Open Access BASE2004

OPEC hält Ölpreise auf hohem Niveau: Neuorientierung ihrer Preispolitik?

Abstract

Im Jahre 2003 betrug der Durchschnittspreis für OPEC-Rohöl gut 28 US-Dollar je Barrel, der höchste Stand seit fast 20 Jahren. Das lag vor allem daran, dass das Angebot relativ knapp blieb; so konnten die zu Beginn des Jahres sehr niedrigen Lagerbestände an Rohöl und Mineralölprodukten bis Ende 2003 nicht auf ein normales Niveau angehoben werden. In den USA sanken die kommerziellen Vorräte Anfang 2004 sogar unter den Stand, der bisher für eine reibungslose Ölversorgung der amerikanischen Industrie als notwendig erachtet wurde. Im ersten Halbjahr wurden die Produktionseinbrüche aufgrund des Generalstreiks in Venezuela und des Krieges im Irak durch Produktionssteigerungen in anderen OPEC-Mitgliedsländern noch weitgehend kompensiert, und die Ölbestände konnten bis zum Sommer leicht aufgestockt werden. In der zweiten Jahreshälfte hat die OPEC aber dafür gesorgt, dass die Ölgewinnung weniger stark zunahm als die Ölnachfrage. Am 24. September 2003 beschloss sie, die Ölgewinnung von November an zu senken, obwohl die Preise für OPEC-Rohöl zum Zeitpunkt der Konferenz mit etwa 25 US-Dollar je Barrel in der Mitte des offiziellen Zielkorridors von 22 bis 28 US-Dollar lagen. Die Produktion der meisten OPEC-Länder war im vierten Quartal zwar deutlich höher, als es den vereinbarten Quoten entsprach. Dennoch überschritten die Rohölpreise gegen Ende des Jahres wieder den oberen Rand dieses Zielkorridors und hielten sich dort bis Anfang Februar 2004, ohne dass die OPEC darauf mit Produktionssteigerungen reagierte. Auf ihrer außerordentlichen Konferenz am 10. Februar in Algier haben die OPECÖlminister trotz anhaltend hoher Rohölpreise beschlossen, die Produktionsquoten zum 1. April 2004 um 1 Million Barrel pro Tag (mbd) auf 23,5 mbd zu senken. Diese Entscheidung dürfte dazu beitragen, dass sich die Rohölpreise zunächst weiter am oberen Rand des offiziellen Preiskorridors bewegen werden. Dieses Verhalten wurde von einigen Ölministern der OPEC mit dem gesunkenen Wechselkurs des US-Dollar begründet. Dies lässt vermuten, dass die OPEC inzwischen ihr Preisziel eher am Euro orientiert und insofern den Preis auf Dollarbasis implizit erhöht hat (Abbildung 1).

Sprachen

Deutsch

Verlag

Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

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