt auf, welche Rolle er für die litauische Nationsbildung spielt." (Autorenreferat)
Chernobyl changed the nature of disasters. For the millions who live in the contaminated territories, the accident is bereft of the visible effects of what happened. Unlike after the Second World War, it is impossible for humanity to fall back on the slogan "Never again!" The disaster is in the world. Chernobyl made mankind aware of what it can mean to live in "risk society." Furthermore, "blindness to the apocalypse," which Gunther Anders numbers among the essential characteristics of the nuclear age, makes it more difficult to understand the disaster & to learn from it. Adapted from the source document.
"Seit der Wende 1989 ist der Lebensstandard in Polen stark gestiegen. Gleichzeitig existieren gravierende soziale Unterschiede. Polens neue Regierung fordert eine solidarische Gesellschaft. Doch ein klares sozialpolitisches Programm fehlt. Der Arbeitsmarkt, das Gesundheitswesen und das Rentensystem sind mangelhaft. Statt eines ineffizienten Sozialstaats, der die Bürger demobilisiert, ist eine Sozialpolitik erforderlich, die Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Die Herausforderungen der Globalisierung sind nur durch Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Technologie zu bewältigen." (Autorenreferat)
Das kommunikative Gedächtnis ist eine Form des lebendigen Erinnerns, das an die jeweiligen Zeitzeugen gebunden ist, die ihre Erinnerungen mit ihren Zeitgenossen als persönlich verbürgte Erfahrung teilen und einander mitteilen. Dagegen reicht das kulturelle Gedächtnis über die jeweilige Lebensspanne der Zeitgenossen hinaus, denn es ist nicht an das Medium der Mündlichkeit gebunden, sondern schreibt die kollektive Erinnerung in Gestalt von Mythen, Traditionen und Erzählungen fest. Diese institutionalisierte Erinnerung prägt wesentlich das Selbstverständnis einer Gemeinschaft. Das kommunikative Gedächtnis des Kommunismus stellt vor diesem Hintergrund einerseits einen geschützten und eingegrenzten Diskurs dar, da die Narrative an das eigene Erleben gebunden sind. Da jedoch das kollektive Gedächtnis andererseits noch nicht kulturell festgeschrieben ist - z.B. durch gesellschaftliche Institutionen oder eines geschichtswissenschaftlich verbindlichen Narrativs - bleibt es der Willkür der Geschichtspolitik ungeschützt ausgeliefert und wird dem jeweiligen politischen Nutzen unterworfen. Die Autorin stellt in ihrem Beitrag zwei sehr gegensätzliche museale Projekte in Ungarn vor, um exemplarisch zu zeigen, wie spezifische Erinnerungsformen repräsentiert und unterschiedliche politische Ziele verfolgt werden: der "Statuenpark" und das "Haus des Terrors". (ICI2)
"Der Krieg gegen die Diktatur unter Saddam Hussein im Jahr 2003 war als exemplarische Aktion gewaltsamen Demokratieexports konzipiert und sollte demonstrieren, auf welche Weise autoritäre Regime am besten zu überwinden sind. Doch die Strategie für die 'demokratische Rekonstruktion' des Irak basierte auf Versuch und Irrtum; ihre Inkohärenz und häufige Kurswechsel frustrierten die Demokratisierungsbefürworter und spielten den Gegnern in die Hände. Statt auf die staatsbürgerlich geprägte städtische Mittelschicht stützte sich die Besatzungsmacht auf Exilpolitiker, Geistliche und Stammesnotabeln; die Neuordnung des Institutionensystems und die Besetzung von Ämtern erfolgte entlang ethnisch-konfessioneller Trennlinien, die mittlerweile zu tiefen Gräben wurden. Inzwischen drohen zentrifugale Kräfte die Oberhand zu gewinnen und das gesamte Demokratisierungsprojekt hat im Irak und außerhalb an Legitimität eingebüßt." (Autorenreferat)
Der Verfasser fragt nach Fortschritten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung in den deutsch-polnischen Grenzregionen in der Dekade nach 1990. Er gibt einen Überblick über die ökologische Entwicklung der drei an Polen grenzenden Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen sowie der drei angrenzenden Woiwodschaften Zachodniopomoskie, Lubuskie und Dolnoslaskie. Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Naturschutz. Die Bilanz des Verfassers fällt überwiegend positiv aus. (ICE2)
Schwerpunkt des Beitrags ist die vergleichende Untersuchung von zwei polnischen rechtsradikalen Parteien, Samoobrona und Liga Poskich Rodzin. Der Beitrag versucht mit Hilfe von etablierten Modellen der Rechtsradikalismusforschung, die Unterschiedlichkeit zwischen der LPR und der Samoobrona differenziert aufzuzeigen. Betrachtet werden die historischen Bezugspunkte rechtsradikaler Akteure und die von ihnen vorgenommene unterschiedliche Konstruktion von Exklusionsgruppen, wobei aufgezeigt wird, dass beide Parteien unterschiedliche Spielarten des Rechtsradikalismus vertreten. Die Autoren gehen von der These aus, dass es unzureichend ist, Rechtsradikalismus allein auf der Parteienebene zu untersuchen, da es sich um ein komplexes Phänomen mit unterschiedlichen Organisationsgraden handelt. Sie betonen, dass gerade in einem stark fragmentierten und fluiden politischen System wie Polen ein ausgeprägtes Zusammenspiel zwischen Parteien und Bewegungen herrscht. In diesem Zusammenhang nimmt der ultrakatholische Sender Radio Mariya eine wichtige Schnittstellenfunktion ein. Der Sender korrespondiert einerseits mit einer religiös-fundamentalistischen Ausrichtung des Rechtsradikalismus, ist aber auch fähig, andere Spielarten zu unterstützen. (ICH)
"Die Sprache der Brüder Lech und Jaroslaw Kaczynski eignet sich dazu, das Weltbild des Präsidenten und des Premierministers Polens zu analysieren. Diese Sprache enthält Schlüsselwörter und nutzt Verfahren, die polarisieren, diskreditieren und ausgrenzen. Die Ironie besteht darin, daß die manichäischen Redefiguren, Feindbilder und Insinuationen der Kaczynskis in der Tradition des kommunistischen Denkens stehen, das zu überwinden die Politiker beanspruchen. Mehr noch: die Metaphern und Techniken der Sprache der Kaczynskis stammen aus dem klassischen Arsenal der manipulativen Rhetorik, das bereits Adorno in seinen Studien zum autoritären Charakter offengelegt hat." (Autorenreferat)