Oniomanie: Eine psychiatrie-historische Perspektive
In: Sucht: Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis, Band 69, Heft 4, S. 200-206
Abstract
Zusammenfassung: Zielsetzung: Psychiatriehistorische Betrachtung der Begriffsbildung und nosologischen Einordnung der "Oniomanie". Methodik: Fokussierter narrativer Überblick. Ergebnisse: Der Begriff "Oniomanie" wurde vermutlich im 19. Jahrhundert von dem französischen Psychiater Magnan geprägt und später vor allem mit Kraepelin in Verbindung gebracht. Kraepelin und Bleuler beschrieben die "Oniomanie" in kurzen Absätzen ihrer psychiatrischen Lehrbücher. Die nosologische Zuordnung geschah zunächst im Rahmen der "Entartungslehre" des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts sprach Kraepelin von "krankhaften Trieben", Bleuler in Anlehnung an Kraepelin von "impulsivem Irresein", später von "psychogenen Störungen" und von "krankhaften Reaktionen thymopsychischer Art". Der Begriff "Oniomanie" wird in der aktuellen Literatur kaum noch gebraucht. Stattdessen werden Bezeichnungen wie z. B. "Kaufsucht", "pathologisches Kaufen" oder "zwanghafte Kauf-Shopping-Störung" bevorzugt. In der ICD-11 wird die "compulsive buying-shopping disorder" als ein Beispiel für eine sonstige näher bezeichnete Störung der Impulskontrolle genannt. Neuropsychologische Befunde sprechen für eine Einordnung als Verhaltenssucht. Schlussfolgerungen: Der Begriff "Oniomanie" wurde vor mehr als 100 Jahren geprägt und kann als Vorläufer der ICD-11 Bezeichnung "zwanghafte Kauf-Shopping-Störung" gesehen werden. Aktuell sieht man die Störung nosologisch entweder bei den Impulskontrollstörungen oder Verhaltenssüchten angesiedelt.
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