Der Autor betont zunächst die Bedeutung der Bereitschaft der UdSSR, die Freiheit der Wahl des Gesellschaftssystems auch für die Länder Osteuropas zu achten, als entscheidender Faktor der Wende in den Ost-West-Beziehungen hin zur Schaffung einer neuen Architektur des Friedens und der Interdependenz in Europa. Skeptischen Stimmen, die innerhalb der NATO wie in der UdSSR zu diesem Umbruch- und Neuorientierungsprozeß zu vernehmen sind, begegnet er mit dem Beweis darauf, daß die neue Dynamik von Ost-West-Interdependenzen und -Kooperationen zu beiderseitigem Nutzen gereicht (Überwindung der Antagonismen und Blockstrukturen, Schaffung einer gesamteuropäischen Ordnung des Friedens und der Zusammenarbeit). Sodann werden die sowjetisch-finnischen Beziehungen als Vorbild für die zukünftige Gestaltung des Verhältnisses der UdSSR zu den osteuropäischen Staaten bezeichnet. Abschließend plädiert der Verfasser für die Einbeziehung der UdSSR in die europäischen Integrationsprozesse. (BIOst-Klk)
Der Autor kommentiert einen Artikel des konservativen Publizisten M. Aleksandrov, der unter dem Titel "Das deutsche Problem und die europäische Stabilität" in der sowjetischen Wochenzeitung "Veteran" (Nr. 12, 1990) sowie in abgewandelter Fassung in der "Literaturnaja Rossija" (Nr. 11, 1990) erschienen ist. Aleksandrov befaßt sich mit dem politisch-militärischen Status des wiedervereinigten Deutschlands (Zugehörigkeit zu den militärpolitischen Bündnissen, Neutralität) sowie mit den möglichen Implikationen der deutschen Wiedervereinigung für die Stabilität und das strategische Gleichgewicht in Europa. Die Neutralisierung des vereinten Deutschland wird als erster Schritt zur Realisierung der Konzeption des "gemeinsamen europäischen Hauses" (Auflösung der Militärblöcke, Etablierung eines gesamteuropäischen Systems der kollektiven Sicherheit) bezeichnet. Abschließend wird die sowjetische Führung aufgefordert, eine Wiedervereinigung Deutschlands unter Bedingungen, die die nationale Sicherheit der UdSSR unterminieren könnte, zu verhindern. (BIOst-Klk)