Einfach komplex? Die Übersetzung politikwissenschaftlicher Komplexität in die Gesellschaft
In: Zeitschrift für Politikwissenschaft: ZPol = Journal of political science, Band 30, Heft 3, S. 379-399
Abstract
ZusammenfassungDer Artikel diskutiert die Herausforderungen des Transfers politikwissenschaftlicher Komplexität in die Gesellschaft. Wir unterscheiden dafür zwischen den drei idealtypischen Modellen a) einer Vereinfachung von Komplexität, b) der Abbildung von Komplexität sowie c) der Übersetzung von Komplexität. Die Anforderungen an das dritte Modell einer Übersetzung politikwissenschaftlicher Komplexität entwickeln wir anhand fachdidaktischer Diskussionen der Politischen Bildung, die wir Subdisziplinen-übergreifend mit dem Beispiel unternehmerischer Menschenrechtsverantwortung aus der Global-Governance-Forschung verbinden. Der reflexiven Politischen Bildung entnehmen wir Multiperspektivität, die Offenlegung und Begründung normativer Maßstäbe, eine subjektorientierte Mündigkeit der Adressat/-innen und das Aushalten von Spannungsfeldern, um Bildungsprozesse zu organisieren. Die Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzung von Komplexität zeigen wir anhand der Weiterentwicklung einer menschenrechtlichen Unternehmensverantwortung auf globaler Ebene auf. Dieses Feld ist von Spannungen zwischen einem hohen Grad an (rechtlicher, wirtschaftlicher und politischer) Komplexität und einem Bedürfnis nach einfachen Antworten gekennzeichnet. Eine zentrale Stärke der Übersetzung von Komplexität skizzieren wir darin, dass sie einen Startpunkt für gesellschaftliches Denken und Handeln anbietet, statt dieses durch Dichotomien, Vorenthalten von Wissen, Überforderung oder vorgegebene Antworten abzuschneiden. So kann die Übersetzung von politikwissenschaftlicher Komplexität gesellschaftliche Denk- und Handlungsmöglichkeiten ausbauen.
Sprachen
Deutsch
Verlag
Springer Science and Business Media LLC
ISSN: 2366-2638
DOI
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