Geschlechtsspezifische Identitätsentwicklung und bulimisches Essverhalten bei Jugendlichen
In: Zeitschrift für Sozialpsychologie, Band 35, Heft 2, S. 67-82
Abstract
Zusammenfassung: Bulimische Essstörungen werden fast ausschließlich bei Frauen diagnostiziert. Es wird angenommen, dass sozialpsychologische Faktoren - insbesondere stereotype Vorstellungen, die mit dem Geschlecht bestimmte Persönlichkeitseigenschaften verknüpfen - das Essverhalten beeinflussen und Essstörungen verursachen können. Wir vermuten, dass die Unterdrückung von maskulinen Eigenschaften bulimisches Essverhalten hervorruft. Um diese Hypothese zu prüfen, wurde die Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung von geschlechtstypischen Eigenschaften und dem persönlichen Idealbild bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren ermittelt und als Ursache von niedrigem Selbstwertgefühl und bulimischen Symptomen untersucht. Die Daten wurden in einer anonymen Fragebogenstudie erhoben und mit Strukturgleichungsmodellen analysiert. Mit zunehmendem Alter wurde die Diskrepanz zum Idealbild in Bezug auf maskuline Eigenschaften bei Mädchen größer, während die feminine Diskrepanz in beiden Geschlechtsgruppen kleiner wurde. Unabhängig vom Geschlecht wurde bulimisches Essverhalten durch maskuline Diskrepanzen indirekt verursacht, via Selbstwertgefühl und Diäten zur Gewichtsreduktion.
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