NS-Vergangenheit contra SED-Vergangenheit
In: Umkämpfte Vergangenheit: Diskurse über den Nationalsozialismus seit 1945, S. 267-286
Es wird die These entwickelt, daß sich die politische Kultur nach der deutschen Einigung in einer entscheidenden Weise dadurch verändert hat, daß die NS-Zeit eine neue Rolle zugewiesen bekommt. Sie erscheint nicht mehr als die einzige ablehnenswerte Periode in der deutschen Geschichte, sondern es gilt sich nun auch gegen die SED-Herrschaft bzw. die stalinistische Vergangenheit abzugrenzen. Illustriert wird diese These mit einem Streit, der zwischen Stefan Heym und einem pöbelnden Angreifer in Köln stattfand. Die Veränderungen des Verhältnisses zur deutschen Vergangenheit werden als Teil einer umfassenden Veränderung interpretiert: "Davon betroffen ist z.B. auch die Einschätzung des Rechtsradikalismus und Neonazismus, denn die Gefahr, die von diesen Gruppen ausgeht, wird heruntergespielt, wenn man sie nicht mehr in Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit sieht." (pra)