Open Access BASE2008

Die Beischriften des Peter Paul Rubens. Überlegungen zu handschriftlichen Vermerken auf Handzeichnungen ; Rubens's annotations. Considerations on artists' comments on drawings

Abstract

Die hier vorgelegte Arbeit stellt die Frage nach der Notwendigkeit und dem Gebrauch von Beischriften auf Handzeichnungen. Diese so genannten Beischriften sind handschriftliche Notizen des Zeichners, eines Sammlers, Händlers oder jeder anderen Person, die der Zeichnung eine Anmerkung hinzufügt. Beischriften beschreiben, schreiben zu, erläutern, heben hervor, erinnern, unterstützen, benennen, belehren, führen Beweis, weisen an, verändern oder streichen. Sie können ebenfalls etwas festhalten, was die Zeichnung noch nicht wiedergibt oder im ausgeführten Werk nicht mehr zu finden ist. Sie sind dann Stellvertreter für eine (noch) nicht stattgefundene zeichnerische Handlung und übernehmen die Aufgabe der Überarbeitung oder Retusche. Um die Vielfältigkeit der möglichen Beischriften vorzustellen, wurden für den ersten Teil der Einleitung Werke auf Papier aus dem Zeitraum ca. 1500-1900 ausgewählt. Sie überliefern die verschiedenen Funktionen der Beischrift, darunter zum Beispiel die Verschiebung des Malerstatus vom Handwerker zum gefragten Künstler, also das sich wandelnde soziale Selbstverständnis der Meister. Die Zusammenarbeit und Arbeitsverteilung mehrerer Künstler wird dabei genauso offensichtlich wie das sich ändernde Verhältnis des Malers zu seinen Auftraggebern. Der zweite Teil der Einleitung sowie der Katalog sind den Beischriften des Peter Paul Rubens (1577-1640) gewidmet. Erstmals wird ein Großteil seiner Beischriften in einem kommentierten Band zusammengetragen. Die knapp einhundert handschriftlichen Anmerkungen auf seinen rund zweihundertfünfzig Zeichnungen bieten sich gewinnbringend zum Studium an. Seine weithin bekannte Eloquenz, Gelehrsamkeit und politische Bildung spielen dabei eine deutliche Rolle. Die Zeichnungen belegen Rubens' Zusammenarbeit mit seiner Werkstatt, sowie seine Denk- und Arbeitsschritte bei der Entwicklung von Kompositionen (Nrn. 47, 49). Dabei fällt, einerseits, sein wissenschaftliches Auge und Interesse an antiken Objekten (Nrn. 25-29, 63) auf. Aus der Art und Anzahl der Notizen, die sich sowohl auf seinen eigenen Erfindungen als auch auf Kopien nach anderen Künstlern befinden (Nr. 1-4, 51, 59, 60, 62), andererseits, lassen sich Rückschlüsse auf sein Verständnis von Kunst ziehen. In diesen Bemerkungen spiegeln sich Elemente einer Kunsttheorie wider, die nur bruchstückhaft überliefert sind. Die große Anzahl an Abbildungen, auch von Briefen, bietet seit Hans-Gerhard Evers' (1943) und Julius Helds (1959) Kapiteln zu Rubens' Handschrift und Beischriften die erste neue Gelegenheit, die Handschrift des Rubens über einen Großteil seines Lebens zu verfolgen und dadurch ein besseres Verständnis seines Werks zu erlangen. ; This thesis discusses the use of annotations on (preperatory) drawings from ca. 1500-1900 with its core focusing on the drawings by Peter Paul Rubens. An annotation can be a verbal correction of the drawing, but also part of a contract or a letter directed to a client. These inscriptions have different purposes and functions (correct, delete, amend) and very often provide a good or better insight into the work processes of the master and his workshop. The many annotated drawings of Peter Paul Rubens provide an ideal case study to learn more about such remarks in general but further to expand the knowledge on Rubens's drawing style by taking a closer look at his handwriting as well as the contents of these remarks.

Problem melden

Wenn Sie Probleme mit dem Zugriff auf einen gefundenen Titel haben, können Sie sich über dieses Formular gern an uns wenden. Schreiben Sie uns hierüber auch gern, wenn Ihnen Fehler in der Titelanzeige aufgefallen sind.