Open Access BASE2020

Säkularisierungstendenzen in der Spätantike?: Spätantike Transformationsprozesse aus religionssoziologischer Perspektive

Abstract

Vergleichen wir soziokulturelle, religiöse und gesellschaftliche Prozesse der Moderne mit denen der ersten Jahrhunderte nach Christus, so lassen sich strukturelle Ähnlichkeiten aufzeigen, die auf einem grundsätzlichen Plausibilitätsverlust der offiziell anerkannten Religion basieren. Für die Moderne wird dieser religiöse Wandel bzw. Rückgang im Säkularisierungsparadigma und in einer Vielzahl an soziologischen Thesen fassbar gemacht, die im Gefolge von Max Webers Arbeiten entstanden sind. Für die Spätantike ließe sich die Frage stellen, ob bzw. wie man dieses bereits bestehende Instrumentarium auch für weitergehende soziologische Einsichten über die Spätantike nutzbar machen kann. Um die Vergleichbarkeit beider Epochen theoretisch zu ermöglichen und zugleich inhaltlich einzugrenzen, soll zunächst eine modifizierte, rein funktional verstandene Säkularisierungsthese erarbeitet werden. Aufbauend auf dieser Grundthese können dann moderne religionssoziologische Fragestellungen zum Wandel des Religiösen, die sich mit Säkularisierungsphänomenen auseinandersetzen, auf die ersten Jahrhunderte n. Chr. verlängert werden, um diese für eine weiterführende Analyse zu nutzen. Im analytischen Hauptteil werden Thesen von Soziologen wie Max Weber, Emile Durkheim oder Niklas Luhmann als hermeneutische Schlüssel zu frühchristlicher Literatur, Epigraphik und Archäologie in dem Sinne ausgeweitet, als dass strukturelle Beobachtungen, die den religiösen Wandel und dessen Folgen für die moderne Gesellschaft betreffen, als Frage formuliert auch an frühchristliches Quellenmaterial gerichtet werden. Da sich die Thesen auf moderne Transformationsprozesse beziehen, wird auch in der Spätantike nur der Zeitraum der Anfechtung der bisher öffentlich anerkannten (römischen) Religion bis zur Etablierung der neuen (christlichen) Religion betrachtet. Die Konstantinische Wende, mit der das Christentum zur öffentlich anerkannten Religion avanciert, soll als Endpunkt für die Quellenarbeit gelten. Anliegen der Arbeit ist die Sichtbarmachung gesellschaftlicher Transformationsprozesse in der Spätantike, die durch eine sukzessive Abkehr vom Römischen Kult und der Hinwendung zum Christentum provoziert wurden; soziologische Thesen zum modernen Religionsverlust bzw. -wandel bieten dafür neue Perspektiven und Fragen, die auch rückwirkend auf die Moderne fruchtbringend sein können. Ein erwartetes Ergebnis dieses strukturellen Vergleichs ist ein Katalog soziologischer Kategorien, mit denen sich soziokulturelle, religiöse und gesellschaftliche Prozesse auch in der Spätantike benennen lassen.:I. Einleitung 1 II. Theoretische Grundlegung 1. Säkularisierung als analytisches Grundkonzept 5 1.1. Säkularisierungstheorie 5 1.2. Begriffliche Anmerkungen 10 1.2.1. Der Begriff Säkularisierung 10 1.2.2. Der Begriff Religion 14 1.2.3. Möglichkeiten einer Definition von Religion 15 1.3. Zwischenbemerkungen 19 1.3.1. Charakteristika der antiken religio 19 1.3.2. Theologisch-politisches Problem 22 1.4. Schlussfolgerungen für eine modifizierte Säkularisierungsthese 24 III. Methodische Grundlegung 2. Weiteres Vorgehen 27 2.1. Feingliederung der Kapitel 28 2.1.1. Émile Durkheims funktionale Religion 28 2.1.2. Max Webers Gemeinschaftskult und Kult des Einzelnen 31 2.1.3. Michel Foucaults Heterotopien 33 2.1.4. Niklas Luhmanns Verständnis des Symbols 35 IV. Hauptteil 3. (A) Émile Durkheims funktionale Religion 38 3.1. Die antike nichtchristliche und christliche religio 38 