Open Access BASE2018

Transparenz in Steuersachen in Japan

Abstract

Der Kampf gegen die internationale/grenzüberschreitende Steuerhinter­ziehung (und Geldwäsche) ist spätestens seit 2011 ein weltweit verbreitetes politisches Motiv. Im ersten Abschnitt (I.) wird nach einer Einführung ins Thema die Gesetzgebungsgeschichte sowie der Hintergrund der mit diesem Motiv zusammenhängenden Verabschiedung des japanischen Steueridentifikations- und Sozialversicherungsnummerngesetzes (TIN-Gesetz), das im Jahr 2017 in Kraft trat, dargestellt. Theoretisch gibt es seitdem japanweit die sog. zentrale Datenbank für alle betreffenden Bürger. Jedoch ist es nur dem Steuerpflichtigen möglich, seine (eigenen) Daten (jährliches Einkommen, Sozialversicherungsausgaben, Kosten medizinischer Behandlungen, Renten u.a.) bedingungslos abzurufen. Hingegen haben japanische Behörden und Arbeitgeber die Pflicht, die persönliche Daten von Steuerpflichtigen/Mitarbeitern zu schützen. Das TIN-Gesetz wird in Japan als "lex specialis" gegenüber dem allgemeinen Gesetz zum Schutz personenbezogener Informationen (GSPI) angesehen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Steuerpflichtige in Japan durch das TIN-Gesetz geringeren Schutz gegenüber den Behörden im Vergleich zu anderen Ländern haben. Sein Zweck besteht lediglich darin, ein Sondergesetz für TIN zu schaffen, nachdem in großem Umfang Informationen über Renten beim derzeitigen japanischen Sozialamt und der japanischen Rentenorganisation abgeflossen sind. Die Einführung der TIN beeinflusst auch die meisten japanischen Finanzinstitute, da künftig alle Konten bei japanischen Banken von der Verwaltung (Fiskus und japanischer Finanzaufsicht) zu überprüfen sind. In der Praxis haben die damit verbundenen bürokratischen und komplizierten Verfahren ziemlich große Probleme verursacht. Neben der Einführung der TIN als innerstaatliche Maßnahme und weiteren Maßnahmen hat Japan mit Blick auf internationale Bemühungen zur Schaffung von Steuertransparenz bereits entsprechende multilaterale Abkommen unterzeichnet. Es ist deshalb bereits möglich, von anderen Ländern über deren Be­hör­den benötigte Informationen über Einkünfte von Steuerpflichtigen zu sammeln. Transparenz in Steuersachen wird durch die genannten Maßnahmen nur weiter gestärkt, denn bereits vorher hatte die Finanzverwaltung viele Möglichkeiten der Informationsbeschaffung (Abschnitt II.). Jedoch sind die Folgen der erweiterten Möglichkeiten noch vorsichtig zu bewerten, weil noch nicht klar ist, ob die Rechte von Steuerpflichten ausreichend beachtet werden (Abschnitt III.). Die japanische Rechtsprechung ist im Vergleich zu anderen Ländern in der Regel etwas nachsichtiger gegenüber der Verwaltung und der Gesetzgebung (fehlende Verankerung des Verhältnisprinzips in der japanischen Verfassung). Während vom Steuerpflichtigen Transparenz verlangt wird, ist die japanische Finanzverwaltung selbst weniger transparent, was zu einem großen Teil aber am Steuergeheimnis zum Schutz des Steuerpflichtigen liegt (Abschnitt IV.). (Die Redaktion) ; Combating tax evasion (and money laundering) on the international level is at least since 2011 a common international political goal. After an introduction into the topic, in the first part of this paper (I.), the legislative history and the background of the enactment of the Japanese tax identification and social insurance number act (TIN Act), which came into effect in 2017, is described. Since then, in Japan exists in theory one nationwide central database with the data of all citizens in question. However, only the tax payers themselves have unrestricted access to their personal data (annual income, costs of social insurance, costs of medical treatment, pension data, etc.). Japanese authorities and employers have a general duty to protect those data of taxpayers/employees. The TIN Act is regarded as lex specialis in relation to the more general Law about the Protection of Personal Information. This, however, does not mean that the tax payers in Japan are less protected by the TIN Act against the administration in comparison with taxpayers in other countries. The aim of the act was only to create a special law for TIN, after a massive leak of information about pensions from the social welfare authorities and the Japanese pension organisation had occurred. The introduction of the TIN had also influence on Japanese financial institutes, because the authorities (tax authorities, financial supervisory authorities) are now controlling all bank accounts. In practice, the resulting bureaucratic and complicated procedures have caused quite severe problems. In addition to the introduction of the TIN and other domestic measures, Japan has also ratified multilateral conventions aiming at the realization of tax transparency. It is therefore already possible to collect necessary information about the income of tax payers from the authorities of other countries. Due to the measures mentioned above, tax transparency has been further enhanced, as even before, that the authorities already had various opportunities to obtain information (Part II.). However, the enhanced opportunities have to be carefully evaluated, because it is still unclear whether the rights of the tax payers are sufficiently protected (Part III.). The Japanese courts are generally a little more lenient to authorities and the legislator, compared to other countries (lack of constitutional anchoring of the principle of proportionality). While the tax payer has to accept his transparency, the Japanese tax administration is not really transparent. The main reason for this, however, is the principle of fiscal secrecy for the protection of the tax payer (Part IV.). (The Editors)

Sprachen

Deutsch

Verlag

Deutsch-Japanische Juristenvereinigung e.V., Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Carl Heymanns Verlag – eine Marke von Wolters Kluwer Deutschland GmbH

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