Open Access BASE2020

Synthetische Biologie : Naturwissenschaftliche, rechtliche und ethische Aspekte

Abstract

Die Synthetische Biologie ist ein neuer Forschungs- und Anwendungsbereich der Molekularbiologie, der Methoden und Verfahrensweisen mit der Gentechnik teilt. Im Unterschied zur Gentechnik, die einzelne Gene in bereits existierende Organismen einbringt, zielt die Synthetische Biologie darauf ab, neue organische Komponenten oder sogar Organismen zu erzeugen und technisch zu beherrschen. Das Forschungs- und Entwicklungsfeld der Synthetischen Biologie ist derzeit noch durch große Unschärfen bestimmt. Als weitgehend geteilte Grundlage kann jedoch eine neuartige Transdisziplinarität zwischen Biowissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Bioinformatik ausgemacht werden, die das Ziel der Konstruktion künstlicher Systeme auf der Basis biologischer bzw. biochemischer Elemente verfolgt. Durch den formenden Eingriff in das Lebendige scheint sich eine neue Schnittstelle zwischen unbelebter und belebter Materie zu ergeben, die in den Produkten der Synthetischen Biologie vermeintlich klare Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem aufweicht, eine weitere instrumentelle Sicht auf das Lebendige eröffnet und darüber hinaus die Stellung des Menschen als Akteur und Objekt der Synthetischen Biologie verändert. Der Sachstandsbericht strukturiert die Debatte zur Synthetischen Biologie aus naturwissenschaftlicher, rechtlicher sowie ethischer Perspektive. Allgemeine Innovations- und Gefährdungspotenziale der Synthetischen Biologie werden ebenso diskutiert wie spezifische kritische Anwendungskontexte, aber auch entsprechende Strategien und Regulierungen zur Risikominderung. Darüber hinaus werden naturphilosophische Einordnungen der Synthetischen Biologie sowie normative Diskurse über einen gesellschaftlich akzeptablen Umgang mit ihr reflektiert. ; Synthetic Biology is a new research and application area in molecular biology that shares methods and procedures with genetic engineering. In contrast to genetic engineering, which introduces individual genes into already existing organisms, Synthetic Biology aims to create new organic components or even organisms and to master them technically. The research and development field of Synthetic Biology is currently still characterized by great uncertainty. However, a novel transdisciplinarity between biosciences, engineering sciences and bioinformatics can be identified as a largely shared basis, which pursues the goal of constructing artificial systems based on biological or biochemical elements. Through the formative intervention in the living, a new interface between inanimate and animate matter seems to emerge, which in the products of Synthetic Biology blurs supposedly clear boundaries between the natural and the artificial, opens up a further instrumental view of the living, and beyond that changes the position of humans as actors and objects of Synthetic Biology. The progress report structures the debate on Synthetic Biology from a scientific, legal and ethical perspective. General innovation and risk potentials of Synthetic Biology are discussed as well as specific critical application contexts, but also corresponding strategies and regulations for risk reduction. In addition, natural-philosophical classifications of Synthetic Biology and normative discourses on how to deal with it in asocially acceptable way are reflected upon.

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