3.1.1. Forschungsgeschichtliche Vorbemerkungen 38 3.1.2. Methodische Vorbemerkungen 40 3.1.3. Vorgehen 41 3.2. Funktionen der antiken nichtchristlichen religio 42 3.2.1. Religio und antike polis 42 3.2.2. Kultus, Fest und Riten 45 3.2.3. Antikes Recht 47 3.2.4. Herrscher und Beamte 52 3.2.5. Heiligtümer und Priesterschaften 55 3.3. Funktionen der frühchristlichen religio 59 3.3.1. Vorbemerkungen 59 3.3.2. Poleis und christliche Gemeinden 61 3.3.3. Taufe und Sittlichkeit 63 3.3.4. Kult, Riten und Feste 67 3.3.5. Rechtsverständnis 72 3.3.6. Herrschaftsverständnis 76 3.3.7. Tempelkritik und Kirchen 81 3.3.8. Christliches Priestertum 85 3.4. Zusammenfassender Vergleich 90 4. (B) Max Webers Gemeinschaftskult und Kult des Einzelnen 93 4.1. Vorbemerkungen 93 4.1.1. Etymologische Hinweise 93 4.1.2. Forschungsgeschichtliche Hinweise 94 4.2. Kollektive und individuelle Anteile der antiken nichtchristlichen religio 96 4.2.1. Kollektiver Kult in der antiken religio 96 4.2.2. Individueller Kult in der antiken religio 100 4.3. Kollektiv und Individuum im Frühchristentum 107 4.3.1. Kollektiv und Individuum im Frühchristentum als Forschungsthema 107 4.3.2. Kollektive Anteile der frühchristlichen religio 114 4.3.3. Individuelle Anteile in der frühchristlichen religio 119 4.3.3.1. Frühchristliche Taufe 121 4.3.3.2. Frühchristliches Martyrium 123 4.3.3.3. Askese im frühen Christentum 127 4.3.3.4. Frühchristliche Wandermissionare 131 4.4. Zusammenfassender Vergleich 134 5. (C) Michel Foucaults Heterotopien 137 5.1. Vorbemerkungen 137 IV 5.1.1. Inhaltliche Hinweise 137 5.1.2. Etymologische Hinweise 137 5.1.3. Methodische Hinweise 139 5.2. Heterotopien und antike Gesellschaften 141 5.2.1. Mögliche Heterotopien in der Antike 141 5.2.1.1. Fest 142 5.2.1.2. Theater und Spiele 143 5.2.1.3. Tempel und Heiligtümer 144 5.2.1.4. Krieg und Feldzüge 145 5.2.1.5. Symposien 146 5.2.1.6. Nekropolen 148 5.3. Heterotopien und christliche Gemeinschaften 149 5.3.1. Mögliche Heterotopien im frühen Christentum 149 5.3.1.1. Eucharistie als Kultmahl 150 5.3.1.2. Hausgemeinde und Hauskirche 153 5.3.1.3. Frühchristliche Grabstätten 155 5.4. Zusammenfassender Vergleich 157 6. (D) Niklas Luhmanns Verständnis des Symbols 160 6.1. Vorbemerkungen 160 6.1.1. Etymologische Hinweise 160 6.1.2. Hinweise zu Luhmanns Symbolbegriff 164 6.2. Symbole in der nichtchristlichen Antike 169 6.2.1. Ringe als antike Symbole 169 6.2.2. Antike Strahlenkronen 172 6.2.3. Symbolischer Wert antiker Münzen 174 6.2.4. Nahrungsmittel als Symbole 177 6.2.5. Antike Tiersymbolik 180 6.3. Symbole im Frühchristentum 183 6.3.1. Frühchristliche Tiersymbolik 186 6.3.1.1. Fisch als frühchristliches Symbol 187 6.3.1.2. Tauben als Symbole 191 6.3.1.3. Maritime Symbole 194 6.3.1.4. Anker als frühchristliches Symbol 195 6.3.1.5. Schiffe als frühchristliche Symbole 198 6.3.1.6. Kreuz als frühchristliches Symbol 201 6.4. Zusammenfassender Vergleich 207 V. Schlussteil 7.1. Auswertung des Hauptteils und Ergebnisse 210 7.1.1. Summarische Zusammenschau des Hauptteils 211 7.1.1.1. Émile Durkheims funktionale Religion 211 7.1.1.2. Max Webers Gemeinschaftskult und Kult des Einzelnen 212 7.1.1.3. Michel Foucaults Heterotopien 214 7.1.1.4. Niklas Luhmanns Verständnis des Symbols 215 7.2. Mögliche Thesen 216 7.3. Weiterführende Fragen 218 Literaturverzeichnis 220 1. Monographien, Aufsätze, Onlinequellen 220 2. Artikel in Lexika und Nachschlagewerken 242 3. Quellen und Übersetzungen 244 3.1. Quellensammlungen 248 3.2. Editions- und Übersetzungsreihen 248 Anhang Selbstständigkeitserklärung 250 Lebenslauf der Verfasserin 251

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