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Eine politische Geschichte der Anglophonen in Québec
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 243-291
Im Gegensatz zu anderen Minderheiten ist die anglofone Minderheit in Québec äußerst divers und keinem einheitlichen ethnischen, sozialen, kulturellen oder religiösen Hintergrund zuzuordnen. Der Verfasser setzt die Situation der Anglofonen vor der "Stillen Revolution" in Kontrast zu den sozialen Umbrüchen der 1960er Jahre, in denen die Sprache selbst zum Gegenstand politischer Debatten wurde. Erst als Gegenbewegung zu diesem recht abrupten Ende der sogenannten Konkordanzpolitik begann sich die anglofone Bevölkerung Mitte der 1970er Jahre zu mobilisieren, gründete Interessenverbände und Lobbyistengruppen. Angesichts der Einwanderungs- und Identitätspolitik der quebecer Staates, des Exodus anglofoner Minderheiten hin zu anderen Arbeitsmärkten und der ungewissen verfassungsrechtlichen Entwicklung Québecs ist auch die Zukunft der Anglofonen in Québec ungeklärt. Trotz einer Annäherung zwischen den beiden sprachlichen Hauptgruppen in Québec bleibt der Hauptgrund für Auseinandersetzungen die von den Frankofonen wahrgenommene Bedrohung ihrer Sprache und Identität. (ICE2)
Der Staat Québec und die autochthone Bevölkerung
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 213-241
Der Verfasser spricht die Problematik an, wie eine Minderheit innerhalb Gesamtkanadas (Québec), die den Wunsch nach eigener nationaler Selbstbestimmung verlauten lässt, mit Forderungen der autochthonen First Nations nach Autonomie und Selbstverwaltung umgeht. Er stellt die Beziehungen zwischen Autochthonen und dem Staat Québec in einen historischen Kontext und beleuchtet die Auswirkungen des quebecer Nationalismus auf die Anerkennungsforderungen der Autochthonen. Dabei wird die Frage aufgeworfen, wer beispielweise in Entschädigungsverhandlungen, aber auch in anderen Situationen des politischen Verhandelns, beanspruchen kann, die autochthone Bevölkerung zu vertreten. Interne Dynamiken in der autochthonen Gesellschaft, nicht zuletzt der Umstand, dass der weibliche Bevölkerungsanteil sich in seinen eigenen Mitspracherechten übergangen sieht, lassen den Verfasser die Legitimation der Räte in Zweifel ziehen. (ICE2)
Québec-Kanada: eine endlose Verfassungsgeschichte?
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 31-62
Der Beitrag befasst sich mit den verfassungsgeschichtlichen Aspekten der Beziehungen zwischen föderaler und provinzieller Ebene. Er unterscheidet drei Zeiträume: den Zeitraum von der ersten kanadischen Verfassung von 1867 bis zur "Stillen Revolution" 1960; den Zeitraum bis zur "Heimholung" der Verfassung 1982; 1982 bis heute. Der Überblick umfasst die Entwicklungen von der Conquete britannique (1758-1760) über den Quebec Act (1774), die "Rebellion der Patrioten" (1837-1838), die Gründung der Kanadischen Konföderation 1867 und die"Stille Revolution" der 1960er Jahre bis zu der von der kanadischen Regierung Harper 2006 initiierten Anerkennung von Québec als "Nation in einem vereinten Kanada". (ICE2)
Interkulturalismus in Québec: Identitäten im Fluss
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 145-166
Die Verfasser plädieren für eine Weitung staatsbürgerlicher und nationaler Identitätskonzepte, um der pluralistischen Natur der quebecer Gesellschaft gerecht werden zu können. Sie untersuchen die kanadische Politik des Multikulturalismus und das quebecer Modell des Interkulturalismus und werfen Fragen bezüglich des Loyalitätssubjekts in einer polyethnisch geprägten politischen Gemeinschaft auf. Dabei gehen sie vor allem auf den vermeintlichen Widerspruch ein, der daraus entsteht, einen einheitlichen Bezugspunkt für die Zugehörigkeit des einzelnen Bürgers zu schaffen und Partizipation innerhalb dieses Rahmens zu ermöglichen, gleichzeitig aber die Unterschiedlichkeit von Minderheitenkulturen wahrzunehmen, um die Gleichheit aller Bürger zu gewährleisten. (ICE2)
Nationalgeschichte und narrative Gegen-Entwürfe der Identität in Québec
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 85-107
Der Verfasser unterscheidet zwei Hauptvarianten der Identitätsbildung: den "melancholischen Nationalismus" und den liberalen, kosmopolitischen Anti-Nationalismus. Er sieht Identitäten auf dem Fundament bereits bestehender Paradigmen entstehen, sie stellen somit keine creatio ex nihilo dar, sondern speisen sich aus tradierten Narrativen. Der "melancholische Nationalismus" dominiert bis zum Referendum 1980. Mit ihm wurde seit Anfang der 1960er Jahre eine Auseinandersetzung mit den kollektiven Traumata der quebecer Gesellschaft gesucht. Premier Trudeau und seine Anhänger um die Zeitschrift "Cité Libre" verneinten die Schicksalsschläge des frankofonen Québec zwar nicht, plädierten jedoch dafür, sich von der melancholischen Selbstbetrachtung nicht lähmen zu lassen, sondern sich auf liberalem, die Nation außen vor lassenden Wege der Modernisierung zuzuwenden. Diese Debatte zwischen "melancholischem Nationalismus" und liberalem Anti-Nationalismus wurde durch eine neue feministische und pluralistische Perspektive auf die Nation seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert deutlich geweitet. Dadurch konnten sich Gegenentwürfe nationaler Narrative aus gesellschaftlichen Minderheitengruppen zunehmend Gehör verschaffen. (ICE2)
