Open Access BASE2003

'Region Indischer Ozean' : Illusion oder Realität?

Abstract

Die vorliegende Dissertation stellt aus einer neorealistisch-kognitiven Sicht eine Erklärung für das regelmäßige Scheitern von Regionalisierungsmaßnahmen im Indischen Ozean vor und legt dar, wie ihnen dennoch zum Erfolg verholfen werden könnte. Der zugegebenermaßen nicht gerade bescheidene Zweck dieser Erklärung wiederum besteht in der Hoffnung, dadurch den ins Stocken geratene Regionalisierungsprozeß auf realistischer Basis wieder in Gang zu setzen. Die zentrale These dieser Arbeit lautet, daß Regimebildungs- und Regionalisierungsversuche im Indischen Ozean regelmäßig scheitern, weil der Rahmen dieser Initiativen falsch gewählt wurde: der Indische Ozean ist nach Ansicht des Autors in der Perzeption der beteiligten maßgeblichen Akteure keine eigenständige Region, daher kann es auch keine erfolgreiche Regimebildung auf der Ebene des Indischen Ozeans geben. Nach dem Wissensstand des Verfassers wurde diese These bisher noch nicht vertreten, vielmehr wurde (und wird) von der epistemischen Gemeinschaft der 'Indik-Experten' als treibender Kraft hinter den erfolglosen Regionalisierungsbemühungen die Existenz einer eigenständigen Region stillschweigend vorausgesetzt. Indem sie diese stillschweigende Übereinkunft kritisch hinterfragt und letztlich auch als fehlgeleitet entlarvt, betritt diese Dissertation wissenschaftliches Neuland. Es wird sich im Verlauf der Untersuchungen zeigen, daß Regionalisierungsversuche im Indischen Ozean, die ihn komplett abdecken sollen, tatsächlich auf Sand gebaut sind. Es wird sich aber auch zeigen, daß eine Regionalisierung im Indischen Ozean nicht unmöglich ist, wenn man den korrekten geographischen Rahmen wählt: In seinem nördlichen Teil � dem Golf von Bengalen und der Arabischen See � sind aufgrund des sicherheits- und wirtschaftspolitischen Interesses Indiens als eines hegemonialen Staates nachhaltige Regionalisierungsimpulse wahrnehmbar, die sich mittlerweile auch auf die Arabische See ausgedehnt haben. Tatsächlich besteht bezüglich des Golfs von Bengalen sogar Grund für verhaltenen Optimismus. Die Quintessenz dieser Dissertation lautet daher, daß die epistemische Gemeinschaft als bisher wichtigster Impulsgeber und Ideenlieferant gut beraten wäre, sich in den nächsten Jahren vornehmlich mit dieser maritimen Subregion zu beschäftigen und den dortigen, noch recht zaghaften Prozeß nach Kräften zu fördern. Die Vorgehensweise dieser Dissertation schließt sich metatheoretisch und methodisch weitgehend an das Vorgehen Barry Buzans an, der für den asiatisch-pazifischen Raum die � perfekt auf den Indischen Ozean übertragbare � Frage stellte: "Asia-Pacific: what sort of region in what sort of world?" Buzan stellt als Kriterien für das Vorhandensein einer "Region für sich" das Vorhandensein von gemeinsamen Merkmalen (shared characteristics), geordneter Interaktionen (patterned interactions) und gemeinsamen Perzeptionen (shared perception) heraus.

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