Open Access BASE2019

Regelung der irreführenden Internetwerbung im japanischen Verbraucherrecht

Abstract

Der Beitrag beschreibt die verbraucherschützenden Regelungen in Bezug auf Werbung in Japan, die im Zeitalter der Digitalisierung u.a. aufgrund der leichteren Manipulationsmöglichkeit von Informationen besonders notwendig sind. Ist eine Werbung irreführend, ist damit das Risiko eines Vertragsabschlusses aufgrund einer Irreführung verbunden. Daneben besteht auch ein Risiko der Verbreitung von irreführender Information über Waren oder Dienstleistungen durch Dritte, was die Frage aufwirft, ob solche Informationen dem Unternehmer als Werbung zuzurechnen sind. Die dargestellten Regelungen umfassen sowohl eine Ex-ante- als auch eine Ex-post-Regulierung zur Schadensabwendung bzw. zur Schadensabhilfe. Erstere umfassen wettbewerbs- und verbraucherrechtliche Normen, welche hauptsächlich im japanischen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, im Gesetz gegen unbillige Prämien und irreführende Angaben, sowie im Gesetz über besondere Handelsgeschäfte enthalten sind. So sind nach dem Prämien­gesetz und dem Handelsgeschäftegesetzes insbesondere irreführende Angaben in Bezug auf die Qualität und andere Umstände verboten, welche die Ware oder die Dienstleistung in einem unangemessen guten Licht erscheinen lassen. Die Durchsetzung dieser Normen ist Aufgabe der japanischen Verwaltungsbehörden, insbesondere des Verbraucheramts. Dazu können sie Maßnahmen zur Unterlassung oder Bußgelder anordnen oder dem Unternehmer die Geschäftstätigkeit insgesamt verbieten. Daneben haben Verbraucherbände die Möglichkeit, Unterlassungsansprüche geltend zu machen. Bei der ex-post Schadensabhilfe kommen die allgemeinen Regeln über Täuschung und Irrtum der Artt. 95 f. Zivilgesetz zur Anwendung. In diesem Zusammenhang stellt der Beitrag die zum 1. April 2020 in Kraft tretenden Änderungen des Zivilgesetzes vor, welche die Irrtumsregelung betreffen. So wird künftig zwischen Erklärungs- und Motivirrtum unterschieden, wobei die Folge in beiden Fällen nunmehr die Anfechtbarkeit des Vertrags ist. Eingegangen wird auch auf die Ex-post-Regelungen des japanischen Verbrauchervertragsgesetz, welche die Anfechtung eines Vertrags aufgrund von Irreführung erlauben. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Voraussetzung einer Werbehandlung und die Diskussion um ihre Interpretation gelegt. Andererseits stellen die im Verbrauchervertragsgesetz aufgestellten Informationspflichten lediglich Bemühungspflichten dar, so dass ein Verstoß keine Anfechtungsmöglichkeit begründet. Dieser Ansatz wurde in der Reform des Verbrauchervertragsgesetzes beibehalten. Schließlich werden die Maßnahmen der zivilrechtlichen Durchsetzung der individuellen und der kollektiven Schadensersatzklagen dargestellt. (Die Redaktion) ; The contribution explores the Japanese rules of consumer protection regarding advertisements, the need for which has increased in the age of digitalization due to, i.a., the greater possibility to manipulate information. Misleading advertisements harbour the risk of a contract being concluded on the basis of the consumer having been misled. Moreover, there is a risk of misleading information on goods or services being distributed by third parties, which leads to the question of whether such information ought to be ascribed to a businessperson. The rules that are described encompass ex-ante and ex-post regulations to avert or remedy the damage incurred by the consumer. The former are found in particular in the Japanese Antimonopoly Act, the Act against Unjustifiable Premiums and Misleading Representations, and the Act on Specified Commercial Transactions. Positive provisions under the latter two Acts prohibit misleading statements with regard to the quality or other facts in advertisements, if these lead to the belief that the product or service in question is exceptionally good. Negative provisions under the Commercial Transactions Act and other special legislation prescribe that particular information be provided to the consumer by the businesspersons. These rules are enforced through the Japanese administrative offices, in particular the consumer agency, which may order measures, such as an injunction, or monetary fines, and may even prevent the merchant from continuing their business. Moreover, consumer associations can claim injunctive relief. In cases of ex-post relief of damage, the general private law rules on fraud and mistakes under Arts. 95–96 Civil Code are applied. The reform of the Minpō that is to come into effect as of 1 April 2020 is discussed in this context, as mistake is one area that is affected. In future, mistakes as to the declaration are differentiated from those based on the motive, although the consequence is the same: the consumer may rescind the contract. The rules found in the Japanese Consumer Contracts Act, which similarly allow a contract to be rescinded on the ground of the consumer having been misled, are also discussed. Particular attention is given to the requirement that the businessperson's action was for the purpose of soliciting a contract and how this requirement has been interpreted. On the other hand, the information duties of the Consumer Contracts Act are a mere obligation to make an endeavour to inform, so that a consumer cannot rescind a contract if the information was not provided accordingly. This approach has been maintained even after the reform of the Consumer Contracts Act. Finally, the measures for enforcement found in private law, namely individual and collective claims for damages, are set out briefly. (The Editors)

Sprachen

Deutsch

Verlag

Deutsch-Japanische Juristenvereinigung e.V., Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Carl Heymanns Verlag – eine Marke von Wolters Kluwer Deutschland GmbH

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