"Ein Hauptproblem bei der Erforschung der Bedeutung von politischen und unpolitischen Eigenschaften von Spitzenkandidaten ist das Endogenitätsproblem. Mit Umfragedaten lässt sich kaum ermitteln, welchen Ursprung Urteile zu politischen Kandidaten haben. Mit Hilfe von Experimenten in Deutschland, Schweden, Frankreich und den USA wird in diesem Artikel versucht, Hinweise auf die relative Bedeutung von politischen und unpolitischen Kandidateneigenschaften in präsidentiellen und parlamentarischen Systemen zu gewinnen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass scheinbar unpolitische Bewertungen sehr häufig einen politischen Ursprung haben und dass Charaktereigenschaften von Kandidaten bei parlamentarischen Wahlentscheidungen einen deutlich geringeren Einfluss haben als bei präsidentiellen Wahlentscheidungen. Diese Befunde sind über die vier Länderkontexte hinweg stabil." (Autorenreferat)
In: TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis / Journal for Technology Assessment in Theory and Practice, Band 29, Heft 3, S. 43-49
Mit Blick auf die Positionierung von politischen Parteien hinsichtlich umstrittener Technologien stellt sich insbesondere die Frage, welche Bedeutung bestimmten innerparteilichen Akteuren zukommt und wie diese die Ergebnisse parteiinterner Aushandlungsprozesse beeinflussen. Um dies zu beleuchten, analysieren wir den Meinungsbildungsprozess von Bündnis 90/Die Grünen (B'90/Grüne) hinsichtlich neuer Pflanzenzüchtungstechniken wie CRISPR/Cas. Die Analyse zeigt, dass sich bestimmte Akteure für eine Neuausrichtung hinsichtlich der Verfahren einsetzen, während andere solch einen Kurswechsel klar ablehnen. Beide Seiten führen für ihre jeweilige Position zahlreiche Argumente an, die teilweise auf fundamental unterschiedlichen Haltungen basieren, etwa hinsichtlich der Bewertung von und des Umgangs mit Risiken. Dennoch gibt es Hinweise auf eine Kompromisslösung hinsichtlich der zukünftigen Positionierung von B'90/Grüne zu der umstrittenen Technologie. Für diesen Kompromiss wird eine verstärkte wissenschaftliche Technikfolgenabschätzung von zentraler Bedeutung sein.
Ohne Medien keine Demokratie. Die handelnden Bürgerinnen und Bürger sind auf Information angewiesen. Und zwar auf korrekte und umfassende Information. Um die Verlässlichkeit der medialen Information zu gewährleisten, sind von Verfassung, Gesetz und Konzessionen her bestimmte Richtlinien und Maßnahmen vorgegeben. ; Without media, there is no democracy. The acting citizens are dependent on information. And they need correct and comprehensive information. In order to guarantee the reliability of media information, certain guidelines and measures are prescribed by the constitution, law and concessions.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich eine aus spontaner Mobilisierung entstandene soziale Bewegung als kollektive Formation im Internet entwickelt. Da spontane Bewegungen in aller Regel nur über eine schwache kollektive Identität verfügen, werden sie bislang überwiegend als Übergangsphänomen betrachtet. Viele Studien beschäftigten sich eher mit den Folgen spontaner Mobilisierung, insbesondere der Frage, wie daraus eine nachhaltige Bewegung entstehen kann. Die kollektive Formation selbst ist bis dato weitgehend eine Blackbox geblieben. In der vorliegenden Studie widme ich mich folgenden zentralen Forschungsfragen: 1. Wie werden kollektive Formationen aus spontanen ProtestteilnehmerInnen dargestellt und generiert? 2. Wie ändern sich diese im Verlauf der Mobilisierung? Im Mittelpunkt der empirischen Analyse stehen Online-Kommentare, die eine zunehmend wichtige Rolle für soziale Bewegungen und spontane Mobilisierungsprozesse spielen. Am Beispiel von PEGIDA wird die Konstruktion einer kollektiven Formation über Live-Kommentare zu Live-Übertragungen von PEGIDA-Demonstrationen sowie deren Wandel in drei Phasen untersucht. Im ersten Schritt werden die soziotechnischen Grundlagen kollektiven Handelns im Internet erläutert. Der zweite Schritt befasst sich mit der methodischen Vorgehensweise. Im dritten Schritt werden ausgewählte Textpassagen von Online-Kommentaren analysiert. Anschließend wird der Wandel kollektiver Formationen nachgezeichnet.
