Wahlkommunikation und Systemlogik
In: Massenmedien und Wahlen, p. 162-168
"Nach einer kurzen Klärung der analytischen Kategorie "Systemlogik" geht es darum, ein Problemszenario zu entwickeln, aus dem sich plausible Schlußfolgerungen für das Verhalten beider Seiten - der Parteien wie der Wähler - in dem auf Wahlkampf und Wahl bezogenen Kommunikationsprozeß ableiten lassen. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die angesichts einer stagnierenden Wirtschaftsentwicklung deutlich abnehmende Möglichkeit der (Regierungs-) Parteien, sich durch wohlfahrtsstaatliche Leistungen die Sympathien der Wähler zu sichern. Andererseits sind die Erfolgsaussichten eines in dieser Lage naheliegenden verstärkten Einsatzes der verschiedenen Formen symbolischer Politik durch mehrere Faktoren begrenzt: dazu zählen u. a. die Verschleißerscheinungen der stark personengebundenen Symbolik der etablierten Parteien, die fortschreitende kommunikative Abschottung einzelner gesellschaftlicher Gruppen (Alternativszene) und das Phänomen des 'regressiven Symbolismus' (Neonazis, Punks usw.). Mindestens ebenso bedeutend für die Chance, die Stammwähler der etablierten Parteien im Prozeß der gesteuerten Wahlkommunikation zu halten, ist das Aufkommen stark auf politische Symbolik zurückgreifender sozialer Bewegungen wie der ökologischen Bewegung und neuerdings der Friedensbewegung. Im Ergebnis sind die Aussichten auf einen stärker argumentativ als appellativ geführten Wahlkampf in den bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen denkbar gering." (Autorenreferat)