De Gaulle et le Québec
In: La Politique étrangère du général de Gaulle, S. 169-169
Die Dynamik der Beziehungen Québec-Kanada oder die Verneinung des Föderalismusideals
In: Föderalismus als Verfassungsrealität: Deutschland und Kanada im Vergleich, S. 39-68
Wie die Entwicklung des föderalen Systems in Kanada interpretiert wird, fällt je nach Wissensgeneration sehr unterschiedlich aus. Die Québecer Tradition hat die Ideale, die die Gründung des kanadischen Föderalismus geprägt haben, sowie die zahlreichen Entwicklungen, die ihn im Laufe der Geschichte verzerrt haben, in den Vordergrund gestellt. Die Interpretation, die sich im anderen Teil Kanadas durchgesetzt hat, betont eher die Bedingungen, die seine Entwicklung im Zusammenhang mit den politischen und öffentlichen Leistungen, die das föderale Regime hervorgebracht hat, beeinflusst haben. Im vorliegenden Beitrag wird auf die wesentlichen, diesen beiden Interpretationen zugrunde liegenden Elemente eingegangen und auf die Schlussfolgerungen, die sich daraus ergeben, sowie auf die Empfehlungen, die für den Fortbestand der kanadischen Föderation formuliert werden. Es werden sowohl die in der Forschungsliteratur behandelten institutionellen Aspekte als auch die Darstellungen des föderalen Ideals diskutiert, auf denen die Werturteile über den Ursprung, die Beschaffenheit und die Lösungen der Probleme basieren, mit denen Kanada konfrontiert ist. Die wesentliche These lautet, dass in der englischsprachigen Forschungsliteratur eine jegliche Bezugnahme auf Autonomie zugunsten der Effizienz eliminiert wurde, wohingegen die Interpretation, die in den Abhandlungen der französischsprachigen Forscher aus Quebec und bei den sich daran ausrichtenden Regierungspraktiken zu finden ist, einer solchen Interdependenz einen geringen Platz einräumt. (ICI2)
Nationalismus und Wettbewerb: kann Québec gewinnen, wenn die Quebecer verlieren?
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 323-347
Entgegen der häufig vertretenen Meinung, Staat und Nationalismus behinderten die effiziente Teilnahme am internationalen Handel, argumentiert der Verfasser für die Präsenz des Staates zur Förderung des Gemeinwohls und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Statt eines Laissez-faire-Freihandelskapitalismus fordert er, die Unterwanderung des Nationalstaats zu verhindern, um Lohnniveaus stabil zu halten und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu überbrücken. Ökonomisch sinnvoll seien diese Forderungen auch deshalb, weil die Steigerung des sozialen Kapitals und die durch eine einende Nation geförderte Netzwerkbildung für wirtschaftlichen Fortschritt unabdingbar seien. Demokratische Legitimität und Rechenschaftsmechanismen können in diesem Zusammenhang zu einer gesellschaftlichen Aufwärtsspirale durch gerechte Umverteilung und ein inklusives Wirtschaftsmodell führen. Derartige Umstrukturierungen bergen jedoch immer die Gefahr, die Gesellschaft in neue Gewinner und Verlierer zu teilen. (ICE2)
Nationale Bewegungen in Québec und Korsika 1960-2000
L'éducation au Québec: Un consensus en équilibre?
In: Les défis québécois. Conjonctures et transitions., S. 79-97
Québec: ein Land zwischen nationaler Selbstbehauptung und Globalisierung ; Einleitung zur deutschen Ausgabe
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 11-28
Im Mittelpunkt der Beiträge des Sammelbandes zu Quebec, den der vorliegende Aufsatz einleitet, stehen die Begriffe Verantwortung, Solidarität und Anerkennung. Vier thematische Blöcke fügen sich in diesem Sammelband zu einem thematischen Ganzen zusammen: (1) ein historisch-nationales Tableau des frankofonen Kanadas, (2) die Konsequenzen einer zunehmend als pluralistisch erkannten Gesellschaft für die nationale Selbstwahrnehmung in Quebec, (3) eine potenziell fragmentierende Wirkung der Pluralismusdebatte und Minderheitenbewegung auf die Quebecer Gesellschaft und (4) die Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlicher Globalisierung und national legitimierter Staatlichkeit. Die Verfasser stellen die Beiträge des Sammelbandes im Einzelnen vor. (ICE2)
Pluralismus und nationale Identität(en) im gegenwärtigen Québec: konzeptuelle Erläuterungen, Typologie und Diskursanalyse
In: Québec: Staat und Gesellschaft, S. 111-143
Der Verfasser plädiert dafür, das Konzept der pluralistischen Demokratie vorsichtiger anzuwenden und auch im kanadischen Kontext kritisch zu hinterfragen. Er untersucht, in wie weit unterschiedliche Konzeptionen nationaler Identität einen gesellschaftlichen Pluralismus zulassen - darunter die klassische Dichotomie ziviler vs. ethnischer Nationalismus sowie Multinationalismus, Multikulturalismus, Integrationsnationalismus und Interkulturalismus. Darauf aufbauend beleuchtet er die in Québec seit der "Stillen Revolution" vorherrschenden Identitätskonzeptionen und betont vor allem deren Komplexität, die er in den aktuellen Debatten nicht reflektiert sieht. (ICE2)
Financing Parties at the Grass-Roots Level: The Québec Experience
In: Party Funding and Campaign Financing in International Perspective
La langue du doublage québécois: un français «idéal» fabriqué au Québec
In: Migration, Regionalization, Citizenship, S. 231-252