In der öffentlichen Debatte um Zuwanderung und Migration werden vor allem in den Massenmedien Metaphern wie "Flüchtlingsstrom", "Flüchtlingswelle", "Flüchtlingslawine" oder gar "Flüchtlingstsunami" verwendet. Diese Sprachbilder beeinflussen unser Denken, Handeln und Sprechen und lösen oftmals Ängste aus. Die Autorin des vorliegenden Beitrags geht für die Redaktion des Magazin erwachsenenbildung.at auf die Suche nach der Funktion und Macht von Metaphern im öffentlich-politischen Sprachgebrauch und untersucht konkret unser Reden über Zuwanderung und Migration. Ihre Schlussfolgerung: Die Verwendung von Metaphern zum Thema Zuwanderung und Migration, die Bedeutungsaspekte wie "große Gefahr" (Naturkatastrophe) oder eine "nicht endende, große Bewegung" (Wasserlauf) fokussieren, engt die Sicht auf den Sachverhalt ein. Und mehr noch: Metaphern wie Strom, Welle, Lawine und Tsunami tragen dazu bei, dass die Personengruppe der Migrant_innen sprachlich negativ kontextualisiert und bewertet wird. (DIPF/Orig.) ; In the public debate on immigration and migration, metaphors such as "flood of refugees", "wave of refugees", "avalanche of refugees" and even "tsunami of refugees" are used primarily in the mass media. These figures of speech influence our thoughts, actions and speech and often provoke fear. On behalf of the editorial staff of The Austrian Open Access Journal on Adult Education (Magazin erwachsenenbildung.at, Meb), the author of this article goes in search of the function and power of metaphors in public and political speech and specifically investigates how we talk about immigration and migration. Her conclusion: the use of metaphors for immigration and migration that focus on aspects of meaning such as "great danger" (natural catastrophe) or a "never-ending, large movement" (stream of water) narrows the perspective on the situation. And what is more: metaphors such as flood, wave, avalanche and tsunami contribute to a negative linguistic contextualization and assessment of the group of people known as migrants. (DIPF/Orig.)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5409-5417
Der Autor weist in Form eines persönlichen Erlebnisberichtes darauf hin, dass besonders Studienanfänger der Soziologie erhebliche Probleme haben, Fragen nach dem Wesen der Gesellschaft auf eine befriedigende Art und Weise zu beantworten. Fragen, die schließlich auf den zentralen Gegenstand des Faches abzielen, betreffen zum Beispiel auch die Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit und die Bedeutung von Gruppen oder sozialen Beziehungen. Der Autor problematisiert vor diesem Hintergrund die soziologische Begriffsbildung und setzt sich mit folgenden Fragen kritisch auseinander: Welche Ziele und Erkenntnisinteressen verbinden sich mit dem Vorhaben eines Studienanfängers, diese vermeintlichen Gegenstände der Soziologie begrifflich genau zu erfassen? Welche Art von Handlungen werden durch die Orientierung an solchem Wissen Teil der sozialen Wirklichkeit? Wie lassen sich solche Handlungen theoretisch begründen? Wie haben sich gesellschaftliche Prozesse im Zuge ihres Reflexivwerdens innerhalb der Soziologie in Form vielfältigster soziologischer Wissensbestände verändert, d.h. wie verändert der handelnde Bezug auf soziologisches Wissen den Gegenstand der Beobachtung? Und was bedeutet das für das Selbstverständnis der Soziologie? (ICI2)
Die öffentliche Meinung im Internet gewann für staatliche Akteure in China in den letzten Jahren stark an Bedeutung. Der Staat versucht mittels direkter Regulierung sowie indirekt über Sina Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Dabei steht der kommerziell geführte Microblogging-Dienst Sina Weibo zwischen den Nutzerinteressen und den Interessen des Staates. Hinzu kommt staatliche Propaganda, die von bezahlten Kommentatoren bis hin zu direkter Präsenz auf Sina Weibo reicht. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst auf einer Makroebene die Internetregulierung in China und deren Entwicklung skizziert. Am Beispiel der Diffamierung wird in einer juristischen Analyse aufgezeigt, wie die Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung als effizientes Instrument für den Staat dient, um die öffentliche Meinung zu kontrollieren. Des Weiteren wird analysiert, inwiefern Sina als Betreiber der Plattform die staatliche Regulierung durchsetzt. Eine Darstellung der verschiedenen Propagandastrategien rundet diese Analyse ab.
In: Informationsprojekt Naher und Mittlerer Osten: INAMO ; Berichte & Analysen zu Politik und Gesellschaft des Nahen und Mittleren Ostens, Band 23, Heft 92, S. 22-24
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 31-33
'Es wird eine Reihe von Untersuchungen zum Einfluß von Stimmungen auf evaluative Urteile referiert, die zeigen, daß der Stimmung zum Urteilszeitpunkt eine informative Funktion zukommt. Bei komplexen evaluativen Urteilen ziehen Personen ihre emotionale Reaktion auf den Urteilsgegenstand als Urteilsgrundlage heran. Dabei ist es schwer, zwischen der emotionalen Reaktion auf den Urteilsgegenstand und der unabhängig davon bestehenden Befindlichkeit zu trennen, was in positiveren Urteilen unter gehobener als unter gedrückter Stimmung resultiert. Stimmungseinflüße auf evaluative Urteile bleiben demgemäß aus, wenn die Person ihre Stimmung zum Urteilszeitpunkt einer urteilsirrelevanten Ursache zuschreibt. was ihren informativen Wert diskreditiert. Dieser und weitere referierte Befunde sind unvereinbar mit der Annahme, daß Stimmungseinflüße auf evaluative Urteile durch die selektive Erinnerung stimmungskongruenter Information vermittelt werden.' (Autorenreferat)
'Das gegenständliche Papier analysiert die Politikfindungsprozesse, die zu den nationalen Positionen dreier Länder in den Aushandlungsprozessen um das aktuelle 5. Rahmenprogramm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration der EU führten. Das Forschungsinteresse richtet sich auf die Erklärung der Unterschiede in den Prozessen der Findung nationaler Positionen von Österreich, den Niederlanden und Schweden, im Zeitraum von 1996 bis 1997. Zur Untersuchung der Verschiedenheit der drei Prozesse werden folgende Faktoren herangezogen: die unterschiedlichen Strukturen der nationalen Innovationssysteme, die Form der Interessenvermittlung zwischen Staat und Wirtschaft, die sich in der nationalen und der EU-spezifischen Forschungs- und Technologiepolitik widerspiegelt, sowie der Zeitpunkt des EU-Beitritts der drei Länder.' (Autorenreferat)