Open Access BASE2012

Konzepte und Operationalisierung von reproduktiven Entscheidungen. Am Beispiel Österreichs, Deutschlands und der Schweiz

Abstract

Die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und hypothetischer Fertilität (im Englischen auch unter dem Begriff Fertility Gap gebräuchlich) wurde in jüngerer Zeit zum Anlass für familienpolitische Maßnahmen genommen, um eine höhere Geburtenhäufigkeit zu erzielen. Dieser Beitrag untersucht die Relevanz einer anhand von Fertilitätsidealen und -absichten gemessenen hypothetischen Fertilität, mit der die Schätzung des Fertility Gap angestrebt wird. Ausgehend von einem Überblick der relevanten Literatur untersuchen wir die Bedeutung dieser Konzepte und deren Operationalisierung anhand empirischer Beobachtungen in drei Vergleichsländern: Österreich, Deutschland und der Schweiz. Wenngleich der Begriff des gesellschaftlichen Ideals der Fertilität mehrdeutig ist, kann er bei sorgfältiger Messung Aussagekraft in Bezug auf Reproduktionsentscheidungen bieten. Die Operationalisierung kurzfristiger und langfristiger Fertilitätsabsichten wird ebenso erörtert wie deren Realisierung. Analysen von Absichten sollten auf einem theoretischen Fundament gründen, etwa dem Miller-Pasta-Rahmen oder der sozialpsychologischen Theorie des geplanten Verhaltens. Letztere findet in Österreich und in Deutschland auf Grundlage von GGS-Daten Anwendung. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass anhand des Fertility Gap mitunter falsche Schlüsse gezogen werden können, da sowohl der Indikator der tatsächlichen Fertilität als auch die Indikatoren der beabsichtigten Fertilität unpräzise sein können. Aufschlussreiche politisch relevante Informationen können aus einer spezifischen Form der Diskrepanz abgeleitet werden, wenn die Realisierung der individuellen kurzfristigen Absichten des Einzelnen betrachtet wird.

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